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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Jacobs
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wer.«
    »Möchtest du nicht wissen, wer hinter dir steht, Oliver?«, fragte Gary.
    »Ist mir total egal«, antwortete Oliver. »Hauptsache, ich bin raus hier.«
    Die Gruppe kicherte, und Gary legte ernst den Zeigefinger
an die Lippen. »Darüber scherzt man nicht«, sagte er. »Wir lernen, einander zu vertrauen.«
    »In die Arme von jemandem zu fallen, sagt nichts über Vertrauen aus«, widersprach Hannah. »Es bedeutet lediglich, dass der andere dich nicht fallenlässt, solange jemand zuschaut. Das ist etwas anderes.«
    Gary zeigte auf Carmen, Gus und Porter und winkte sie zu sich heran.
    »Warte, bis du dran bist, Oliver«, sagte Gary. »Also gut, Carmen, schließ die Augen und lass dich nach hinten in die Arme von Gus und Porter fallen.« Er rieb sich vor Vergnügen die Hände. »Alle anderen, ihr versammelt euch drum herum und sprecht ihr Mut zu.«
    Alan lehnte sich eifrig in seinem Stuhl nach vorn.
    »Du schaffst das, Gus«, sagte er.
    »Meintest du nicht vielmehr: ›Du schaffst es, Carmen .‹?« Carmen zog einen Schmollmund.
    »Natürlich«, versicherte Alan. »Ihr werdet das beide ganz großartig machen.«
    »Muss das wirklich sein?«, setzte Aimee an.
    »Wir sind gut, wir sind gut«, feuerte Gary die erste Gruppe an. »Nichts wie ran, Carmen.«
    Diverse Szenarien schossen Carmen durch den Kopf. Bei allen landete sie auf dem Boden. Unsanft.
    »Diese Leute wollten mich heute Morgen nicht mal beim Fangen freischlagen«, sagte sie. »Und jetzt soll ich mich von ihnen auffangen lassen? Sie müssen verrückt sein, Gary! Oder total naiv.«
    »Porter, würden Sie Carmen fallenlassen?«
    »Nein, sie ist eine echte Bereicherung für Esst, trinkt und genießt «, sagte er.
    »Und Sie Gus, würden Sie Carmen fallenlassen?«

    »Nein, würde ich nicht«, antwortete Gus. »Das wäre schließlich nicht richtig.«
    »Da haben Sie es, Miss Vega«, sagte Gary. »Gus und Porter haben versprochen, Ihnen eine sanfte Landung zu bescheren.« Carmen wirbelte herum, um Gus ins Gesicht zu sehen.
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich werde dich auffangen, Carmen.«
    »Warum sollte ich dir das glauben?«
    Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sich Carmen nicht im Mittelpunkt zu stehen. Inmitten dieser Gruppe zu sein, die alle nur darauf warteten, wie sie zu Boden ging, setzte sie enorm unter Druck. Gus war ungefähr die Letzte, die ihr einen Erfolg gönnen würde. Man konnte die Spannungen zwischen den beiden regelrecht spüren. Wie verrückt musste sie also sein, um sich auf Gus’ vages Versprechen hin fallenzulassen? Carmen hatte es sicher nicht durch Loslassen in ihrer Karriere so weit gebracht.
    »Wenn Sie statt Gus Oliver nehmen, dann tue ich es«, sagte sie.
    »Oh nein«, widersprach Gary. »Wir sind hier nicht bei Vertragsverhandlungen. Also keine Diskussion.«
    »Und was ist, wenn sie sich weigert?«, fragte Sabrina, die danach lechzte, aus diesem Raum herauszukommen. Billy hatte angerufen. Er war außer sich, nachdem ihr herausgerutscht war, dass Troy ebenfalls mit auf diesem Wochenende war. Billy regte sich zugegebenermaßen selten auf, aber er war wohl ziemlich sauer darüber, dass sie ihm diese Information vorenthalten hatte.
    »Wir bleiben so lange hier, bis sie es tut«, sagte Gary.
    In ihrem ganzen Leben hatte Carmen noch nie aus Angst vor etwas gekniffen. Und sie hatte ganz bestimmt nicht vor, jetzt damit anzufangen.

    »Madre mía«, jammerte sie und hielt sich die Ohren zu. Sie wollte wenigstens den Aufprall nicht hören, wenn sie auf den Boden aufschlug. »Ruft schon mal einen Chiropraktiker und einen Arzt«, kreischte sie, atmete tief durch und sammelte all den Mut, den sie schon so oft unter Beweis gestellt hatte - bei ihren ersten zaghaften Schritten auf dem Laufsteg, dem Anruf bei der Zulassungsstelle des Culinary Institute, dem überwältigenden Moment, als sie zum ersten Mal Gus’ Herrenhaus betrat und dachte, ihr würde das Herz in der Brust zerspringen - und ließ sich fallen.
    Sie erwartete das Zischen des Luftzuges im freien Fall, stattdessen spürte sie nur eine herrliche Leichtigkeit. Für den Bruchteil einer Sekunde, als ihr bewusst wurde, dass es für einen Rückzieher nun zu spät war, fühlte sie sich völlig frei. » Dios mío «, stieß sie leise hervor, und diese zwei Worte hatten mehr von einem Gebet, als alles, was sie seit Jahren gesagt hatte.
    Dann merkte sie, wie Porter und Gus sie hielten, wie ihre Arme durch die Wucht von Carmens Fall ein wenig nachgaben, sie dann aber aufrichteten.

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