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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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mitkommen?«
    »Na ja, er wirkte ziemlich … wortkarg am Telefon. Vielleicht ist er ein bisschen gesprächiger, wenn Sie dabei sind. Sie sind schließlich mit ihm verwandt.«
    Dara versuchte, nicht zu ungeduldig zu klingen. »Weiß er, wo Mr. Flood ist?« Sie kreuzte Zeige- und Mittelfinger und hielt die Luft an.
    »Nein«, sagte Stanley rasch. »Behauptet er zumindest. Aber meiner Erfahrung nach wissen die Leute oft mehr als sie denken.«
    »Ich kann nicht mitkommen. Ich muss am Freitag arbeiten.« Sie verschwieg, dass sich Tintin problemlos überreden ließe, mit ihr den Dienst zu tauschen, und zwar schneller, als er »Brangelina« sagen konnte. Man benötigte dazu lediglich eine Minipackung Erdnuss-M&Ms und eine Ausgabe der Männerzeitschrift GQ (in der eine Ausgabe von Heat steckte). Tintin war süchtig nach Celebrity-Klatsch.
    »Überlegen Sie es sich wenigstens, ja?«
    Dara vernahm ein Grunzen, gefolgt von Gebell und gedämpftem
Fluchen. Sie hielt sich das Telefon etwas fester ans Ohr. »Alles okay?«
    »Äh, ja.« Stanleys Stimme klang wie von weit her. »Clouseau ist nur ein bisschen … außer Rand und Band.«
    »Denken Sie immer daran, Sie sind der Boss.« Dara drückte die Zigarette am Boden aus, zog eine kleine Plastikdose aus der Hosentasche und verstaute den Stummel darin.
    »Äh, ja, ich … versuch’s«, konnte Stanley gerade noch sagen. Das Letzte, was Dara hörte, war ein Quieken, das sowohl von Clouseau als auch von seinem Herrchen hätte stammen können, dann brach die Verbindung ab.



23
    »Stanley Flinter meint, ich soll mit ihm nach Bailieborough fahren«, erzählte Dara ihren Arbeitskollegen am darauffolgenden Abend nach drei Flaschen Bulmers im Doghouse. Den Arm mit dem verräterischen Verband hielt sie unter dem Tisch versteckt. Sie hatte Anya überreden können, Lucky eine einwöchige Galgenfrist zu gewähren, damit sie sich um seine Blessuren kümmern und womöglich sogar neue Besitzer für ihn finden konnte. Ihre Überzeugung, dass Lucky bloß viel durchgemacht hatte, teilte Anya nicht.
    Selbst Tintin war pessimistisch. »Er ist ein toter Hund«, hatte er gesagt, während er aus sicherer Entfernung zugesehen hatte, wie Dara Lucky untersuchte.
    Es war ihr traditioneller Detox-Mittwochabend, an dem sie sich ihren Frust von der Seele redeten. Dara hatte Angel gefragt, ob sie nicht mitkommen wollte, doch Angel hatte abgelehnt, mit dem wenig überraschenden Argument, sie sei zu müde. Das war in letzter Zeit Angels Antwort auf so ziemlich jede Frage. Trotzdem behagte es Dara gar nicht, Angel allein zu lassen, weshalb sie Tintin und Anya zunächst absagen hatte wollen.
    »Du hast grünes Licht«, hatte Tintin wenig später gesagt.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe mit deiner Mutter telefoniert. Sie meinte, du kannst ruhig ausgehen, sie bleibt zu Hause bei Angel.«
    »Wie kann es sein, dass du besser mit meiner Mutter klarkommst als ich?«, staunte Dara.
    »Mütter und Töchter können gar nicht miteinander klarkommen. Die Juxtaposition von Klimakterium und Pubertät birgt ein enormes Konfliktpotential in sich, verstehst du?«, klugscheißerte Tintin.
    »Angel kommt blendend mit ihr aus.«
    »Ausnahmen gibt es immer«, räumte Tintin ein. »Wie geht es Angel überhaupt?«
    Dara seufzte und griff nach ihrer Flasche Cider. Irgendwie hatte sie jedes Mal, wenn er ihr diese Frage stellte, etwas zu erzählen. Etwas Unerfreuliches.
    »Sie nimmt jetzt Antidepressiva. Dr. Byrne hat ihr vor ein paar Tagen welche verschrieben.«
    Dass ihre Freunde kaum auf diese Enthüllung reagierten, zeugte davon, wie viele Hiobsbotschaften ihnen Dara in letzter Zeit verkündet hatte. Tintin nickte nur, und Anya pustete sich die Stirnfransen aus dem Gesicht, wie immer, wenn sie verstört, aber nicht weiter überrascht war.
    Auch Angel hatte, statt zu protestieren, das Rezept einfach zusammengefaltet und in die Tasche von Mrs. Floods altem Bademantel gesteckt.
    »Braves Mädchen«, hatte Dr. Byrne gesagt. Falls es ihn überraschte, dass Angel seine Diagnose hinnahm, ohne sie zu hinterfragen, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Angel wollte normalerweise genau über die Medikamente Bescheid wissen, die sie einnehmen sollte – Wirkungsweise, Inhaltsstoffe, Nebenwirkungen. Sie nahm nie Schmerztabletten, wenn sie Kopfweh oder Regelschmerzen hatte, sondern wartete, bis die Schmerzen nachließen. Sie war gut im Warten. Jedenfalls war sie das bislang gewesen.
    »Es ist nur eine vorübergehende

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