Wenn Frauen kochen
keine Notizen gemacht.«
»Was ist passiert?« Gus war ehrlich besorgt.
»Er ist vom Trampolin gestürzt und hat sich das Bein gebrochen«, informierte sie der Manager.
»Er könnte doch Anweisungen geben, während er auf einem Stuhl sitzt«, schlug Gus vor.
»Nein, es scheint wirklich ernst zu sein. Sie haben ihn mit dem Krankenwagen abgeholt und er wird nicht so schnell wieder zurück sein. Ich weiß, dass es eine absolute Zumutung ist, Mrs Simpson, da Sie hier Gast sind. Aber ich hatte gehofft, dass Sie uns vielleicht unter die Arme greifen könnten?«
»Sind Ihre anderen Köche alle da?«
»Natürlich«, sagte der Manager. »Sie sind auch mit dem normalen Menü vertraut und können sich um das Essen für die anderen Gäste kümmern. Aber die Konferenzteilnehmer … Ich will offen sein: Sie haben für etwas ganz Besonderes gezahlt.«
Gus beriet sich kurz mit Oliver. »Wir müssen sehen, was für Zutaten da sind, aber ich denke schon, dass wir aushelfen können.«
Sie winkte Gary zu sich. »Was sind Ihre Pläne für heute Nachmittag?«, fragte sie ihn.
»Wettrennen mit dreibeinigen Paaren«, antwortete er.
»Ja, Oliver und ich werden für Sie kochen«, sagte Gus sofort. Sie war heilfroh, damit weiteren albernen Spielchen zu entgehen. »Hannah, lauf zurück und schau, ob du Carmen auftreiben kannst. Sie und Aimee trödeln irgendwo auf diesem Wanderweg herum. Dem Rest von euch wünsche ich einen angenehmen Nachmittag mit Gary.«
Vier Stunden später stießen Gus, Carmen und Oliver mit einer Flasche Wein feierlich auf das beste Essen an, das sie je auf die Schnelle gekocht hatten: von Paella inspiriertes Muschelrisotto, Forelle in der Salzkruste mit Fenchel, hauchdünn geschnittenes Wagyu-Rind mit Thymianbutter, dreierlei Windbeutel mit Ingwer, grünem Tee und Schokoladenchili und vieles andere. Danach traf sich Oliver noch mit Troy, um ihr Videospiel-Turnier zu beenden und Gus und Carmen sehnten sich nur noch nach ihren Hotelbetten. Sie waren sogar zu müde, um sich herumzuzanken.
Es war aufschlussreich gewesen, Carmen dabei zuzusehen, wie sie sich ins Zeug legte und kochte, wenn keine Kameras dabei waren. Ihr Schmollmund war verschwunden, ersetzt durch eine Miene höchster Konzentration. Sie hatte Kräuter und Gewürze gehackt, gerieben und zu erstaunlichen Aromen vermischt. Die von ihr zubereitete Sofrito - eine aus Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch, Olivenöl und Gewürzen bestehende Sauce - hatte das gebratene Hühnchen in ein duftendes und unvergessliches Gedicht verwandelt.
Die in der Küche arbeiteten Männer und Frauen waren im ersten Moment total überrascht, als Carmen, Oliver und Gus dort auftauchten. Aber schon bald darauf legten sie alle gemeinsam los. Als Team. Schließlich musste Essen für die zahlenden Gäste zubereitet werden.
Gus hatte noch nie mit Carmen und nicht einfach nur neben
ihr gearbeitet. Dennoch wetteiferten sie, als sie abschmeckten und würzten und einander mit Vorschlägen übertrafen, wie man es noch besser machen könnte. Aber zum ersten Mal stand das Essen im Vordergrund und nicht ihre persönlichen Belange und Rivalitäten. Sie hatten ja auch keine Zuschauer: keinen Alan, keinen Porter, nicht Millionen von Augen vor den Bildschirmen.
Der Aufzug kam aus dem Festsaal im Tiefgeschoss nach oben gefahren. Sobald sich die Türen öffneten, traten Gus und Carmen schweigend ein. Sie waren beide restlos erschöpft von einem Tag voller Frühsport, Wandern und Kochen. Ein Mann in den Dreißigern stand bereits im Aufzug. Er hatte eine leichte Schlagseite und den Arm um eine attraktive Blondine gelegt, die ebenfalls schwankte.
»Sind Sie auch hier auf der Vertriebskonferenz«, lallte sie beschwipst.
»Nein, aber es ist bestimmt sehr lustig«, antwortete Gus und stellte sich an eine Seite des Aufzugs. Carmen starrte zu Boden und wollte nur noch ins Bett.
»Hey, sind Sie beide nicht die Ladys aus der Kochshow?« Der Mann stieß die Frau an seiner Seite mit dem Ellbogen in die Rippen, als würde sie sonst nicht zuhören. »Hey, das sind Gus Simpson und Carmen Vega.«
»Oh mein Gott«, sagte die Frau und glotzte, während Carmen vor dem bohrenden Blick zurückwich.
»Sie ist es«, sagte die Frau zu ihrem Freund, oder was immer der Kerl auch war.
»Diese Carmen ist unmöglich«, lallte der Mann. »Mit diesem spanischem Akzent. Als wüssten wir nicht alle, dass sie aus Des Moines oder so ähnlich kommt.«
»Ich komme aus Sevilla «, stieß Carmen hitzig hervor, während das
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