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Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Titel: Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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Worten, er teilt sich durch Gefühle mit.«
    »Ich… ja, vermutlich schon.«
    »Doch, doch, ganz bestimmt.«
    Wenig später fragt sie ihn auf Portugiesisch, ob er Roxana, ihrer einzigen Enkelin, einen Brief überbringen kann. Andrea reagiert nicht.
    »Aber wo wohnt diese Roxana überhaupt?«, frage ich. Welchen Sinn soll das haben?
    Joana antwortet mir nicht, sie wendet sich weiter an Andrea. Sie sehe Roxana seit Monaten nicht und mache sich Sorgen, weil sie geträumt habe, das Mädchen sitze eingesperrt hinter unzähligen verschlossenen Türen.
    »Also, wo wohnt sie und bei wem?«, greife ich ein.
    »Roxana lebt bei meinem Bruder in Arraial d’Ajuda. Im Bundesstaat Bahia.«
    »Und was sagt er, wie es ihr geht?«
    »Er behauptet immer wieder, es sei alles in Ordnung. Aber er sagt nicht die Wahrheit. Würdest du jemandem trauen, der dir erzählt, dass es deinem Sohn gutgeht, wenn du nie was von ihm selber hörst?«
    »Nein, sicher nicht, aber…«
    »Wenn Andrea ihr den Brief bringt, gibt er ihr den Schlüssel, um die Türen aufzuschließen.«
    »In Brasilien? Du möchtest uns bis da runterschicken? Nein, nein, wir haben vor, nach Venezuela zu fahren«, sage ich spontan, ohne nachzudenken.
    »Fahrt nach Arraial«, drängt die Frau.
    »Joana, du hast Andrea wiedergefunden, und dafür bin ich dir dankbar, aber das darfst du nicht ausnutzen.«
    Ihr Blick ist leuchtend und intensiv. Sie hat schon was.
    »Ein Brief«, murmele ich. Den wir quer durch die halbe Welt tragen sollen…
    »Nur ein kleiner Brief«, sagt die Frau. »Ich vertraue ihn dem menino an.« Sie zieht einen weißen Umschlag heraus. Darauf stehen in Blockschrift Name und Adresse. Sie reicht ihn Andrea, der ihn auf der Handfläche balanciert. Wir sehen uns alle an.
    Ich nehme den Brief an mich.
    Joana legt sich die Hand aufs Herz, drückt Andreas Finger und geht.
    Als wir allein sind, schaue ich ihn an: War es eine Dummheit?
    »Was machen wir jetzt mit dem Brief, Andre?«
    »Brief schön.«
    Was sonst…
    Wir suchen das Reisebüro der jungen Brasilianerin Dea auf, nicht nur, um uns in Sachen Reiseziele beraten zu lassen, sondern auch, weil ich mir klarwerden will, was es mit Joana und diesem seltsamen Brief auf sich hat.
    Kaum sind wir dort, hüpft Andrea durch die Räume wie eine Antilope.
    Dea und ihre Freundin empfangen uns sehr herzlich, sie haben schon einige Routen für uns ausgearbeitet, aber ich bringe sie aus dem Konzept, indem ich nach Joana frage.
    Dea weiß recht wenig über die Geschichte dieser Frau.
    Ich lege Joanas Brief auf den Tisch und erkläre, was gerade passiert ist.
    Dea reißt die Augen auf, sie ist wirklich überrascht. Joana habe bis gestern Abend kaum je von Roxana gesprochen. Hier und da einen halben Satz, einen Seufzer, mehr nicht.
    Andrea hat etwas in ihr bewegt, meint sie und schaut uns an, als wären wir Retter in der Not. Unterdessen hat sich Andreas Aufregung gelegt, er ist wie beschwichtigt, zart wie eine Libelle.
    »Ein Brief ist wichtig«, überlegt Dea.
    »Ja, aber wir können doch nicht bis nach Brasilien reisen…«
    »Warum, was habt ihr denn für Verpflichtungen? Hast du uns nicht erzählt, dass ihr auf Abenteuer aus seid? Ihr könntet euch eine atemberaubende Schifffahrt gönnen und von Manaus aus das Amazonasgebiet erkunden. Ich habe ein super Angebot für einen Direktflug morgen Vormittag.« Ihr Lächeln würde sogar einen Elefanten dazu bringen, mit dem Fallschirm abzuspringen.
    Beinahe unwiderstehlich. Beinahe.
    »Aber ist das nicht gefährlich? Das Amazonasgebiet…?«
    »Ihr seid sogar durch Guatemala gefahren… Das ist auch nicht so ohne.«
    »Andrea, was meinst du, sollen wir nach Manaus fliegen?«
    »Manaus, bisschen schon.«
    »Und dann?«, frage ich Dea.
    »Eine Möglichkeit, nach Arraial zu kommen, findet ihr bestimmt, für Typen wie euch ist das ein Kinderspiel.«
    Eine Reise aus Papier: Auf einmal ist dieser Gedanke wieder da. Einstweilen widme ich mich Panama. Wir fahren noch einmal auf die Brücke, bis auf die andere Seite, schweben eine Weile über dem Ozean. Eine Reihe von Schiffen wartet drauf, den Kanal zu durchqueren. Am Fenster eines kleinen Lokals, in dem wir Fisch und Kochbananen mit Reis essen, sehen wir Waren aus aller Welt von Ozean zu Ozean wandern. Sämtliche Operationen gehen mit fließender Langsamkeit vor sich. Ich denke an die schnellen Produktionsrhythmen, an das hastige Beladen der Container – und dann diese Prozession auf dem Wasser. Das hat etwas Archaisches, Elementares,

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