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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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vergangenen zwei Wochen immer wieder gequält hatte, kehrte zurück und umklammerte ihr Herz wie eine kalte Hand. Dara setzte sich neben Angel und ergriff ihre schlaffen Finger.
    »Nicht doch, Angel. Nicht weinen.«
    »Tut mir leid, aber ich kann einfach nicht aufhören.« Bald bildeten die Tränen eine kleine Pfütze auf dem Teller.
    »Wir haben immer noch uns«, sagte Dara. »Wir halten zusammen.«
    »Ich bin doch hier die Einzige, die an terminaler Niereninsuffizienz leidet, oder?« Angels Stimme klang fremd. Verbittert. Vergrämt.
    »Du musst dich eben noch ein bisschen in Geduld üben, das ist alles«, schaltete sich Mrs. Flood ein. »Das ist alles.« Ihre Faust sauste auf die Tischplatte nieder wie der Hammer eines Richters. Dara zuckte zusammen.
    »Ich werde nie eine Niere bekommen«, sagte Angel, als hätte sie es nicht gehört. Ihr resignierter Unterton traf Dara wie ein Schlag. Wieder herrschte Schweigen. Jetzt oder nie, dachte Dara, obwohl das vermutlich der unpassendste Augenblick der ganzen Woche war, der absolute Tiefpunkt. Sie sprang auf und überraschte damit nicht nur ihre Mutter und ihre Schwester, sondern auch sich selbst.
    »DU WIRST EINE NIERE BEKOMMEN«, rief sie.
    Angel hob den Kopf und musterte Dara. Es war das erste Mal an diesem Tag, vielleicht sogar das erste Mal in dieser Woche, dass sie sie richtig ansah.
    »Ich habe einen Plan«, verkündete Dara mit all der Überzeugung, die sie aufbringen konnte, und in Angels Augen flackerte etwas auf, das entfernt an Hoffnung erinnerte. Als würde sie sich zumindest wieder daran erinnern, wie es sich anfühlte, Hoffnung zu haben. Dara packte die Gelegenheit beim Schopf. »Aber zuerst«, begann sie und blickte abwechselnd von ihrer Schwester zu ihrer Mutter, »müsst ihr mir versprechen, dass ihr mich ausreden lasst. Okay?« Sie musterte die beiden so grimmig, dass ihnen gar nichts
anderes übrig blieb, als stumm zu nicken. Dass Dara die Stimme erhob, war ein absolutes Novum, von ihrer grimmigen Miene ganz zu schweigen.
    Dara atmete noch einmal tief durch, und dann verkündete sie mit ganz normaler Stimme, als wäre es nicht weiter außergewöhnlich: »Ich werde Mr. Flood suchen. Und finden.«
    Ihre Schwester und ihre Mutter stierten sie an, als hätte sie eine Handgranate aus der Besteckschublade gezogen, gezündet und zwischen ihnen auf den Tisch geknallt. »Es war Anyas Idee«, fuhr Dara hastig fort. »Und zuerst hielt ich sie selbst für total abwegig. Wozu sollte es gut sein, und wo sollte ich anfangen? Aber ich habe jetzt die ganze Woche darüber nachgedacht, und wisst ihr was? Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass er dieselbe Blutgruppe hat wie Angel, und wer weiß, vielleicht hat er sich ja geändert. Vielleicht verspürt er das Bedürfnis, Wiedergutmachung zu leisten, weil er … na ja, weil er uns im Stich gelassen hat. Dann wäre das doch eine gute Gelegenheit.« Dara wurde mit jedem Wort langsamer und leiser. Jetzt, wo sie es laut ausgesprochen hatte, kam ihr der Plan etwas … lächerlich vor. Ungefähr so, wie wenn man einen Traum hegt, der einem absolut logisch erscheint, aber sobald man jemandem davon erzählt, wird einem klar, wie absurd er eigentlich ist.
    Angel und Mrs. Flood schwiegen noch immer, doch ihre Mutter hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Dara fuhr fort.
    »Zugegeben, es ist unwahrscheinlich. Selbst wenn ich ihn überhaupt finde, ist nicht gesagt, dass er als Spender geeignet ist oder bereit wäre, Angel eine Niere abzutreten. Aber es ist nicht ausgeschlossen. Es wäre möglich.«
    Mrs. Flood öffnete den Mund, doch Dara rief: »MOMENT!« , also klappte ihre Mutter den Mund wieder zu, musterte Dara, als hätte sie sie noch nie zuvor gesehen, und wartete ab.
    »Ich schlage vor, dass wir jetzt eine Portion Lasagne und ein Stück Kuchen essen, und dann besprechen wir die Idee. Einverstanden?«
    Vielleicht lag es daran, dass sie Hunger hatten, oder auch an Daras fast schon verbissen wirkender Nachdrücklichkeit, jedenfalls fügten sich die beiden, und wie sie so zu dritt um den kleinen Küchentisch saßen, umgeben von Besteckklappern und Kaugeräuschen, war eine Weile alles wie früher. Angel aß artig ein paar Bissen von der Lasagne, die ihr Dara auf den Teller geschöpft hatte, nachdem sie sorgfältig die Tränenpfütze weggewischt hatte.
    Dara redete wie ein Wasserfall. Sie berichtete von Sherlock, der zur Melodie von Whitney Houstons I Will Always Love You

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