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Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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erfahren.«
    »Wie geht es Ihnen, jetzt, wo der Prozess abgeblasen ist?«
    »Warum geben Sie keine Interviews? Was haben Sie zu verbergen?«
    Hannah klammerte sich an Anyas Hand und versuchte, sich dem Rummel zu entziehen. Nicht einmal die große Sonnenbrille konnte ihren Kummer verbergen. Und doch hatte Hannah in dem Jahr, seit Anya sie zum ersten Mal traf, einen weiten Weg zurückgelegt. Sie wohnte nun im Stadtzentrum, hatte Nachnamen und Arbeitsplatz gewechselt sowie eine kleine Wohnung gekauft, die sie emsig einrichtete. Die Entscheidung, ihren Mann und seine Freunde wegen der ihr zugefügten Geschlechtskrankheiten und der seelischen Traumatisierung auf Schadensersatz zu verklagen, war ihr nicht leichtgefallen. Ohne handfeste Beweise oder einen Belastungszeugen war ein Strafverfahren ausgeschlossen. Und so hatte Hannah ihren Exmann und seine Kumpane eben zivilrechtlich verklagt, damit sie sich für ihre Verbrechen verantworten mussten. Es war die einzige Möglichkeit, sie zu zwingen, sich öffentlich zu ihren Taten zu bekennen. Sie sollten wissen, welches Leid sie verschuldet hatten, und zugleich sollten andere Frauen vor diesen Vergewaltigern gewarnt werden. Das Verfahren stellte einen Präzedenzfall dar und stieß unvermeidlich auf größtes Medieninteresse.
    »Wer will dich denn vergewaltigen, du hässliche fette Schnepfe?«, krächzte eine Männerstimme aus dem Gedränge.
    »Du dreckige Schlampe! Erst meinen Mann verführen und dann behaupten, er hätte dich vergewaltigt.«
    Diesmal drehte Anya sich nach der Sprecherin um, und im selben Moment traf etwas Festes Hannah an der Schläfe. Hannah sackte zu Boden, als sei eine Bombe explodiert. Dakota schrie auf.
    Anya stand einen Augenblick benommen da und starrte auf ihre Jacke, auf die rohes Ei von ihrer Backe tropfte.
    Ein dunkelhaariger Mann im Sportsakko stellte sich vor die Frauen und schirmte sie vor weiteren Angriffen ab.
    Mary Singer drängte sich durch. »Wir brauchen Polizeischutz. Man hat sie angegriffen.«
    Die Kameras schoben sich noch näher heran, um den Vorfall und sein Nachspiel festzuhalten.
    Geistesgegenwärtig forderte der Mann im Sakko per Handy Hilfe an und fing sich dafür ein rohes Ei an der Stirn ein.
    Als Anya begriff, dass die Geschosse harmlos waren, hievte sie Hannah wieder auf die Beine. Zusammen mit Detective Inspector Hayden Richards, dem Leiter der Sonderkommission für Sexualdelikte, eskortierte Mary die drei Frauen zu einem zivilen Polizeiauto. Anya sah sich nach dem Mann um, der versucht hatte, sie zu beschützen, doch der war wieder im Gedränge untergetaucht.
    »Nehmt eure dreckigen Pfoten von mir«, kreischte eine Frau hinter der Meute. Etliche Kameras waren dabei, als die Frau von Streifenpolizisten zu Boden gedrückt wurde.
    Die vier Frauen hatten sich kaum in den Wagen gequetscht, da scherte der Detective mit quietschenden Reifen in den fließenden Verkehr ein und steuerte, nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand ihnen folgte, einen nahe gelegenen Vorort an. Er parkte vor einem Café in einer Seitenstraße. Es war nicht zu befürchten, dass sie im Green Fiddler, einem Stammlokal vieler Polizisten, belästigt würden.
    Anya zog die Jacke aus und ging, gefolgt von Hannah und Dakota, zur Toilette. Die beiden Frauen tupften sich die verklebte Kleidung mit Papiertüchern und kaltem Wasser ab. Anyas Jacke war nagelneu und hätte Jahre halten sollen.
    »Was war das denn eben?« Hannah zitterte immer noch. »Ich habe nichts Unrechtes getan, aber jetzt stellen sie es so hin, als wäre es trotz allem meine Schuld, was Brett und die anderen mir angetan haben.«
    »Trotz allem?« Anya sah ihr in die Augen. »Es war nie deine Schuld.« Sie seufzte. »Für die Medien ist es nur eine Story, die sie groß ausschlachten können, und wenn man sich die Beiträge in den Talkshows und im Radio anhört, dann ist nicht nur dein Heimatort gespaltener Ansicht. Leider Gottes stürzt sich die gesamte Medienmaschinerie automatisch auf alles, was sich um Sex, Sportler und Skandale dreht.«
    »Du solltest dich überhaupt nicht rechtfertigen müssen. Schließlich haben die Kerle dir die K.o.-Tropfen eingeflößt und dich vergewaltigt.« Das Martyrium ihrer Schwester und die darauf folgenden juristischen Prozeduren hatten Dakota zutiefst aufgewühlt.
    Anya zog noch eine Handvoll Papiertücher heraus und rubbelte ihre Jacke ab. »Bei Gerichtsprozessen, selbst vor einem Zivilgericht, geht es selten um Gerechtigkeit. Meist geht es schlicht darum,

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