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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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etwas, worauf ich mich freuen konnte: Kent, den Medway und die Revenge of the Tide .

30
    Das Polizeirevier in Gillingham befand sich in einem großen Neubau und hätte ebenso gut ein Bürogebäude, eine Schule oder ein College sein können.
    Man führte mich in das Vernehmungszimmer, in dem ein Tisch und vier gepolsterte Stühle standen. An der Wand hing ein Aufnahmegerät, darüber befand sich ein Fenster, so hoch, dass man nicht hinaussehen konnte. Der Raum war ziemlich klein.
    Ich saß ungefähr eine halbe Stunde alleine dort, bis Bever ley Davies und Jamie Newman endlich zurückkamen und mir gegenüber Platz nahmen. Die Vernehmungszimmer, die ich im Fernsehen gesehen hatte, sahen anders aus; sie wirkten dunkel und schummrig und hatten eine Lampe, die das Gesicht der Beamten grell ausleuchtete. Im Moment kam ich mir eher vor wie bei einem Vorstellungsgespräch. Ich richtete mich auf und versuchte mich zu konzentrieren.
    »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten«, sagte Davies. »Wollen Sie etwas trinken? Einen Kaffee vielleicht?«
    »Nein, danke. Bin ich verhaftet?«
    Jamie Newman schaltete sich ein. »Nein, das sind Sie nicht. Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Und das geht auf offiziellem Weg leichter.«
    Beverley Davies fuhr fort: »Wir möchten gerne mit Ihnen über Candace Smith reden, die Frau, die tot im Fluss neben Ihrem Boot gefunden wurde.«
    »Ja.«
    »Meinem Kollegen haben Sie gesagt, Sie hätten sie nicht erkannt – ist das richtig?«
    »Es war dunkel, ich war gerade erst aufgewacht, und sehr viel mehr als einen Körper und ein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Erst später ist mir eingefallen, dass die Leiche Caddy ähnlich sah.«
    »Aber dieses Detail haben Sie weder Carling noch sonst irgendeinem Polizeibeamten von Kent mitgeteilt.«
    »Nein, das war auch nur so ein Gedanke. Ich wollte sie nicht auf eine falsche Fährte führen. Als Carling mir erzählt hat, dass es sich um Caddy handelt, war ich schockiert, dass es jemand war, den ich kannte.«
    »Wie haben Sie Candace kennengelernt?«
    »Bei der Arbeit.«
    »Bei welcher Arbeit?«
    Ich sah beide an, ihre ruhigen, teilnahmslosen Gesichter. Sie warteten darauf, dass ich einen Fehler machte, ihnen etwas verriet, das sie noch nicht wussten. Es war nervenaufreibend, ihren nächsten Schachzug vorauszusehen.
    »Ich habe in meiner Freizeit getanzt. Sie war Tänzerin in dem Club, in dem ich auch gearbeitet habe.«
    »Und wie heißt der Club?«
    »Barclay.«
    »Wie lange haben Sie dort gearbeitet?«
    »Ungefähr sieben Monate.«
    Jamie Newman schrieb mit. Er hatte den Notizblock auf den Schoß gelegt, damit ich nicht sah, was er notierte. Er um klammerte seinen Kugelschreiber. »Waren Sie mit Candace befreundet?«
    Ich zögerte einen Augenblick. »Wenn Sie so wollen, ja. Auch wenn das nicht unbedingt ein Ort ist, an dem man Freundschaften schließt. Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.«
    »Sie wurden auf Ihrem Boot überfallen«, sagte Davies nach einer Weile.
    »Ja.« Ich fragte mich, ob Carling ihr alles erzählt hatte, ob er unsere Unterhaltung Wort für Wort weitergegeben, sich vielleicht sogar Notizen gemacht oder sie aufgenommen hatte. Wusste sie, dass er die Nacht bei mir verbracht hatte? War es ihm gelungen, wenigstens das für sich zu behalten?
    »Was wollten die von Ihnen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie müssen doch irgendeine Ahnung haben.«
    »Vermutlich haben sie nach etwas gesucht. Ich weiß aber nicht, wonach.«
    »Warum gehen Sie davon aus?«
    Ich holte tief Luft, versuchte ruhig zu bleiben, mich zu beherrschen.
    »Weil sie das Boot auf den Kopf gestellt haben, deshalb. Sie sind an Bord gekommen und haben das Unterste zuoberst gekehrt. Also haben sie entweder etwas gesucht und es nicht gefunden oder hatten einfach Lust, alles auf den Kopf zu stellen.«
    »Und warum haben Sie das nicht gemeldet?«, fragte Davies.
    Darauf hatte ich keine Antwort. Ich wusste jetzt, warum das Fenster so hoch lag. Läge es tiefer, hätte ich hinaus in die frische Luft, Bäume und Menschen sehen können, die ihrem Alltag nachgingen. Doch ich sah nur ein Fleckchen bewölkten Himmel. Wie gerne wäre ich dort draußen gewesen! Wäre das Fenster auf normaler Höhe gewesen, hätte ich mir vielleicht überlegt, mich hinauszustürzen. Vermutlich war ich nicht die Erste, die über so etwas nachdachte.
    »Genevieve, warum haben Sie das nicht gemeldet? Bitte beantworten Sie unsere Frage.«
    »Ich weiß es nicht. Es erschien mir irgendwie

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