Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
näherten wir uns der ersten Profess unserer älteren Novizinnen, der Schwestern Annette, Karina und Jocelyn. Wir anderen Novizinnen verbrachten zusammen mit ihnen unsere jährliche siebentägige Schweige-Klausur. Zu vierzehnt fuhren wir in drei Autos zu unserem Haus in Gordon, einer kleinen Stadt auf dem Land westlich von Melbourne, in der Nähe von Ballarat, wo auch ein Priester zu uns stieß. Am Nachmittag vor Beginn der siebentägigen Schweigepause besuchten wir alle einen Bauernhof, der das Zuhause einer unserer Mitnovizinnen war. Es war ein Picknicktag
vor der Klausur, und die Alltagsbeschränkungen wurden hier etwas lockerer gehandhabt. Neben der Scheune stand ein Damenfahrrad, und ich versuchte, Schwester Karina das Fahren beizubringen. Wir waren ein lustiger Anblick in unseren Saris, als ich hinter ihr herrannte, ihren Sitz festhielt und ihr zuschrie, sie müsse treten, während sie kreischte, aus Angst, ich könnte sie loslassen.
Die Klausur begann am Donnerstagabend ohne Priester, der wegen Überschwemmung erst einen Tag später eintraf. Schwester Regina übernahm das Kochen für uns, damit wir nicht abgelenkt wurden. Es war kalt, also hackte ich Holz, kümmerte mich um den Ölofen, das euer im Wohnzimmer und den mit Holzspänen betriebenen Warmwasserbereiter im Badezimmer, weil mir diese Dinge von zu Hause vertraut waren. Außerdem konnte ich leichter klare Gedanken fassen, wenn ich eine Beschäftigung hatte. Ich fand es anstrengend, nur drinnen zu sitzen.
Am folgenden Freitag, als unsere Zeit des Gebets und der Betrachtung vorbei war, kehrten wir nach Melbourne zurück, schmückten das Refektorium mit Blättern und Zweigen, die wir vom Land mitgebracht hatten, und begannen mit den Essensvorbereitungen für die am nächsten Tag stattfindende Profess. Wir bastelten Glückwunschkarten für die zukünftigen Professen. Ganze Autoladungen mit Verwandten von Schwester Annette kamen zur Zeremonie aus Sydney herunter.
Die Schwestern, die die Profess erhalten sollten, kleideten sich in ihre neuen Saris mit den blauen Borten, und wir marschierten alle gemeinsam zur Acht-Uhr-Messe. Die Zeremonie begann mit dem Introitus an den Heiligen Geist,
wozu die Ministranten mit brennenden Kerzen, die drei zu weihenden Professen, die Schwestern Regina und Augustine, acht mitfeiernde Priester und Bischof Kelly in einer Prozession über den Gang Einzug hielten. In der Kirche drängten sich Gemeindemitglieder und Laienmitarbeiter, die dabei sein wollten, wenn junges Leben sich einem alten Ideal verschrieb.
Nachdem die Schwestern sich gemeinsam niedergekniet hatten, um vor den Schwestern Augustine und Regina ihr Gelübde abzulegen, sangen sie das Loblied »All to Jesus I Surrender«. Dann stimmten viele von Schwester Annettes Verwandten während der Kollekte ein kroatisches Lied an, Schwester Karina und unsere Gruppe mit Schwester Laboni hingegen sangen während der Kommunion unter Zuhilfenahme eines Mikrofons ein Kirchenlied auf Hindi und dann eins auf Malaiisch, sodass alle Sprachen der Professen in der Messe vertreten waren.
Die Gemeinde und die Männer aus der Gore Street feierten mit uns und bekamen ein Stück Kuchen. Später, nach dem Festmahl der Gemeinschaft, durfte Schwester Annette mit ihrer Familie ausgehen, und Schwester Regina und eine der Laienmitarbeiterinnen nahmen Karina und Justine zu diesem besonderen Anlass mit zum Hafen, um das russische Schiff zu besichtigen, das damals zufällig bei uns vor Anker lag. Am Abend führten wir ein Stück auf, das Schwester Naomi für die neuen Professen geschrieben hatte, basierend auf der biblischen Gestalt der Ruth, die ihre Familie verließ, um zu heiraten und Teil von Gottes Auserwählten zu werden. Wir hatten das Stück heimlich in einem der Schlafsäle geprobt. In einem so kleinen Haus
war es schwierig, etwas zu tun, ohne dass die älteren Novizinnen es mitbekamen, aber wir überraschten sie. Nach der Profess wurde Schwester Justine nach Bourke berufen und die Schwestern Annette und Karina an das neue Männerzentrum von Corpus Christi. Dort war erst der erste Flügel fertiggestellt, der von etwa zehn Männern bewohnt wurde.
Zu diesem Zeitpunkt wurden Naomi, Elina, Laboni und ich Senior-Novizinnen und warteten begierig auf den Tag, da auch unsere Ausbildung zu Ende wäre und man uns unsere Mission zuteilte. Auch in dieser zweiten Stufe entsprachen unsere Stundenpläne in etwa denen der Vorjahre. Wir gingen am Morgen aus dem Haus, machten Hausbesuche und gaben in
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