Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
Junge. „Ich will hierbleiben.“
Rachel beugte sich zu ihm. „Die Kuh hat Schmerzen. Deswegen gehen wir lieber.“
„Daisy geht ja auch nicht.“
„Na ja, vielleicht kann er ja doch bleiben“, räumte sie prompt ein. „Als ich Dad das erste Mal bei einer Geburt geholfen habe, war ich erst sechs.“
„Und ich bin schon sieben!“, rief er triumphierend. „Wenn ein Mädchen das kann, kann ich das schon längst!“
„Bei Daisy ist es etwas anderes“, erklärte Rachel. „Sie ist mit diesen Tieren aufgewachsen.“
Trotzig beharrte er: „Ich will es aber sehen!“
Daisy hockte sich vor ihn. „Versprichst du, dass du keinen Mucks von dir gibst? Das ist ganz wichtig. Mein Dad versucht das Kalb zu retten, aber wenn du die Kuh erschreckst, stirbt sie vielleicht. Verstanden?“
Mit großen Augen nickte er. „Ich bin ganz still. Versprochen“, flüsterte er. „Werd ich dadurch ein Cowboy?“
Sie grinste. „Kommt drauf an, wie du auf Blut reagierst. Wenn du nicht umkippst …“
„Bestimmt nicht.“
„Na gut.“ Sie ging voraus zu der Box mit der kalbenden Kuh. „Das ist Ethan, unser Vorarbeiter“, flüsterte sie Rachel zu. „Hey, Dad.“
Ashford hielt die Augen geschlossen. Er wirkte höchst konzentriert. „Hallo, Daiz. Hilfst du mir?“
„Sicher.“ Sie hockte sich neben die Kuh und massierte ihr mit beiden Händen den Bauch.
„Das Kalb ist verdammt groß … und es liegt falsch.“ Seine Armmuskeln arbeiteten angestrengt unter der sonnengebräunten Haut. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. „Ich muss einen Huf finden.“
„Mom“, flüsterte Charlie, „ich glaub, die Kuh ist schwanger.“
Ashford riss die Augen auf. Mit hartem Blick fixierte er Rachel, die wenige Schritte entfernt stand, und dann Charlie. Doch er sagte ganz sanft: „Stimmt, Kumpel. Sie ist sogar sehr schwanger … Ich hab’s. Es geht los. Mach weiter, Daiz.“
Rachel konnte nicht länger tatenlos zusehen. Sie trat vor und half bei der Bauchmassage.
Ashford warf ihr einen anerkennenden Blick zu. „Wie steht es da vorn, Ethan?“
„Sie ist ziemlich erledigt.“
„Es dauert nicht mehr lange.“ Langsam zog Ashford seinen Arm zurück und holte zwei winzige Hufe und den Kopf des Kalbes auf die Welt.
Die Kuh brüllte, während er besänftigend auf sie einredete.
Kurz darauf glitt das Kalb auf das Strohbett.
Rachel trat zurück und legte einen Arm um Charlie.
„Das ist ja ganz glitschig“, flüsterte er.
„Weil es neun Monate in einem Beutel mit einem ganz besonderen Wasser war“, erklärte Ashford, während er dem Kalb die Nase für den ersten Atemzug säuberte.
„Wieso ist es denn nicht ertrunken?“
„Weil Babys im Bauch von ihren Mommys nicht atmen müssen. Sie kriegen Sauerstoff über die Nabelschnur.“
„Oh.“
Die Kuh war zu erschöpft, um aufzustehen, aber sie wandte sich zu ihrem Jungen um und muhte schwach. Das Kalb schüttelte den Kopf und blinzelte.
Gerührt beobachtete Rachel, wie Ashford es mit Stroh abrieb. Sie dachte daran, wie sanft er zu dem gestressten Muttertier und auch zu Charlie gesprochen hatte, und malte sich unwillkürlich aus, wie liebevoll er mit seiner Frau und seinem Baby umgegangen sein musste.
Charlie bat: „Kann ich es anfassen, Mom?“
„Wir wollen es lieber nur ansehen. Sonst erschrecken wir die Kuh noch.“
„Ein kräftiger Bursche“, stellte Ethan fest.
„Ich dachte schon, es wären Zwillinge.“ Ashford zog sich den überlangen Einmalhandschuh aus. „Hoffentlich erholt sie sich schnell wieder.“
„Ich schätze, die Chancen stehen ganz gut“, urteilte Ethan, bevor er die Box verließ.
„Komm, Charlie, wir gehen jetzt auch“, entschied Rachel.
„Nein! Ich will das Kalb noch ein bisschen angucken.“
„Du hast es lange genug angesehen.“
„Aber ich will bei Daisy und Mr Ash bleiben.“
„Du störst sie nur bei der Arbeit.“
Unverhofft sprang die Kuh auf.
Ashford stellte sich ihr in den Weg und ordnete leise an: „Bleibt ruhig und geht langsam rückwärts. Sie will nur nach ihrem Kalb sehen.“
Rachel drückte Charlie fest an sich und befolgte die Anweisung.
Stehend sah die Kuh gewaltig aus. Mit ihren großen braunen Augen musterte sie argwöhnisch die Menschen, bevor sie ihr Junges beschnupperte.
„Anscheinend geht es beiden gut.“ Ashford blickte von Daisy zu Rachel. „Danke für eure Hilfe.“
„Kann ich nächstes Mal auch helfen?“, fragte Charlie schüchtern.
„Ich denke nicht …“
„Komm mit, Kumpel“, warf
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