Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
der Mannschaft zu schlafen?«
»Logo, obwohl man bei der einen oder anderen schon ein bisschen nachhelfen musste, damit sie sich locker macht.«
Brett redete, als sei das das Natürlichste auf der Welt. So unspektakulär wie frühstücken oder Auto fahren. Anyas Kiefer verspannte sich.
»Was hat sie locker gemacht?«
»Mir hat’s mal bei einem Spiel den Rücken zerlegt, daher hatte ich noch ein paar Roofies übrig.«
»Sie meinen Rohypnol?« Ein Benzodiazepinderivat, das für K.o.-Tropfen verwendet wurde und zu Gedächtnisverlust führte. Gewöhnlich kam es in der Medizin als Sedativum zum Einsatz, beispielsweise bei Darmspiegelungen, sodass der Patient Anweisungen befolgen konnte, sich aber anschließend an nichts erinnerte. Sie durfte nicht erwarten, viele Berichte über Vergewaltigungen zu finden, wenn die Frauen sich nicht daran erinnerten, was ihnen widerfahren war.
»Logo, das macht die Muskeln locker, und man kommt gut drauf. He, Partnertausch ist nicht verboten.«
Wohl wahr. Aber was er und seine Spießgesellen getan hatten, hatte mit Partnertausch nichts zu tun.
»Das nennt man Bunning , und das macht jeder.« Brett war noch wichtig zu erwähnen, dass jede Frau immer nur ein einziges Mal der »Initiation« unterzogen worden war. Er irrlichterte zwischen Machogetue und dem Versuch, sein Handeln zu rechtfertigen.
Anya holte tief Luft. Den Ausdruck »Bunning« hatten Spitzensportler geprägt, die an Gruppensex teilnahmen. Mit dem Unterschied, dass bei den Gruppen, um die es hier ging, immer nur eine einzige Frau dabei war.
Es war ihr völlig schleierhaft, wie sie der armen Frau vor der Tür die Nachricht beibringen sollte, die ihr gesamtes Weltbild zerstören musste. Als Erstes musste Anya Gewissheit über die Fakten erlangen. Hannah hatte ein Anrecht auf die Wahrheit, aber sie brauchte so viele Informationen wie möglich, falls sie sich dazu entschließen sollte, zur Polizei zu gehen.
»Wie war es, als sie Hannah kennenlernten?«
»Ach«, schnaubte er, »sie wollte sich für die Hochzeit aufsparen, aber ein Mann hat nun mal Bedürfnisse, nicht wahr?«
»Was geschah, als Hannah zur Initiation anstand?«
»Ich musste deswegen einen Haufen Scheiße schlucken. Sie trinkt kaum was, und wegen ihres Keuschheitsgelübdes hätte sie von sich aus nie mitgemacht. Lurch hat mir immer wieder klargemacht, dass wir trotzdem eine Mannschaft sind. Aber das weiß ich selber, Teufel noch eins, und eine Woche vor der Hochzeit sind wir dann Zweiter geworden. Deswegen haben wir mit dem Heiraten ja gewartet, bis die Saison um ist.« Er beugte sich vor. »Jetzt mal unter uns, Hannah kannte die Bedingungen, und sie hat sich nie beschwert. Ich bin nun mal nur mit dem Team zu haben, und das war ihr von vornherein klar.«
Anya musste sich bewusst machen, dass hier von Freizeitsport die Rede war – kein Gehalt, keine Sponsoren, keine schriftlichen Verträge –, aber es klang, als drehe Bretts ganzes Leben sich nur um das Spiel.
»Vor der Hochzeit hat Lurch mich dann auf die Seite genommen und gesagt, es sei Zeit, mich zu revanchieren. Eine Hand wäscht die andere, und jetzt sei ich an der Reihe.
Ich hab ihm gesagt, sie sei nicht so und würde nie mit der ganzen Mannschaft ins Bett steigen. Und da hat er nur gemeint, ich hätte die Mädels der anderen gebumst, also wär ich ihnen was schuldig. Da war natürlich was dran.« Er rieb sich mit dem Handrücken die Nasenspitze. »Lurch hatte recht. Nun war ich an der Reihe.«
Anya atmete mehrmals tief durch und bemühte sich, ihre Wut zu verbergen.
Brett erläuterte, die Mannschaft müsse sich einmal über die Beute hermachen dürfen, anschließend gehe alles wieder seinen geregelten Gang. Er liebe Hannah aus tiefstem Herzen, sagte er, und es ginge ja nur um ein paar Stunden, und sie brauche schließlich nie etwas davon zu erfahren.
Während dieser Mann seine Taten schönredete, stieg Anya die Galle höher und höher. Er hatte nicht nur seine Frau betrogen, er hatte sie in der Nacht ihrer ersten sexuellen Erfahrung zum Opfer einer Massenvergewaltigung gemacht. Zudem hatte er sie dem Risiko ausgesetzt, sich mit einer lebensgefährlichen Krankheit anzustecken und unfruchtbar zu werden. Und das nur wegen ein paar Footballfreunden.
Er vergrub das Gesicht in den Händen. »Wenn die Jungs Gummis benutzt hätten, wäre das alles nicht passiert.« Er sah zu Anya auf. »Sie werden Hannah jetzt sagen, sie hätte sich mit größter Wahrscheinlichkeit an einem Toilettensitz
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