Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
Denen die Fähigkeit zu lesen in die Wiege gelegt worden war. Ashford seufzte. Selbst wenn er hundert Jahre alt wurde, konnte er niemals erreichen, was sie bereits im Kindergarten erlernt hatten.
„Bitte, Dad“, flehte Daisy. „Wir können ja so tun, als ob du mir das Kochen beibringst. Sie merkt bestimmt nichts.“
„Warum denn ausgerechnet jetzt? Warum nicht heute Abend?“ Wenn Rachel nicht mehr hier ist.
„Darum! Ich will jetzt kochen und nicht nachher.“
Ich will, ich will. Typisch Teenager! dachte er.
Im nächsten Moment regte sich sein Gewissen. Neuerdings bat sie so selten um etwas. Und hatte er nicht gerade eben im Stall bedauert, dass sie kaum noch miteinander redeten?
„Außerdem sieht das Gericht so gut aus und schmeckt bestimmt viel besser als Suppe und Brot. Komm schon, Dad! Wann haben wir das letzte Mal was zusammen gemacht?“
Er musste ihr recht geben. Zu lange hatten sie aneinander vorbeigelebt.
Sie stieß ihn mit einer Schulter an. Er sehnte sich danach, seine Tochter an sich zu ziehen wie damals. Als sie zehn war und sie in ihm ihren strahlenden Helden sah. Bevor sie eine Mauer um sich herum zu errichten begonnen hatte.
Er behielt den Kochlöffel fest in der Hand und rührte im Topf. „Was ist das für ein Rezept?“
„Ein Ragout mit acht Gemüsesorten.“ Sie zeigte ihm ein Foto von einem Auflauf, der sehr lecker aussah.
„Das ist eher was zum Abendessen, oder!?“
„Nein. Guck mal, hier steht’s.“ Sie fuhr mit einem Zeigefinger unter dem Satz entlang. „Hervorragend geeignet als Mittagsmahl.“
„Also gut.“ Sich seiner Tochter wieder anzunähern, war wichtiger, als sich Gedanken um Rachel Brant zu machen.
„Hab dich lieb, Dad“, flüsterte Daisy und summte vor sich hin, während sie den Kühlschrank plünderte.
Hab dich lieb. Sein Herz schlug höher. Wann hatte er diese Worte das letzte Mal von ihr gehört? Vor einem Jahr? Vor zwei? Er blinzelte das Brennen in seinen Augen fort.
Rachel tauchte in der Tür auf, die Küche und Esszimmer trennte. „Kann ich irgendwie helfen?“
Showtime . Schweiß brach auf seiner Stirn aus.
Daisy beförderte Karotten, Sellerie und Zwiebeln auf die Arbeitsfläche. „Dad und ich machen Ragout.“
„Wirklich? Ich liebe Ragout.“ Rachel spazierte zur Kochinsel und nahm das Magazin zur Hand. „Pilze, Sellerie, Kidneybohnen, Karotten, Mais, geschmorte Tomaten. Lecker! Und sehr gesund.“
Danke, dachte Ashford. Durch ihre mündliche Auflistung wusste er wenigstens, welche Zutaten er bereithalten und putzen musste. Er kramte einige Konservendosen wie Tomaten, Bohnen und Mais aus dem Vorratsschrank neben dem Kühlschrank.
„Ich hole die große Pfanne“, verkündete Daisy und verschwand in der Abstellkammer.
Rachel fragte: „Geschmort oder geschält?“
„Wie bitte?“
„Das hier sind geschälte, ganze Tomaten.“ Lächelnd hielt sie die Dose hoch. „Im Rezept stehen aber geschmorte.“
„Oh.“ Erneut brach ihm Schweiß auf der Stirn aus. „Wir haben keine geschmorten Tomaten“, sagte er zu Daisy, als sie aus der Abstellkammer zurückkam.
„Doch. Ich hab heute Morgen welche gesehen, als ich das Rezept durchgegangen bin.“
„Die hier sind ganz und geschält. Ich habe mich auch vertan.“
Sie zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie geistesgegenwärtig erwiderte: „Oh! Na ja, macht nichts. Wir nehmen einfach die hier und dazu noch was Würziges.“ Sie öffnete den Kühlschrank. „Voilà: grüne Paprikaschoten.“
„Oh, Charlie hasst Paprika“, verkündete Rachel. Sie grinste. „Aber wenn ihr ihm nichts davon sagt, dass Paprika drin ist, tue ich es auch nicht.“
Erleichtert, weil das Thema Tomaten vom Tisch war, erwiderte Ashford: „Der Küchenchef verrät nie all seine Geheimnisse. Stimmt’s, Daiz?“
Sie grinste ihn an. „Natürlich nicht.“
Verstohlen blickte er zu Rachel. Sie faszinierte ihn. Er erinnerte sich deutlich, wie sich ihre Haut anfühlte. Er wollte sich so gerne noch an andere Dinge erinnern. Zum Beispiel daran, wie sich ihr Mund auf seinem anfühlte.
Er wandte sich ab und beobachtete, wie Daisy das zerkleinerte Gemüse in die Pfanne gab. Er interessierte sich nicht für Frauen und schon gar nicht für Rachel Brant. Außer dass ihre Nähe ihm unter die Haut ging.
„Das sieht wundervoll aus.“ Sie stellte sich dicht neben ihn. Ihre Brust berührte seinen Ellbogen.
Prompt regte sich etwas in seiner unteren Körperregion. Verdammt, so verzweifelt kann ich doch gar nicht
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