Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
nahm sich ein Glas und fragte, ob sie der Großmutter zur Hand gehen könne. Tatsächlich war sie einfach gern mit Kindern zusammen, und sie hoffte, es käme vielleicht etwas dabei heraus, wenn Ethan sich unter vier Augen mit dem Vater unterhielt.
Mit dem breitesten Grinsen im Gesicht stolperte Jonah durch den Flur.
»Zeigst du mir, wo du draußen spielst?«
Zwei große braune Äuglein schauten hoch, und er winkte ihr zu, ihm zu folgen. »Kinder halten einen ganz schön auf Trab«, sagte Anya, als Mrs McKenzie aus dem Zimmer kam.
»Ich werde allmählich zu alt dafür.« Die Großmutter sah erschöpft aus.
»Wenn Sie mögen, gehe ich mit ihm raus und sehe zu, dass er sich müde tobt. Vielleicht macht er dann ein Schläfchen, und Sie können sich ein wenig erholen.«
Draußen lief Jonah auf einen Ball zu, den er beim zweiten Versuch auch traf. Anya lief hin und kickte den Ball zum größten Vergnügen des Kleinen zurück. Mrs McKenzie kam nach.
»Liam fehlt Ihnen bestimmt sehr, wenn er fort ist.«
»Er ist ein guter Junge, im Fernsehen sieht er immer viel kleiner aus. Jede Woche schickt er mir was, und ich schicke ihm dafür selbst gebackene Plätzchen. Die hat er schon geliebt, da konnte er noch nicht einmal laufen. Er sagt, sie sind ein Stück Heimat für ihn.«
»Schickt er Ihnen jede Woche Geschenke?«
Anya hatte sich den Kopf zerbrochen, wie sie es anstellen sollte, das Gespräch auf die Pakete zu bringen, und nun hatte die Mutter das aus Stolz über ihren achtsamen Sohn von selbst getan.
»Ach, Geschenke kann man das vielleicht gar nicht immer nennen, ich freue mich einfach, wenn etwas kommt. Manchmal schickt er seine Schmutzwäsche. Ich weiß, das klingt altmodisch, aber es macht mir Freude, für ihn zu waschen, und er sagt, wenn er sie zurückbekommt, riecht es nach daheim. Er hat schon als kleines Kind immer ganz furchtbares Nasenbluten gehabt, deswegen ist die Bettwäsche manchmal schmutzig. Ich wasche sie in Eiswasser aus, dann ist sie wie neu.«
Die Bettwäsche belastete ihn zwar, war aber nur ein Indiz. War sie erst gewaschen, ließ sich unmöglich nachweisen, dass es dieselbe war, die während der Tat im Hotel aufgezogen war.
Jonah jagte dem Ball hinterher, stoppte ihn und wollte ihn wieder wegkicken, fiel aber hin, als er mit dem Bein ausholte. Ohne eine Spur von Tränen rappelte er sich hoch, schaute den Ball bitterböse an und trat dagegen. Diesmal kullerte der Ball Anya genau vor die Füße.
»Super gemacht!«, lobte sie und drehte sich zur applaudierenden Großmutter um.
»Genau wie dein Onkel Liam«, lächelte Oma. »Wenn du immer schön übst, wirst du genau wie er.« Sie griff nach dem Schlauch und besprengte die Rosen. Der Schlauch leckte an der Düse, sodass sie bald in einer Pfütze stand. Es schien sie nicht zu stören.
Anya kickte den Ball zu Jonah zurück und ging näher an die Rosen.
»Die Clubbesitzer haben uns beauftragt, die Missbrauchsvorwürfe zu untersuchen, die gegen Ihren Sohn und mehrere seiner Mannschaftskollegen erhoben wurden.«
Die ältere Dame kratzte sich an der Schulter und seufzte. »Diese Frau ist auch wieder eine von denen, die sich an meinem Sohn eine goldene Nase verdienen wollen. Sie jagen ihn durchs ganze Land und verfolgen ihre Ziele ohne jedes Schamgefühl. Wie sie sich ihm an den Hals schmeißen! Schamlos! Er ist heißblütig, und man kann nicht erwarten, dass er jeder Versuchung widersteht. Der liebe Gott weiß, wie schwer er geschuftet hat, um dahin zu kommen, wo er heute ist, er hat es verdient, sich ein bisschen zu amüsieren. Aber diese Frauen wollen sich nicht amüsieren. Die wollen ihn fertigmachen. Ausquetschen wollen sie ihn, auf jede nur erdenkliche Art. Wussten Sie, dass diese Frau aus Connecticut Liam erpressen wollte, damit sie die Anklage wegen Körperverletzung zurückzieht? Ich frage Sie, was ist das für eine Frau, die jammert, man hätte ihr wehgetan, und dann Geld verlangt?«
Jonah rannte herum, kickte den Ball in den Zaun, holte ihn sich wieder und zielte dann nach der neuen Mitspielerin. Anya stoppte den Ball und schob ihn zu ihm zurück.
Sie erinnerte sich, dass der Agent von der Sache erzählt hatte und dass im Urteil letztlich festgestellt worden war, Liam hätte der Frau das Leben gerettet.
»Kannten Sie sie persönlich?«
»Einmal haben wir sie getroffen, glaube ich. Am Anfang mochte Liam sie, und er hat dauernd mit ihr telefoniert oder SMS geschickt. Die Frau war regelrecht besessen von ihm. Und als er dann Schluss
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