Wenn Frauen kochen
Zuverlässigkeit. Meistens behielt sie ihre Gedanken jedoch für sich. Sie behielt vieles für sich. Das war für alle einfacher.
Dennoch genoss sie es, mit Oliver zu plaudern. Sie erzählte ihm von dem kleinen Bungalow, in dem sie alle zusammen gelebt hatten, bevor Gus das Herrenhaus kaufte, und wie Sabrina und sie mitten durch ihr gemeinsames Schlafzimmer ein Band als Grenze auf den Boden gelegt hatten. Wie sie nach der Schule im Luncheonette mitgeholfen hatten und dass sie sich, nach all den Jahren, immer noch ein Apartment mit Sabrina teilte.
»Allein könnte sie die Miete nicht aufbringen, niemals«, sagte Aimee. »Ich stehe seit dem College finanziell auf eigenen Füßen, aber ich habe den Verdacht, dass Mom immer noch Sabrinas Kreditkartenrechnungen bezahlt.«
Oliver lachte. »Ich zahle die Kreditkartenrechnungen meiner Eltern«, sagte er.
»Das ist nicht dasselbe, und das weißt du auch.«
»Dann möchtest du, dass deine Mutter dir Geld gibt?«
»Oh nein, das habe ich nicht gemeint.«
»Was möchtest du dann?«
Aimee sah ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe, während
sie neben Oliver stand; draußen war es dunkel, und sie konnte ihr Gesicht deutlich erkennen.
»Du bist raffiniert«, sagte sie. »Ich rede normalerweise nicht so viel.«
»Ich arbeite daran, zuzuhören.«
»Als Therapie?«
»Als persönliches Ziel, das ich mir gesetzt habe«, sagte Oliver. »Geistige Nahrung.«
»Das ist beeindruckend«, sagte Aimee. »Oder verrückt.«
»Unterernährung ist nicht immer eine Frage von Nahrungsmangel«, sagte er.
Aimee wurde rot und fühlte sich plötzlich unbehaglich, weil sie so viel erzählt hatte.
»Und dann bist du also von all dem weg?«, lenkte sie das Gespräch wieder auf Oliver.
»Ich bin nicht von all dem weg«, korrigierte er, »sondern mit all dem. Mit mehr Geld, als ein Mensch eigentlich braucht. Zurückgelassen habe ich nur den Stress und die Mehr-istmehr-Mentalität.«
»Dann musst du gar nicht in der Show mitarbeiten?«
»Jetzt liegst du falsch«, erwiderte er. »In dieser Sendung mitzuarbeiten brauche ich mehr als alles andere.«
14. Kapitel
Zum zweiten Mal an diesem Abend war das Arbeitszimmer belegt, und die schweren Holztüren waren geschlossen. Dieses Mal hatte sich Sabrina in dem Ledersessel hinter dem großen Kirschholztisch niedergelassen. Sie hatte gehofft, einschüchternd zu wirken, oder zumindest selbstsicher, aber stattdessen hatte sie umso mehr von einem kleinen Mädchen, das die Erwachsene spielt.
Troy setzte sich ihr gegenüber, ging jedoch zwischendurch auf und ab und machte seinem Ärger lautstark Luft.
»Meine Mutter schläft oben«, sagte Sabrina. »Kannst du nicht leiser sein? Du bist in dieser Fernsehsendung aufgetaucht, wo du doch eigentlich aus meinem Leben verschwinden solltest!«
»Bei dieser Show mitzumachen hat absolut nichts mit dir zu tun«, brüllte Troy. »Nein, warte. Ich will dir nichts vormachen. Ja, ich sehe dich gern, Sabrina. Aber ich muss die Einnahmen meiner Firma ankurbeln und versuche lediglich, mein Geschäft zu vermarkten.«
»Wie?«
»Ich habe mit Porter vereinbart, dass ich in Zukunft T-Shirts mit dem Aufdruck FarmFresh trage«, erklärte er. »Meine neue Garderobe kommt ab der nächsten Sendung zum Einsatz. Sieh zu, wie du damit klarkommst.«
»Aha.« Sie zuckte mit den Schultern. »Solltest du dafür nicht bezahlen?«
»Gus gehört zu den Investoren. Du erinnerst dich vielleicht?«, fragte er in scharfem Ton. Mit der Firma lief es soweit gut, aber eine Finanzspritze würde ihn ruhiger schlafen lassen. Sich selbstständig zu machen, hatte mehr Stress mit sich gebracht, als er erwartet hatte: Seinen Traum zu leben, konnte offenbar genauso viele neue Probleme verursachen, wie es einem alte vom Hals schaffte.
»Natürlich«, sagte Sabrina. Sie tat unbeteiligt und versuchte sogar ein gelangweiltes Gähnen vorzutäuschen. In Wahrheit raste ihr Herz. Es war aufregend, ihn so aus der Fassung zu erleben. Seine vor Wut geröteten Wangen erinnerten sie daran, wie er ausgesehen hatte, wenn sie miteinander schliefen.
Und Troy war definitiv gut im Bett.
Kraftvoll, intensiv und scheinbar unermüdlich ging er die Erkundung ihres Körpers an, mit dem gleichen Feuer, wie er auch seine Firma leitete. Troy war ein Mann, der von seinen Leidenschaften angetrieben wurde. Keiner ihrer anderen Freunde, einschließlich Billy, hatte so viel von ihr gefordert. Ob im Bett oder auch sonst.
»Was möchtest du?« Das hatte Troy sie einmal mitten in
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