Wenn Frauen kochen
nicht die böse Stiefschwester geben, aber wenn ihr zwei nicht zusammen in einem Raum sein könnt, dann seid so gut und geht woanders spielen. Zusammen oder getrennt, das ist mir egal.«
»Du bist reichlich unverschämt, ist dir das klar?«, fragte Troy.
»Nur direkt«, erwiderte Aimee. »Das ist etwas anderes. Und auf mich wartet noch eine Menge dreckiges Geschirr.«
Sabrina marschierte aus dem Zimmer und den Flur entlang, mit Troy auf den Fersen. »Glaub ja nicht, dass unser Gespräch damit beendet wäre«, sagte er.
Aimee schaltete den CD-Player ein, der unter der Theke stand. Sie hoffte, dass die Musik Troy und Sabrina übertönen würde.
»Ah, wir schaffen ein bisschen Ambiente«, sagte Oliver. »Genau das liebe ich beim Schrubben von Töpfen.«
»Oliver, was hast du vor?«
»Wie bitte?«
»Ich habe dich gegoogelt«, sagte Aimee und öffnete eine Schublade, um nach Gummihandschuhen zu suchen. »Außerdem habe ich ein paar Leute nach dir gefragt. Offenbar bist du in der Stadt eine richtige Legende. Ein Geld-Mann.«
Oliver kratzte ein Stück Kruste von einem Topfdeckel und winkte ab, als Aimee ihm ein Paar Handschuhe anbot.
»Wir alle haben unsere Talente«, sagte er. »Meins besteht darin, gut zu kochen. Aber ich hatte auch Glück. Ich habe für eine Menge Leute eine hübsche Summe Geld verdient, einschließlich etlichen, die noch mehr Geld ungefähr so dringend brauchten wie ein Loch im Kopf.«
»Ich dachte immer, Männer wie du seien der Auffassung, man könne gar nicht zu viel Kohle haben.«
»Männer, wie ich einer gewesen bin, vielleicht«, sagte er. »Aber bitte erzähl mir jetzt nicht, du seiest eins dieser Kinder wohlhabender Eltern, die so tun, als fänden sie Reichtum lästig? Das passt nicht zu dir.«
»Oh, ich habe nichts gegen Geld«, sagte Aimee. »Ich fänd’s nur schön, wenn ein bisschen mehr davon in der Welt verteilt würde.«
»Was ist dein Fachgebiet?«
»Ökonomie der Landwirtschaftsentwicklung.«
»Wie bist du denn darauf gekommen?«
»Meine Eltern haben während ihrer Zeit beim Friedenscorps in Afrika bei Zuckerrohrbauern gearbeitet. Ich habe mir immer unheimlich gern die Dias von den beiden in Burkina Faso angesehen.«
»Gus? Das wusste ich gar nicht.«
»Tja, in früheren Jahren war sie praktisch eine Revolutionärin. Unterwegs, um die Welt zu retten.«
»Und jetzt zeigt sie Couchpotatoes, wie man Servietten richtig faltet und Carmen Vegas Tintenfischsalat überlebt«, sagte Oliver. »Und das missbilligst du wohl?«
Aimee schnappte sich ein blau-weiß gestreiftes Küchenhandtuch und nahm Oliver den Topf ab. Sie sah sich prüfend in der Küche um. Es wurde so langsam. Ab und zu konnte man Sabrinas Stimme hören, schrill und fast piepsig. Schweigend trocknete Aimee einen Teller ab.
»Nein«, sagte sie nach einer Weile. »Meine Mom mag ihre Arbeit. Und für einen gut gemachten Job muss man sich nicht schämen. Das hat mein Vater immer gesagt.« Sie schwieg einen Moment und fuhr dann fort: »Er hat beim Abendessen immer Witze erzählt.«
»Gus wirkt nicht wie ein Spaßvogel«, wagte Oliver zu sagen.
Aimee öffnete den Mund, um sich für ihre Mom einzusetzen. Es war eine instinktive Reaktion.
»Aber sie hat Stil«, fuhr er fort. »Und Ausstrahlung.« Aimee entspannte sich wieder.
»Ja, das ist meine Mom. Als hätte sie eine Aura um sich.«
»Oder einen Panzer.«
»Sie war nicht immer so. Früher war sie lockerer.«
»Locker? Gus?«, fragte Oliver amüsiert.
»Das Haus war das reinste Chaos, als wir noch Kinder waren«, sagte Aimee. Sie spürte eine freudige Erregung, beinahe so, als würde sie ein Geheimnis verraten. »Mom war eine katastrophale Hausfrau.«
»Aber jetzt ist hier alles so ordentlich.« Oliver spülte weiter. »Ich würde es nicht im Traum wagen, hier wegzugehen, bevor nicht alles blitzblank ist.«
»Mittlerweile hat sie natürlich eine Haushaltshilfe, aber sie ist auch viel ordentlicher geworden. Sehr organisiert.« Aimee nickte. »Das mag ich an ihr - dieser Mangel an Ordnungssinn hat mich wahnsinnig gemacht. Dad auch.«
Ihr fiel auf, wie angenehm es war, so entspannt über ihren Vater zu reden. Mit ihrer Mutter oder ihrer Schwester tat sie das so gut wie nie. Nur mit ein oder zwei guten Freunden teilte Aimee hin und wieder ihre Erinnerungen an die Zeit, bevor Christopher starb. Als es noch nicht so wichtig war, dass sie lieb, hilfsbereit und leise war. Es war kein nahtloser Übergang gewesen, aber jetzt erstickte sie fast an ihrer
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