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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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Moraltheologie studierte, kamen mir viele Fragen. Der Gott des Alten Testaments wurde als gewalttätig und mörderisch dargestellt und hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Gott, an den ich glaubte.
    Ich fragte unseren Dozenten: »Vater, warum beschreibt
die Bibel Gott als den Mörder der Erstgeborenen aller ägyptischen Familien? Es heißt auch, er habe mit den Israeliten gegen die Ägypter gekämpft, sodass deren Leichen das Ufer des Roten Meeres säumten.«
    »So verstanden die Juden die Ereignisse.«
    »Aber das kann doch nur ein Missverständnis gewesen sein«, fuhr ich fort. »›Gott ist Liebe‹, und er erteilte den Befehl, nicht zu töten, und doch wird er als derjenige beschrieben, der den Tod der Feinde Israels verursacht hat.«
    »Du darfst nicht für Gott sprechen. Gott ist mit unserem Verstand nicht zu erfassen.«
    »Aber wenn die Bibel Gott als Mörder beschreibt, gibt uns das nicht eine falsche Vorstellung davon, wer Er ist?«
    »Gott ist unfassbar. Du kannst nicht davon ausgehen, Sein Wesen begreifen zu können. Ich hoffe, dein Verständnis der Schriften ist besser als deine Theologie.« Damit wurde ich zum Schweigen gebracht.
    Ich fragte mehrere Lehrer, was es in der Praxis bedeutete, seine Feinde zu lieben. Wie konnten wir jenen Gutes tun, die uns hassten, oder darauf verzichten, unser Eigentum zurückzufordern, wie dies das Evangelium lehrte, wenn jemand uns beraubt hatte? Hatte dies zu bedeuten, dass wir uns nicht verteidigten? Hieß das, Grausamkeit und Ungerechtigkeit hinnehmen, um zum spirituellen Äquivalent eines Fußabstreifers zu werden? Ich bekam keine zufriedenstellende Antwort.
    Die Existenz der Hölle war ein weiterer kontroverser Punkt für mich. Jene, die sich selbst von Gottes Liebe lossagten, mochten vielleicht aufhören zu existieren, aber ich konnte nicht glauben, dass sie ewig leiden würden, denn
wenn die Leute immer weiter litten, würde es nie eine perfekte Welt geben. Wie in der Schule reagierten meine Lehrer gereizt auf meine Fragen, und schließlich hörte ich auf, welche zu stellen.
     
     
    Ende 1973 wurde Evelyn, die Postulantin aus Sale, Novizin, behielt aber ihr Haar gemäß der in Kalkutta getroffenen Entscheidung. Naomi und ich waren die Letzten, denen man das Haar so zeitig abrasiert hatte. Samantha, die andere Postulantin, kam zu dem Schluss, dass dieses Leben nichts für sie sei, und kehrte nach Port Keats zurück. Eine neue Gruppe von Praktikantinnen traf ein: Lara von der Südküste, Anthea aus Sydney, Deidre aus dem ländlichen Victoria und Leanne. Außerdem trafen zwei Novizinnen aus Indien ein, die bei Schwester Evelyn bleiben sollten.
    Die Schwestern begannen ein neues Projekt in den Außenbezirken von Melbourne. Schwester Augustine, Professe und Oberin sowie eine von Mutters früheren Schülerinnen, überwachte den Bau eines neuen Zentrums mit dem Namen Corpus Christi, oder Leib Christi, eines Orts der Klausur für Männer aus dem Stadtgebiet, denen man dort half, vom Alkohol loszukommen. Außerdem bot es Männern Unterkunft, die zu alt und zu gebrechlich für das primitive Leben in den Parkanlagen und Nebenstraßen waren. Das Zentrum würde von MN-Schwestern geführt werden. Wenn man nach Corpus Christi kam, führte die Straße rechts zu dem zweigeschossigen Klostergebäude der Schwestern mit den Unterkünften oben und einer Kapelle unten. Als es fertig war, wohnten einige Schwestern schon dort, um den Bau des Männerzentrums zu überwachen.
Links von der Einfahrt lag der Männertrakt. Küche, Speisesäle und Krankenhaus befanden sich in einem lang gestreckten Gebäude vor dem Zentrum, und davon gingen rechtwinkelig drei Wohnblöcke ab.
    Von Anfang an arbeiteten Jesuitenpriester wie die Väter Phil Kurts und Brian Stoney mit den Schwestern an dem Projekt, waren Kapläne und Mentoren für die Männer und wohnten mit ihnen in deren Quartieren.
    Schwester Augustine hatte sich darum bemüht, das Gebäude im Geist der MNs schlicht und funktional zu halten, aber sie musste sich auch an die australischen Bauvorgaben und Regulierungen halten. Im Männerzentrum gab es eine große Wirtschaftsküche, einen Speisesaal, Badezimmer und eine Waschküche, und jeder Mann hatte sein eigenes Zimmer. Viele der Männer erholten sich dort. Sie kochten selbst, übernahmen Zimmermanns-, Garten- und Holzarbeiten. Ein Mann, ein Konditor, der, als er noch in der Gore Street 101 wohnte, beinahe auf einer Sauftour gestorben wäre, überwachte nun im neuen Zentrum das Kochen.
    Im Mai 1974

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