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Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Titel: Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary J. Forbes
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arbeite außerdem freiberuflich für eine Zeitschrift an der Ostküste.“
    „Welche Zeitschrift?“
    „ American Pie. Sie ist vergleichbar mit The New Yorker. Ich schreibe eine Artikelserie über …“
    Sie ist nervös, schoss es Ashford durch den Kopf. Eine Reporterin, die nervös wegen einer Story ist!? Sehr interessant.
    „… Überlebende. Von Hells Field .“
    Tom musterte sie lange Zeit mit steinhartem Blick. Irgendwo im Haus schlug eine Kuckucksuhr die halbe Stunde. „Wozu?“
    Sie straffte die Schultern. „Weil es eine sehr umstrittene Schlacht ist, in der Sie der Anführer einer Truppe von neunzehn Marinesoldaten waren, von denen nur sieben überlebt haben.“
    Stille senkte sich über den Raum. Ashford spürte eine angstvolle Anspannung von Rachel ausstrahlen, während sie selbst darauf wartete, im nächsten Moment des Hauses verwiesen zu werden.
    „Das ist Schnee von gestern“, entgegnete Tom. „Je mehr Zeit vergeht, umso mehr vergessen die Leute. Und das ist gut so.“
    Sie blickte Ashford an.
    Er vermutete, dass sie auf seine Unterstützung hoffte. Für den Bruchteil einer Sekunde schlug er sich beinahe auf ihre Seite. Dann schaute er zu Daisy, die das Gespräch fasziniert verfolgte, und trat zu seiner Tochter an den Tisch. Schließlich war er der Beschützer seiner Familie.
    Rachel begriff, dass er Stellung bezog. Ihr Blick glitt von einem zum anderen und blieb schließlich bei Tom hängen. „Möchten Sie nicht, dass sich etwas Gutes aus all dem ergibt, was Sie verloren haben, Mr McKee?“
    Der alte Mann schnaubte verächtlich. „Bei mir sind Sie an der falschen Adresse. Ich habe nichts über Vietnam zu sagen.“ Abrupt rollte er fort vom Tisch und verschwand durch die Tür.
    „Grandpa, warte doch!“ Daisy sprang auf. „Ich will was über Hells Field wissen.“
    „Lass gut sein!“, mahnte Ashford eindringlich.
    „Nein! In dem Krieg sind über fünfzigtausend Amerikaner gefallen. Grandpa war da und wurde verwundet und ich weiß nicht mal, wie oder warum. Das ist nicht nur die Geschichte unseres Landes, es ist die Geschichte unserer Familie und dadurch auch meine eigene.“ Ihre Nasenflügel bebten. „Genau wie die von Mom.“
    Tom rollte den Flur hinunter, Ende der Konversation.
    „Starrsinniger alter Mann!“, murrte sie.
    Ashford berührte ihre Schulter und sagte sanft: „Lass ihn bitte.“
    Sie schüttelte seine Hand ab. „Du bist wie er. Du willst genauso wenig über Mom reden wie er über Vietnam. Jedes Mal, wenn was Schlimmes passiert, wird es einfach unter den Teppich gekehrt. Aber das macht es nicht ungeschehen, weißt du!? Auch wenn du noch so viele Fotos von Mom aufhängst, ändert es nichts daran, dass sie tot ist.“
    „Daisy!“
    „Ist doch wahr!“ Mit Tränen in den Augen wandte sie sich an Rachel. „Danke, dass Sie es versucht haben, Ms Brant. Wenigstens geben die beiden jetzt zu, dass es Hells Field überhaupt gegeben hat.“
    Ihre Tränen gingen Ashford an die Nieren. Er starrte Rachel finster an, um ihr ohne Worte klarzumachen, dass sie seine Angehörigen quälte.
    Sie wandte sich an Daisy und erklärte: „Manchmal ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Es macht den Kummer erträglicher.“
    Ihr einfühlsames Verhalten überraschte ihn. Trotzdem gefiel es ihm nicht, dass sie kaum eine Stunde da war und schon in Winkel hineinspähte, die er vor Jahren abgeschottet hatte. „Ich denke, Sie sollten jetzt Ihren Sohn nehmen und gehen.“
    Plötzlich fragte Tom vom Flur her: „Warum gerade dieser Krieg?“
    Rachel drehte sich zu ihm um. „Weil mein Dad auch dabei war.“
    „Mein Grandpa nennt es das schwarze Loch !“, warf Charlie ein.
    Tom fragte: „Warum ist das so, mein Junge?“
    „Weil ganz viele Leute reingegangen und nie wieder rausgekommen sind.“
    „Charlie, wir fahren jetzt zurück in die Stadt“, entschied Rachel verlegen. „Es hat mich gefreut, Tom, Daisy.“
    Ashford fing ihr Parfüm auf, als sie an ihm vorbei zur Haustür ging. Ein Hauch von Frühling … Ja, es war besser, wenn sie endlich verschwand.
    „Moment!“, rief Tom ihr nach. „Ich schlage Ihnen einen Deal vor, Ms Brant. Meine Enkelin will für ein Schulprojekt etwas über den Krieg erfahren. Wenn Sie ihr dabei helfen, den Aufsatz zu formulieren, dann gebe ich Ihnen das Interview.“
    Ashford rang nach Atem. „Pops …“
    Beschwichtigend hielt Tom eine Hand hoch. „Allerdings werden mein Sohn und ich Ihren Artikel lesen, wenn er fertig ist, und Sie werden ihn von

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