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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Jacobs
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Mitte ihres Kinderzimmers gehuscht kam. »Geh zurück in dein Bett«, hatte Aimee dann immer gemeckert und war zur Seite gerutscht, um ihr Platz zu machen. »Du kannst nicht die ganze Nacht hier schlafen.« Aber natürlich durfte Sabrina immer bleiben: Sie war das Baby. Und morgens schleppte Aimee sie dann zurück in ihr Bett, bevor Gus sie beide wecken kam. Guten Morgen, Mommy, sagte Sabrina dann immer. Es geht uns gut. Sehr gut sogar.
    Aimee blickte nicht von ihrem Bildschirm auf, als Sabrina anfing, den Koffer ihrer Schwester zu durchwühlen. »Hast du noch ein extra Oberteil?«, fragte sie, obwohl sie längst eins in der Hand hielt. »Ich habe nur meine Pyjamahose mitgebracht.«
    Natürlich konnte Sabrina einen zur Weißglut bringen. Sie war hilfsbedürftig, verwöhnt und ließ sich nicht darin beirren, alles nur auf sich zu beziehen. Manchmal überraschte es Aimee, wie sehr sie ihre Schwester manchmal verabscheute, diese Wut, die in ihr aufflammte, wenn Gus eine weitere Unbesonnenheit ihrer Schwester entschuldigte. Doch mit der gleichen Intensität war sie besorgt darüber, wie sprunghaft Sabrina war, dass sie sich immer nur von ihren Gefühlen leiten ließ und nie etwas durchdachte. Sie würde mit jedem mitgehen, der nett zu ihr war.
    Aimee hatte sie immer wie ein Habicht bewacht, als sie beide noch klein waren und Gus ins Einkaufszentrum oder in den Supermarkt begleiteten. Sie rechnete immer damit, dass Sabrina sich von irgendetwas ablenken ließ und einfach weiterging, sich verlief oder von einem Fremden mitgenommen wurde. Dass sie verschwand und sie beide allein und verzweifelt zurückblieben. Und was dann?

    »Grabe ich wirklich allen anderen das Wasser ab?«, fragte Sabrina und öffnete eine Cremedose nach der anderen. Aimee spürte, wie sie eine Welle des Schuldgefühls durchströmte.
    »Das habe ich nicht so gemeint«, murmelte sie und ließ sich widerstandslos den kühlen grünen Brei der Maske ins Gesicht streichen. Im Grunde war sie froh, dadurch nicht mehr sprechen zu müssen.
    »Doch, das hast du«, beharrte Sabrina. »Du könntest Recht haben. Wer möchte so jemanden um sich haben?«
    Sie redete immer weiter - über Billy, über Troy, über die Diskussion mit ihrer Mutter -, während sie weiter die Paste auftrug. Mittlerweile trug Aimee auch eine Duschhaube auf dem Kopf, damit ihr Haar die Proteine und Nährstoffe der Packung besser aufnehmen konnte, die es zum Glänzen bringen sollten.
    »Hältst du es für möglich, einen Mann zu lieben und einen anderen trotzdem zu wollen?«, fragte Sabrina.
    »Vielleicht«, sagte Aimee. »Aber du musst aufhören, die Männer zu vergleichen. Sie sind nicht austauschbar.«
    »Am Anfang ähneln sich alle Beziehungen«, sagte Sabrina. »Dieses aufregende Gefühl des Neuen und Unbekannten. Allein beim Sex.«
    »So genau wollte ich es gar nicht wissen!«, erwiderte Aimee.
    »Ich kann nicht begreifen, wie sie es alle mit dir aushalten.« »Billy sagt, er mag mich, weil ich kreativ bin und bereit,
    Risiken einzugehen«, sagte Sabrina stolz. »Er spornt mich aber auch sehr an.«
    »Ich bin ja nicht so sicher, was du da mit meinem Haar anstellst«, grummelte Aimee.
    Sabrina tat so, als hätte sie das nicht gehört. Sie genoss es, ihre ältere Schwester auf eine Weise zu verwöhnen, für die Aimee sich selbst nie die Zeit nehmen würde. In der sechsten
Klasse hatte sie einmal Aimees Schultasche mit gold- und orangefarbenen Pailletten verziert. Ihre Mühe stieß allerdings auf wenig Begeisterung.
    »Denkst du, ich bin liebenswert?«, fragte sie. Aimee konnte nicht antworten, da sich ihr Gesicht unter der ausgehärteten Maske ganz starr anfühlte.
    Aber sie hätte ohnehin keine direkte Antwort darauf geben wollen. Das wäre zu viel des Guten. Stattdessen ärgerte sie sich lieber ein bisschen über ihre Schwester, die so schamlos nach Komplimenten fischte. Nett zu sein fühlte sich eben manchmal zu sehr nach Schwäche an. Und Aimee hatte hart daran gearbeitet, immer stark zu sein.
    Sie lief ins Bad, um die Maske abzuspülen. Als sie zurückkam, lag Sabrina bereits unter der Bettdecke. Sie hatte sich sämtliche Kissen geschnappt und Aimee nur ein einziges übrig gelassen.
    »Typisch«, sagte sie und schaltete das Licht aus. Der Computerbildschirm auf dem Schreibtisch leuchtete immer noch.
    »Du bist froh, dass ich hier bin, nicht wahr?«, flüsterte Sabrina im Halbschlaf.
    »Nein«, antwortete Aimee. »Und wehe, du schnarchst. Das kann ich nicht ausstehen.«

22. Kapitel

    Es

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