Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Staatsschulen Religionsunterricht oder arbeiteten im Asyl in der Gore Street. Am Nachmittag unterrichtete Schwester Regina uns weiterhin in der Satzung, den Heiligen Schriften, Theologie und Kirchengeschichte. Mittwochs und sonntags gingen wir nach Corpus Christi, um dort die Professen abzulösen, die ihren Ruhetag hatten, und beim Putzen, Kochen und Servieren zu helfen.
Die Schwestern Lara, Anthea, Deidre und Leanne wurden mit den üblichen Feierlichkeiten Novizinnen im ersten Jahr, und für zwei junge Professen begann das Tertianum, die Vorbereitung auf ihr endgültiges Gelübde, das sie in Melbourne und nicht in Kalkutta ablegen würden. Ihr Leben glich dem unsrigen, auch sie arbeiteten einen halben Tag und füllten den Rest des Tages mit Studium und Gebet. Die Schwestern Regina, Monica und einige Jesuitenväter unterrichteten sie, aber sie lebten getrennt von uns im Professenhaus.
Um diese Zeit besuchten mich Rell, Bren und Kim, meine Freundinnen von der Highschool. Sie musterten mich eingehend. »Hübscher Stoff, Clot!«, sagte Bren und sprach mich mit meinem Spitznamen an. Wir unterhielten uns über unsere alte Schule, die Universität, die Krankenpflege und meine Gesangsstunden. Letzteres fanden sie sehr lustig, weil sie wussten, dass ich keine einzige Note singen konnte.
Liz, meine Schulfreundin, die wie ich in Moss Vale gewohnt hatte, kam ebenfalls auf Besuch. Sie war entsetzt, als sie erfuhr, dass ich an den Ständen des Victoria Markets gebettelt hatte, war aber höflich wie immer. Später erfuhr ich, dass sie wütend auf mich und die Kirche war, weil ich mich ihrer Ansicht nach in jemanden verwandelt hatte, der ich gar nicht war, mit indischem Akzent sprach, indische Kleider trug und, wie sie es sah, die Chance wegwarf, zu studieren und meinen Kopf zu benutzen.
Schwester Dolores wurde Oberin unserer Region, doch Schwester Regina war noch immer für die Novizinnen verantwortlich. Wir wurden Schwester Dolores’ hohen Ansprüchen oftmals nicht gerecht, und sie bombardierte uns mit Kritik, wobei sie beim Sprechen ihren gelben Wollschal über die Schulter warf und uns mit schmalen Augen finster durch ihre Brille fixierte.
Schwester Dolores kochte gern, oder besser, überwachte gern die, die kochten, und wir konnten sie nur selten zufriedenstellen. Wenn sie beschloss, ein besonderes Curry oder Gebäck für einen Festtag zu machen, kam das ganze Haus zum Stillstand, und alle Arbeit ruhte. Wurde der Teig nicht richtig ausgerollt oder das Gemüse falsch geschnitten,
klopfte sie manchmal mit dem gekrümmten Zeigefinger den Schwestern auf den Kopf, die sich schuldig gemacht hatten.
»Also wirklich! Ich weiß nicht, was ich mit euch machen soll? Könnt ihr nicht mal irgendwas anständig machen? Wer hat diesen Unsinn zu verantworten?«
Sie sorgte für Angst und Verwirrung. Ich fand, dass keine Mahlzeit all diese Angst rechtfertigte.
Am Vorabend eines Festtags verkündete Schwester Dolores, wir könnten nicht wie geplant unsere üblichen Besuche machen.
»Ihr werdet hier gebraucht, um in der Küche bei den singaras und paratas zu helfen«, sagte sie. Dazu musste viel Teig ausgerollt, dann gefüllt und zu Taschen zusammengerollt werden. Ich hatte einem Gemeindemitglied, einer Frau, die allein in einem Haus in der Gertrude Street wohnte, versprochen, mit ihr auf ein Amt zu gehen. »Schwester, ich habe einer Dame versprochen, sie zu einem Termin beim Wohnungsamt zu begleiten. Ihr Englisch ist nicht gut. Dürfen wir nicht für kurze Zeit weg?«
»Die Welt wird es überleben, Tobit, wenn du mal einen Tag nicht hinausgehst. Wie willst du ihr außerdem helfen? Du sprichst doch gar kein Slowakisch.«
»Wir können aber ihre Situation schildern und die Probleme, die sie mit den Treppen hat.«
»Nein, Tobit, du gehst nicht.«
»Darf ich dann wenigstens zu ihr runterlaufen, damit sie weiß, dass wir nicht kommen?« Ich wusste, dass ich den Bogen überspannte.
»Geh in die Küche, Tobit!«, zischte sie und warf ihren
Schal. »Tu, was man dir sagt. Sie wird es auch ohne dich schaffen. So wichtig bist du auch nicht.«
Die Frau erzählte uns später, sie habe den ganzen Nachmittag auf uns gewartet und geglaubt, wir hätten sie vergessen.
Anfang 1975 beschloss der Gemeinderat von Fitzroy, die Lizenz für das Männerheim in der Gore Street 101 nicht mehr zu erneuern, da Nachbarn sich beklagten, das Asyl ziehe die Trunkenbolde an. Wir schlossen die Einrichtung und arbeiteten dann daran, das Gebäude zum
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