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Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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machte, drehte sie mit dem Messer durch. Wenn Liam nicht eingegriffen hätte, wer weiß, was sie sich angetan hätte.«
    Mrs McKenzie hatte einen wichtigen Punkt angesprochen. Im Normalfall verlangte das Opfer eines Übergriffs kein Geld dafür, dass es die Anzeige zurückzog. Wenn das Strafverfahren scheiterte, konnte die Frau vor einem Zivilgericht auf Entschädigung klagen – nicht unbedingt in Form von Geld, ebenso wichtig konnte es sein, dass der oder die Täter zugaben, ihr wehgetan zu haben. Nach allem, was Anya bisher wusste, war dieser Körperverletzungsprozess von Anfang bis Ende ungewöhnlich. Vielleicht war McKenzie tatsächlich im Visier gestörter Frauen. Es kam immer wieder vor, dass Film- und Fernsehschauspieler einstweilige Verfügungen gegen übereifrige Fans erwirken mussten.
    Jonah lief dem Ball in den Busch nach, den seine Großmutter eben gewässert hatte. Er ging in die Hocke, holte den Ball mit der Hand heraus und warf ihn fort.
    »Nein! Jonah!«, rief Mrs McKenzie.
    In der Schlammpfütze, die der Schlauch hinterlassen hatte, rutschte der Kleine aus. Hände und Hose waren völlig vermatscht.
    Sie drehte den Hahn ab, rauschte auf den Enkel zu, packte ihn an der Hand und versetzte ihm etliche Hiebe auf den Hintern. »Jetzt hast du dir schon wieder die guten sauberen Sachen eingesaut! Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht im Schlamm spielen!« Sie schlug noch einmal zu.
    Der kleine Junge fing zu brüllen an. Trotz der dicken Windel hatten die Schläge sicher wehgetan. Anya wollte die Großmutter unterbrechen. »Ich kann ihn reinbringen und saubermachen, wenn Sie mögen.«
    Mrs McKenzie hörte mit dem Prügeln auf, sie riss sich zusammen und strich sich mit dem Handrücken die Locken aus der Stirn. »Immer baut er Mist, genau wie seine Mutter.« Sie packte das weinende Kleinkind an der Hand und marschierte mit ihm zur Hintertür, wo sie ihm Schuhe, Socken, Hose und Hemd auszog.
    »Wenn Sie helfen wollen«, sagte sie zu Anya, »dann erlösen Sie meinen Sohn von den falschen Anschuldigungen, und schieben Sie dieser Erpresserin einen Riegel vor. Einen Anwalt hat sie ja schon genommen.«
    Als sie die Tür aufschob und das mittlerweile stille Kind ins Haus stieß, hörte Anya sie meckern. »Ich werde allmählich zu alt für diesen Mist.«

37
    Auf dem Weg zum wartenden Wagen berichtete Anya, was im Garten vorgefallen war.
    »Ich habe als Kind auch mal einen Klaps bekommen, könnte nicht behaupten, dass ich es nicht gelegentlich verdient hätte«, hielt Ethan ihr entgegen.
    »Darum geht es nicht.« Die Szene, die sie miterlebt hatte, hatte Anya verstört. Es war natürlich nachvollziehbar, dass man genervt war, wenn ein Kind sich von oben bis unten mit Schlamm einsaute, aber das war nun einmal etwas völlig Normales für ein Kind. Kinder erkundeten spielend ihre Umwelt, und manchmal machten sie sich dabei eben schmutzig. Und auch wenn die ältere Generation andere Erziehungsvorstellungen hatte, das Verhalten von Mrs McKenzie beunruhigte sie.
    »Sie hat die Kontrolle verloren. Ich hatte Angst, sie spritzt ihn jeden Moment mit kaltem Wasser ab, um ihm eine Lektion zu erteilen. Und das, obwohl ich neben ihr stand, ich, die die Anschuldigungen gegen ihren Sohn untersucht. Da erwartet man doch, dass sie sich von ihrer besten Seite zeigt. Was, wenn ich nicht dabei gewesen wäre?«
    Der Chauffeur hielt die Tür auf, und Ethan setzte sich neben Anya.
    »Sie glauben, sie hätte sich in Ihrem Beisein zusammengerissen. Wenn dem so wäre, dann hätte sie ihn gar nicht erst geschlagen, sondern die Fassade der lieben Oma aufrechterhalten, bis Sie weg gewesen wären. Wenn sie sich nichts Schlimmeres zuschulden kommen lässt, kann von Kindsmissbrauch wohl kaum die Rede sein. Dem Vater ist da was rausgerutscht, von wegen die Tochter versucht clean zu werden. Wahrscheinlich kam das Kind cracksüchtig zur Welt. Wenn Sie mich fragen, darf der Junge sich glücklich schätzen, dass seine Großeltern sich so um ihn kümmern. Er ist gut genährt, das Haus ist sauber, und haben Sie den Bücherstapel in dem Korb hinter dem Sofa gesehen?«
    Der war Anya in der Tat entgangen. Ethan hatte nicht unrecht. In diesem Alter lasen Kinder noch keine Bücher alleine. Sie musste zugeben, dass der Junge fröhlich und begeistert auf seine Großmutter zugekommen war. Als sie die stinkende Windel bemerkt hatte, hatte sie ihn umgehend gewaschen und gewickelt. Kein Vergleich mit Kindern, die in ihren Exkrementen lagen, während die Eltern

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