Wenn Frauen kochen
glaubst auch nur du. Aber ich esse nicht gern allein. Pass auf, ich werde uns da drin ein paar Sandwiches holen und die essen wir dann draußen. Wir verstecken uns irgendwo und futtern ein bisschen was.«
Hannah stimmte zu. Sie war froh, wieder an die frische Luft zu kommen, und da Gus beschäftigt war, hatte sie sonst ohnehin niemanden zum Reden. Es war nicht so, als wären Carmen und sie in nur einer Nacht Busenfreundinnen geworden. Trotzdem hatte Carmen ihr ihre Ersatzzahnbürste überlassen, was wirklich nett von ihr war.
Troy kam mit Truthahn auf Weißbrot, Hühnchensalat auf Roggenbrot und einer Auswahl an Früchten zurück.
»Das sind aber keine Süßigkeiten«, sagte Hannah. »Darauf reagiere ich allergisch.«
»Ich hab noch was Gutes für dich besorgt.« Er zeigte verstohlen auf die Limonadendosen, die aus den Taschen seiner Shorts ragten.
»Wie kannst du dieses Zeug nur trinken?«
»Scht«, sagte Troy und ging voran in Richtung Garten. »Ich liebe Limonade. Ist ein hässliches kleines Laster von mir.«
Hannah ging hinter ihm her und schmunzelte.
»Ich bevorzuge selbstverständlich Bio-Limonade, aus Rohzucker
und all diesem gesunden Zeug«, betonte er. »Aber ein Mann sollte bekommen, wonach ihm ist.«
»Reden wir immer noch von Limonade?«
»Ich verstehe«, sagte er und setzte sich unter einen Baum. »Gus hat dir natürlich alles über Sabrina und mich erzählt.«
»Nein«, widersprach Hannah. »Nur ein bisschen. Nicht viel. Sie ist sehr gut darin, Dinge für sich zu behalten.« Sie zog die Jacke aus, um ein bisschen Sonne an ihre Arme zu lassen.
»Mann, wie gut ich mich an dich erinnere!«, sagte Troy. »Als Junge stand ich total auf Tennis. Und du warst auf den Titelblättern sämtlicher Sportmagazine.«
»Besten Dank.« Hannah lehnte sich gegen den Baumstamm. »Aber ich verzeih dir nie, dass du derjenige warst, der mich vor laufender Kamera enttarnt hat.«
»Das tut mir wirklich leid«, sagte Troy. »Ich war so aufgeregt. Das ist so, als würde man plötzlich feststellen, dass die Politesse vor einem Martina Navratilova ist.«
»Witzbold«, sagte Hannah und machte es sich bequem, sodass sie etwas essen konnte.
»Was bist du jetzt? So etwa vierunddreißig, oder?«
»Und was bist du? Unverschämt?« Sie verzog das Gesicht. »Ich bin sechsunddreißig. Du kannst es auf Wikipedia nachprüfen.«
»Du siehst aber jünger aus. Dieser viele Zucker scheint dich zu konservieren. Ich bin vierunddreißig. Sieht man mir das an?«
»Nein. Du siehst aus wie vierzig.« Sie nahm einen großen Bissen Hühnchensalat.
»Tue ich nicht«, widersprach er. »Ich spiele Pickup-Basketball, so oft es geht. Ich wollte mal NBA-Star werden.«
Hannah verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und musterte ihn. »Wie groß bist du denn?«
»1,80 Meter«, sagte Troy. »Ich hätte es schaffen können. Wenn ich besser gewesen wäre.«
Sie lächelte.
»Mein Herz gehört immer noch dem Basketball.«
»Und nicht zu vergessen Sabrina.«
»Wusstest du, dass sie Basketball hasst?«, fragte er. »Schockierend, aber wahr.«
»Aber es heißt doch, Gegensätze ziehen sich an«, erwiderte Hannah. »Warst du wirklich so ein großer Tennisfan?«
»Und wie«, versicherte er zwischen zwei Bissen. »Im Sommer bin ich ins Tenniscamp gefahren. In der Woche danach ins Basketballcamp.«
»Hat es dir gefallen?«
»Ich habe es geliebt«, bestätigte er. »Es hat mir immer einen Kick gegeben, einfach da rauszugehen und zu spielen. Jedes Mal.«
»Mir auch.«
»Mein Idol war John McEnroe. Aber ich hatte auch ein Poster von dir an der Wand. Du warst eine Augenweide! Und eine super Technik hattest du natürlich auch.«
»Okay«, sagte Hannah. »Ich fühle mich jetzt einfach mal geschmeichelt.«
»Hättest du mich damals gekannt, würdest du mich heute bestimmt nicht wiedererkennen«, sagte Troy. »Ich fing erst mit achtzehn an zu wachsen und hatte außerdem jahrelang eine Zahnspange.«
»Du hast ziemlich perfekte Zähne«, sagte sie. »Das liegt bestimmt an zuckerfreiem Kaugummi. Darüber habe ich gerade letzte Woche einen Artikel geschrieben.«
»Fehlt er dir manchmal? Der Sport, meine ich.«
»Ich schreibe gern über Gesundheitsthemen«, sagte sie. »Aber natürlich fehlt mir das Tennisspielen. Es war mein Leben.«
»Und es war lukrativ.«
»Ja«, stimmte Hannah zu. »Aber um das zu erreichen, musste ich mein Leben dem Training verschreiben. Profi wird man nicht von allein. Während des Trainings habe ich nie auch nur ein
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