Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Getränk nur die Lippen, aber als die Männer ihr reihum zuprosteten, musste sie hin und wieder einen Schluck nehmen, weil es sonst aufgefallen wäre. Sie merkte sofort, wie ihr der Alkohol zu Kopf stieg.
Der Kellner brachte Teller mit winzigen, hübsch angerichteten Amuse-gueules – eine zarte Gänseleberterrine auf hauchdünnen Toaststreifchen.
Eddie betrachtete das Häppchen stirnrunzelnd von allen Seiten, und Samantha hatte den Eindruck, dass er drauf und dran war, den Kellner zurückzurufen, um sich zu beschweren.
»Das ist nur eine kleine Vorspeise vor der eigentlichen Vorspeise«, sagte sie eilig, bevor er sich bis auf die Knochen blamieren konnte.
»Natürlich«, sagte Eddie lässig. Er nahm den Arm von Samanthas Schulter und winkte dem Keller. »Bringen Sie bitte noch eine Runde.«
»Sie wünschen?«, fragte der Kellner höflich.
»Getränke«, sagte Eddie. »Wir sitzen auf dem Trockenen.«
»Sehr wohl, der Herr. Ich schicke Ihnen gleich den Sommelier.«
Eddie fragte sich, wer zum Teufel das schon wieder war. Vermutlich der Bursche, der ihnen vorhin schon das Bier gebracht hatte. Es sah ganz so als, als ob einer nur fürs Essen und der andere fürs Trinken zuständig war. Nun, ihm konnte es egal sein. Hauptsache, es klappte alles weiterhin so gut wie bisher.
»Auf ex«, sagte er, während er sein Glas hob.
Die Russen stimmten begeistert ein. Anscheinend war das ein Trinkspruch, den sie schon kannten. Sergej stieß mit seinem Bierglas aufmunternd gegen Samanthas halbvolles Proseccoglas. »Ex«, sagte er, während er von einem Ohr bis zum anderen lächelte und dabei jede Menge Goldzähne entblößte.
Was blieb Samantha übrig?
»Auf ex«, stimmte sie zu und trank tapfer ihr Glas leer. Sie hatte seit dem Frühstück nichts gegessen und merkte, wie ihr allmählich schwummrig wurde. Das Amuse-gueule war kaum größer gewesen als ihr Daumen. In Samanthas Magen blubberte und knurrte es, und in ihrem Kopf fing es an zu summen. Normalerweise trank sie nie Alkohol, höchstens einen winzigen Schluck an Silvester. Es lag nicht daran, dass ihr Wein oder Sekt nicht schmeckten. Der Grund war, dass sie einfach nichts vertrug. Irgendetwas stimmte mit ihrem Metabolismus nicht. Ein Glas reichte, und sie war beschwipst. Jetzt wurde ihr schon das zweite serviert, und wieder wurde sie mit allen möglichen Trinksprüchen und aufmunternden Ausrufen dazu genötigt, es leer zu trinken. Doch inzwischen machte ihr das nichts mehr aus. Der Prosecco war hervorragend, und die Stimmung großartig. Sogar dieser komische Typ, den sie ihr von der Begleitagentur geschickt hatten, war gar nicht so übel. Er kannte unglaublich viele Witze, und die Russen fuhren total auf ihn ab.
Dmitri zwinkerte ihr zu und hob ihr sein Glas entgegen. »Prost«, tönte er leutselig.
»Auf viele, viele Pissoirs«, sagte Samantha grinsend, bevor sie einen großzügigen Schluck nahm. Das brachte die Männer dazu, in grölendes Gelächter auszubrechen. Die Gäste an den umliegenden Tischen bedachten sie mit pikierten Blicken, und Samantha fragte sich mit einer kurzen Aufwallung von schlechtem Gewissen, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, dieses Treffen hier im Chez Ludovic zu veranstalten.
Immerhin war das Essen ausgezeichnet. Das Pilzragout zerging auf der Zunge, und die Steaks kamen frisch vom Grill und hätten nicht besser schmecken können. Der Salat hatte einen Hauch zu viel Himbeeressig abgekriegt, weshalb er auch allgemein verschmäht wurde.
»Wenn du willst, kannst du meinen Salat auch noch haben«, sagte Eddie großzügig zu Samantha. »Ich steh nicht auf dieses Grünfutter.« Er winkte dem Ober. »Bringen Sie der Dame noch ein Gläschen.«
Samantha stellte fest, dass sie inzwischen schon bei der dritten Runde angelangt waren, und das in knapp anderthalb Stunden.
Als Dmitri zwischendurch mal zum Telefonieren verschwand und Sergej, Wassili und Alexej in eine eigene Unterhaltung vertieft waren, nutzte Samantha die Gelegenheit, gewissermaßen unter vier Augen mit Eddie zu sprechen,
»Eigentlich vertrage ich überhaupt nichts«, vertraute sie ihm an.
Das hatte er auch schon festgestellt. Nach dem zweiten Glas hatte sie angefangen, über jede seiner Bemerkungen zu kichern, und sie hatte endlich aufgehört, ständig mit den Händen ihren Ausschnitt zuzuhalten.
»Darüber würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen«, beruhigte Eddie sie. »Diese Typen sind ganz locker. Wenn du richtig mit ihnen becherst, hast du schon
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