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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Jacobs
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gutes Essen interessiert«, sagte er.
    »Manchmal habe ich diesen absurden Gedanken«, gestand Gus, »dass die Menschen, die jung sterben, sich einfach vor dem Schmerz und den Problemen des Lebens drücken, und uns andere zurücklassen, um die Scherben zusammenzukehren.«
    »Das mit deinem Mann tut mir leid«, sagte Oliver. »Aber
das ist doch längst nicht alles, was dich ausmacht. Die Situation gestern in der Sitzung war vielleicht schwierig, aber du hast zwei nette Töchter großgezogen.«
    »Aber alles andere als perfekt, fürchte ich.«
    »Sind wir das nicht alle?«
    »Entschuldigen Sie bitte, Gus?« Es war Priya, die leicht keuchend herangejoggt kam. Sie hatte diesen Gesichtsausdruck, den Gus nur zu gut kannte: große Augen und sehnsüchtiger Blick, als hoffe sie, von Gus ein Geheimnis über das Leben zu erfahren, das nur sie kannte. Gus hatte schon zuvor Fans wie sie getroffen, aber es waren nicht nur Fremde, die sie so anschauten. Gus hatte diesen Blick bereits bei Aimee und Sabrina gesehen, die auf den Treppenstufen saßen und darauf warteten, dass sie ihnen ihren Vater zurückbrachte. Auch bei Hannah, in jenem Sommer, als sie regelmäßig mit Pies bei ihr vorbeischaute. Und sogar bei Troy, als sie ihn besuchte, nachdem Sabrina auf seinen Gefühlen herumgetrampelt war. »Wirst du mich retten?«, fragte dieses Gesicht. »Kannst du alles wiedergutmachen?«
    Das Erstaunliche daran war, dass sie früher immer mühelos in diese Rolle geschlüpft war, als Christopher noch auf sie aufpasste. Gus war die Umhegte gewesen, aber es war ihr damals gar nicht bewusst. Und dann hatte es keine Vorbereitungszeit gegeben, kein Aufwärmen und Üben, sondern einen abrupten Wechsel. Christopher lag im Krankenhaus, und sie allein musste plötzlich alle Entscheidungen treffen. Irgendwann kam es dann so weit, dass sie Veränderungen und Krisen sogar begrüßte, große und kleine, im Leben aller um sie herum. Sie war sehr gut darin, die Ärmel hochzukrempeln und sich der Probleme anzunehmen. Bis dahin hätte sie das nie für möglich gehalten.
    Sie war gut darin, das Ruder in die Hand zu nehmen und sich um alles zu kümmern. Das war die bittere Pille: Christopher
hatte erst sterben müssen, damit sie das herausfand. Und sie hatte Jahre gebraucht, ihm das zu verzeihen.
    Sie hatte oft bereut, dass zu selten »Ich liebe dich« zwischen ihnen gesagt wurde. Dabei war es oft vorgekommen. Aber sie wollte es noch ein einziges Mal mehr hören. Einmal noch »Ich liebe dich«, eine einzige gemeinsame Nacht oder wenigstens eine Minute. Auch das hätte sie dankbar akzeptiert. Gus fing an, kleine Veränderungen durchzuführen - sie hörte auf, ihre Schuhe auf dem Boden des Kleiderschranks zu verteilen und benutzte stattdessen den Schuhständer, den Christopher gekauft hatte - und größere: Sie blieb bei einer Beschäftigung, auch nachdem der Reiz des Neuen verflogen war. Sie hegte eine verzweifelte, aber vage Hoffnung, dass sie einander wiedersehen würden. Aber sie hatte nicht die geringste Idee, wann das sein könnte.
    »Du wirst darüber hinwegkommen«, hatte ihre Mutter in den ersten Jahren nach Christophers Tod gesagt. Und wenn nicht? Was war, wenn sie diesen Punkt niemals erreichen würde? Sie vermisste das Zusammensein mit Christopher, seine Hände auf ihrem Körper. Und bei der Vorstellung, von einem anderen Mann berührt zu werden, bekam sie regelrecht Panik. Obwohl sie die Fantasie durchaus erregend fand.
    Stattdessen hatte sie versucht, ihr Bedürfnis nach einer Beziehung damit zufriedenzustellen, dass sie alle um sie herum umsorgte. Und es hatte funktioniert, eine Zeit lang zumindest. Nach achtzehn Jahren des Alleinseins war es jedoch zunehmend weniger befriedigend. Aber sie wusste, dass die anderen immer noch auf sie bauten.
    »Ich freue mich sehr, dass Sie hier sind«, sagte Gus zu Priya und tätschelte der Frau freundschaftlich den Arm. Sie wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt. »Sie haben ein hübsches Lächeln«, fuhr sie fort, bedeutete Oliver, sich zurückzuziehen,
und neigte sich näher zu Priya, um sich besser mit ihr unterhalten zu können.
     
    Sie streiften noch zwei Stunden umher, bis sie den Weg zurück in die Lobby fanden.
    »Gott sei Dank, dass Sie zurück sind«, begrüßte sie der Hotelmanager. »Wir stecken fürchterlich in der Klemme. Unser Chefkoch ist krank geworden, und wir haben zweihundert Vertriebsmitarbeiter zu einer Konferenz hier. Sie haben für ein ganz besonderes Menü bezahlt, aber der Koch hat

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