Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
deinen Geldbeutel gesehen! Du hast noch Kreditkarten.«
Er zierte sich noch ein wenig, doch sie kriegte ihn herum.
»Du kannst dir an der Bar Wertmarken holen. Komm schon – du weißt doch, dass ich die Beste bin«, sagte sie, besaß aber immerhin den Anstand, mir zuzuzwinkern.
»Wir sollten gegeneinander antreten«, sagte ich in die Runde hinein. »Crystal gegen Viva, und ihr entscheidet, wer gewinnt!«
Wir nahmen sie einen nach dem anderen mit in den Privatbereich, und Crystal und ich tanzten nebeneinander jedem Einzelnen vor. Das war ein hübscher Verdienst, und ungefähr eine Stunde später hatten wir ihre Kreditkarten ausgereizt, und es stand unentschieden.
Ich holte mir ein Glas Wasser mit Eis an der Bar, trank es zügig aus und sah mich nach einem weiteren Opfer um. Von Karim fehlte nach wie vor jede Spur.
Plötzlich stand Dylan neben mir, seine massige Erscheinung warf einen Schatten auf mich. »Fitz will mit dir reden.«
Ich folgte ihm in die Loge, in der sie saßen. Zwei Männer hatten sich zu der Gruppe gesellt, auch Caddy saß rechts von Fitz und nippte Champagner. Sie lächelte mich an und zwinkerte mir zu.
»Viva! Komm, setz dich zu uns«, rief Fitz, als er mich sah, und klopfte auf den Platz neben sich. »Jungs, darf ich vorstellen, die bezaubernde Viva. Sie arbeitet erst seit ein paar Wochen hier.«
Fitz schenkte mir ein Glas Champagner ein, ich begrüßte die anderen am Tisch und fragte mich dann, ob irgendwer Caddys Stammgast war. Ich wollte ihr nicht ins Gehege kommen.
»Und, Viva, amüsierst du dich?«, fragte Fitz.
»Oh, natürlich«, sagte ich. »Es ist, als würde man sich jede Woche prächtig mit Freunden amüsieren.«
Das war nicht übertrieben. Bisher hatte ich mich noch jeden Abend amüsiert, vor allem, wenn ich mit Caddy arbeitete. Die Kehrseite der Medaille war allerdings, dass es mir am Montagmorgen verdammt schwerfiel, aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Doch abgesehen davon amüsierte ich mich wirklich prächtig. Und verdiente noch Geld dabei.
»Das ist gut«, sagte Fitz. »Ich freue mich, wenn meine Mädchen sich wohlfühlen.«
»Viva«, sagte Caddy. »Dein Kumpel ist gerade gekommen.«
Ich folgte ihrem Blick und sah Karim an der Bar. Er beobachtete mich, eine gewisse Erregung erfasste mich. Ich winkte ihm zu. »Würdet ihr mich entschuldigen?«
»Natürlich«, sagte Fitz. »Wir halten dich nicht auf.«
Ich ging zur Bar und setzte mein schönstes Viva-Lächeln auf.
Karim war mein erster Stammkunde. In den kommenden Wochen sollten noch einige dazukommen, doch mit ihm verdiente ich am meisten. Manche Kunden, und dazu gehörte auch Karim, wurden gute Freunde. Es waren Menschen, die ich mochte, denen ich vertraute und die ich respektierte. Und wie Caddy so schön gesagt hatte: Je mehr Stammkunden ich hatte, desto einfacher wurde es, viel Geld zu verdienen.
13
Mitte Januar war es ruhig im Club, und zum ersten Mal langweilte ich mich.
Es kamen so wenige Kunden, dass die Mädchen fast in der Überzahl waren. Ich saß an der Bar, unterhielt mich mit einem von Caddys Stammgästen und versuchte ihn zu überreden, auf einen lap dance mitzukommen. Er war so betrunken, dass er kaum stehen konnte; es war harte Arbeit, sich mit ihm zu unterhalten.
»Wo ist Kitten heute Abend?«, fragte er mich zum dritten Mal und hauchte mich an.
»Im Urlaub«, erklärte ich erneut. »Nächste Woche ist sie wieder zurück, Pete. Ich habe ihr versprochen, mich in der Zwischenzeit gut um dich zu kümmern, wenn du mitkommst …«
Aus dem Augenwinkel sah ich Dylan, der durch den Raum auf mich zukam. Er stellte sich auf Petes andere Seite, und Tracey servierte ihm einen Drink.
Kurz darauf wankte Pete zu den Herrentoiletten, und ich wandte mich wieder meinem Glas Wasser zu.
»Ist ziemlich ruhig heute Abend«, sagte ich zu Dylan.
»Das ist im Januar immer so«, antwortete er. »Erst wenn sie ihr nächstes Gehalt kriegen, kommen sie wieder. Wie dem auch sei, ich habe dich gesucht, weil Fitz mit dir reden will.«
Ich fragte mich, ob ich in Schwierigkeiten war, dann folgte ich Dylan die Treppe hinauf und versuchte auf meinen High Heels das Gleichgewicht zu halten. Oben hörte ich Stimmen und Gelächter, das durch die schweren Vorhänge und Teppiche gedämpft auf den Flur drang.
»… wie gesagt, er muss begreifen, wer zuständig ist …«
»… diesmal nicht, nicht nach dem, was vorgefallen ist …«
»… hör mal, Boss, das ist verdammt noch mal nicht in einer Stunde zu schaffen. Gib uns
Weitere Kostenlose Bücher