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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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Karibik-Traum sein.«
    »Was? Das Zeug im Backrohr?«
    »Nein, das Duftspray. Im Ofen stehen Schokobrownies.«
    Sissy seufzte und schüttelte den Kopf. Schokobrownies waren Stanleys Spezialität. Niemand bekam sie so hin wie er – außen nussig-knusprig, innen warm und weich. Das war nicht bloß ein Aufwand, das war voller Einsatz.
    »Sie werden heiraten, Stanley«, sagte sie leise. Sie nahm eine von Stanleys Händen, die noch in Gummihandschuhen steckten, und hielt sie fest, solange sie es aushielt, dann drehte sie den Wasserhahn auf und wusch sich die Gummi-Desinfektionsmittel-Geruchsmischung von den Fingern.
    »Das ist mir durchaus bewusst, Sissy«, sagte Stanley. »Ich werde sie nach ihren Hochzeitsplänen fragen, ich werde Baby Cora ihren Teddy geben, ich werde Ihnen eine Tasse Kaffee und einen Brownie anbieten, und das war’s dann.«
    Es klingelte an der Tür, und er sprang auf, wobei er sich den Ellbogen am Waschbecken stieß. Er registrierte es kaum. »Mist, sie sind schon da, und ich habe das Küchenfenster noch nicht geputzt.« Er riss sich die Gummihandschuhe von den Händen und stopfte sie in eine Schublade.
    »Es ist dunkel draußen, Herrgott nochmal!«, rief Sissy. »Wer achtet da schon auf das dämliche Fenster?«
    Da hatte sie recht, wie Stanley zugeben musste.
    »Weißt du was, Stanley? Erst wenn Cora mal vorbeikommt und es hier aussieht wie auf einer Müllhalde, und wenn du ihr zum Tee nichts weiter als eine Packung trockener Kekse servierst, dann wirst du ihre volle Aufmerksamkeit haben.« Sie wirbelte herum, was in Anbetracht der beengten räumlichen Verhältnisse nicht ganz einfach war, und stolzierte hinaus. »Ich geh schon«, sagte sie, »und dann lege ich mich in die Badewanne. Gib Bescheid, wenn der Schönling und sein Biest gegangen sind.«
    Sie ließ sich Zeit, legte unterwegs noch einen Zwischenstopp im Wohnzimmer ein, um Clouseau zu sagen, er solle sich gefälligst von der Couch schleichen. Stanley hörte, wie Clouseau dem Befehl artig nachkam, wie immer, wenn Sissy etwas von ihm verlangte. Welch krasser Gegensatz zu der übermütigen Gleichgültigkeit, die er in Stanleys Gegenwart an den Tag legte.
    »Oh, hallo. Ich wollte zu Stanley Flinter.«
    Die Stimme, die von unten heraufdrang, klang rau. Heiser. Besorgt. Es war nicht Coras Stimme.
    »Und wer sind Sie?« Das war nicht unhöflich gemeint. Sissy war lediglich ein Fan von direkten Fragen und ebensolchen Antworten.
    Stanley eilte über die Stufen nach unten. »Dara?«
    »Ach, hallo, Stanley. Sie haben mich doch erwartet, oder nicht? Sie hatten mich gebeten vorbeizukommen, wegen Clouseau. Und wir wollten über den Fall reden. Erinnern Sie sich?«
    »Natürlich erinnere ich mich.« Das war glatt gelogen.
    »Ich bin übrigens Sissy.« Sissy streckte Dara die Hand hin. »Das ist natürlich nicht mein richtiger Name, aber so nennen mich alle.«
    »Sehr erfreut«, sagte Dara, und ihr ganzer Körper bebte, während ihr Sissy energisch die Hand schüttelte. Stanley trat zur Tür, versuchte, nicht nach Cormacs Auto Ausschau zu halten, tat es dann aber doch. Nichts. Er musterte Dara, die wie festgewachsen zwischen Tür und Angel stand. »Ich kann auch ein andermal wiederkommen«, sagte sie.
    Stanley musste ganz leicht den Kopf senken, um sie genauer zu betrachten. Sie war also schätzungsweise einen Meter sechsundfünfzig groß. Vielleicht auch ein paar Millimeter größer. Er nahm alles in sich auf – ihre wachsamen dunkelblauen Augen, die Arme, die sie über der weiten Warnweste fest vor der Brust verschränkt hatte, und die Art, wie sie sich auf die Unterlippe biss, während sie darauf wartete, dass er etwas sagte. Dann fiel sein Blick auf den dicken Verband um ihr Handgelenk. »Haben Sie sich weh getan?«
    Dara folgte seinem Blick und zog den Ärmel ihres Kapuzenpullovers über den Verband. »Ach, das«, sagte sie. »Ein kleiner Arbeitsunfall. Kaum der Rede wert.«
    »Bitte, kommen Sie doch rein«, sagte Stanley mit einer entsprechenden Geste. »Ich habe Sie durchaus erwartet. Es ist nur so, dass sich überraschend Besuch angesagt hat … Ähm, mein Bruder und seine … Verlobte. Cora. Das ist seine Verlobte. So heißt sie, meine ich.«
    »So nennt Stanley sie«, mischte sich Sissy ein, erwähnte jedoch zu seiner großen Erleichterung keinen der zahlreichen Schimpfnamen, die sie für Cora parat hatte.
    »Du wolltest doch ein Bad nehmen«, bemerkte er spitz und warf noch einmal einen Blick auf die Straße, ehe er die Haustür schloss.

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