Wenn Frauen kochen
sofort deinen Anwalt an«, sagte er. »Aimee, ich möchte dass du deiner Mutter dabei hilfst, eine Bestandsaufnahme zu machen. Geht ihre Papiere durch. Zum Glück hast du das Haus. Und dir bleibt immer noch die Show.«
»Es sind diese Saison doch nur noch ein paar lächerliche Episoden geplant, das hast du selbst so festgelegt«, sagte Gus. »Und was dann?«
»Das liegt an dir«, sagte Alan. »Du bist clever, Gus. Setz deine Wut dazu ein, die Show zu neuen Quotenrekorden zu führen.«
»Wie denn?«
»Hey, ich bin nur der Präsident des Senders.« Alan stand auf. »Die kreativen Köpfe seid ihr.«
»Was ist mit Carmen?«
»Sie gibt der Show eine gewisse Würze, findest du nicht? Ich habe eine Menge Fehler gemacht, aber sie gehört nicht dazu.«
»Es ist dir also ernst mit ihr?«
Alan zuckte mit den Schultern. »Vermutlich«, sagte er.
»Aber jetzt muss ich mich erst mal auf das konzentrieren, was zu tun ist. Wir beide haben gerade eine Menge Geld verloren, und ich würde gern etwas davon wieder reinholen.«
Das Leiterspiel. Sabrina hatte es erwähnt, als sie Gary von ihren Kindheitserinnerungen erzählten. Man kletterte ein, zwei Sprossen hinauf und uuups, rutschte man wieder runter.
Die Erinnerung daran, wie Christopher mit den Kindern gespielt hatte, tauchte ganz plötzlich auf, wie ein Funke in ihrem Kopf. Gus öffnete die Augen. Sie lag unter der Decke, die Vorhänge waren zugezogen. War es Nacht?, fragte sie sich. Dann schaute sie auf die Uhr und stellte fest, dass es vier Uhr nachmittags war. Von dem halbleeren Glas auf dem Nachtschrank wehte ein leichter Whiskeygeruch zu ihr herüber. Alan fiel ihr wieder ein, seine Hiobsbotschaft, und dass sie auf leeren Magen schnell getrunken hatte. Sie wusste noch, dass Aimee und Sabrina sie ins Bett gebracht hatten. Es fühlte sich gut an,
so umsorgt zu werden. Es erinnerte sie an längst vergangene Zeiten.
Ihr Kopf dröhnte.
Christopher hatte das Leiterspiel leidenschaftlich gern mit den Kindern gespielt. Und irgendwie schaffte er es immer, kurz vor dem Ziel wieder so weit herunterzurutschen, dass er hinter den beiden Kindern war. »Ich möchte meinen Mädchen nicht beibringen, wie man verliert«, hatte er sich gegenüber Gus’ Protest gerechtfertigt. »Ich möchte, dass sie voller Zuversicht sind.«
Und das war er auch immer gewesen. Wäre er überrascht, sie im Fernsehen zu sehen? Früher hatte sie das gedacht, aber mit zunehmendem Alter vermutete sie eher, dass er gar nicht so überrascht gewesen wäre. Sein Glaube an ihren Erfolg war unbeirrbar und er hatte sie durch all ihre Versuche verschiedener Karrieren begleitet. Damals, als sie noch damit beschäftigt war, herauszufinden, was das bedeutete: das Leben.
Er hatte einen Teil des Kellers in eine Dunkelkammer umgewandelt, damit sie selber Abzüge machen konnte. Er hatte ein Becken installiert und was man sonst noch brauchte. Er war nächtelang aufgeblieben und hatte ihr geholfen, Dochte in die bunten Kerzen zu ziehen, die sie selber drehte und in einer nahe gelegenen Boutique verkaufte. Sie hatte sich damals sogar eine eigene Linie mit Haushaltswaren ausgedacht - was für eine Ironie! Und schließlich hatte er sogar seine Karriereambitionen als Journalist aufgegeben damit er mehr Zeit mit ihr und den Mädchen verbringen konnte.
»Tu, was du tun musst«, hatte er immer gesagt.
Seine Großzügigkeit war in etwa so selbstverständlich für sie gewesen wie Essen und Schlafen und Schuhe für die Mädchen kaufen.
In den Wochen nach seinem Tod hatte sie sich verbittert auf
alles konzentriert, was schwierig an ihm gewesen war. Er kam häufig zu spät und manchmal hatte er sie gebremst, wenn er der Meinung war, dass sie zu weit ging.
Irgendwie war es leichter gewesen, ihn dafür zu hassen, dass er sie allein gelassen hatte. Am meisten hasste sie es, tief in ihrem Innern zu wissen, dass er einen Großteil ihrer Unbekümmertheit mit sich fortgenommen hatte. Dass sogar die Augenblicke reinster Freude - als Aimee ein Fußballspiel gewann oder Sabrina die Hauptrolle in der Schulaufführung bekam - von einer permanenten sorgenvollen Anspannung begleitet wurden. Sie hasste ihn dafür, dass er sie zurückgelassen hatte. Und sie hasste sich für all die Augenblicke, in denen sie ihm gegenüber kleinlich und egoistisch gewesen war.
Außerdem nahm sie ihm übel, dass er alles ihr überlassen hatte. Gus hatte keine Zukunft mehr für sich gesehen, aber sie war einfach blind vorwärtsgestolpert, weil sie keine
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