Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
dort aufkreuzen, bevor die Polizei das Haus durchsuchen konnte?«
»Wenn sie erfährt, dass wir für Lyle Buffet arbeiten, wird sie glauben, dass wir Liam entlasten wollen. Abgesehen davon, man erfährt viel mehr, wenn man die Leute überrascht.«
36
Noch etwas belastete Anya. »Ethan, kann ich Sie etwas fragen?«
Vor dem Hotel wartete eine schwarze Limousine. Mehrere Männer in schwarzen Anzügen standen beisammen und scherzten mit den Pagen. Von einem Kebabstand an der Ecke wehte Fleischgeruch herüber. Als er den Privatdetektiv erblickte, setzte der Chauffeur der Limousine die Kappe auf und trat die Zigarette aus.
Am Straßenrand standen Taxis bereit, die von frischen Touristen geentert wurden, kaum dass sie ihre Fahrgäste abgesetzt hatten. Anya stand da und staunte, als mit heulender Sirene ein Feuerwehrauto um die Ecke bog. Im Fenster der Kabine loderte eine Flamme auf. Ein Feuerwehrmann steckte sich auf dem Weg zum nächsten Einsatz eine Zigarre an. Sie fragte sich, ob die Ironie ihm wohl bewusst war.
»Keine Eile, mein Freund«, sagte Ethan zum Chauffeur und wandte sich Anya zu. »Aber gern. Wenn ich es beantworten kann.«
»Was, wenn man uns nur benutzt, damit es so aussieht, als würden die Funktionäre in der Liga und im Club alles Nötige unternehmen?« Der Zeitpunkt von Bronsteins Verhaftung beunruhigte Anya noch immer.
»Eine berechtigte Frage. Die einzige Antwort, die ich geben kann, ist, dass ich Lyle Buffet traue. Bei den anderen beiden bin ich mir weniger sicher. Die sind in den Sport eingestiegen, um ihr eigenes Süppchen zu kochen. Masterton benutzt den Club, um Leuten aus seiner Kirchengemeinde eine Anstellung zu verschaffen. Die Teenies, die bei den Spielen die Programme verteilen, sind jugendliche Straftäter, die ein Resozialisierungsprogramm durchlaufen, das Masterton eingerichtet hat. Der Club stellt Jahr für Jahr Geld zur Verfügung, um sie zu bezahlen. Die Immobilien werden von Kirchenmitgliedern gereinigt und gepflegt, und der Club ist offenbar ganz zufrieden mit ihrer Arbeit. Alles, was Kitty Rowe tut, tut sie nur, um die Aufmerksamkeit ihres Vaters zu erregen. Aber Lyle war mir gegenüber immer ehrlich und offen. Er lebt für den Sport. Deshalb von meiner Seite, im Zweifel für den Angeklagten.«
»Hoffen wir nur, dass sie nicht versuchen, irgendwelche Informationen verschwinden zu lassen, die Kirsten nützen könnten.«
»Das werde ich nicht zulassen«, versprach Ethan.
Als sie in der Limousine saßen, rief Anya bei Harrison Leske an, erreichte aber nur die Mailbox. Sie bat um Rückruf.
Sie gähnte, streckte auf der Rückbank die Beine und versank völlig erschöpft im Lederpolster.
»Legen Sie sich auf der Fahrt ein wenig aufs Ohr. Es kann eine ganze Weile dauern, vor allem wenn es einen Stau gibt.«
Im Normalfall hätte Anya abgewunken, doch als der Wagen in den Lincoln Tunnel einscherte, um unter dem Hudson durchzufahren, ergab sie sich der Müdigkeit und schloss die Augen. Ihr Schlafrhythmus befand sich noch immer in einer anderen Zeitzone. Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder ihres lächelnden Sohnes auf, und sie driftete in das Zwischenreich von Wachen und Schlafen.
Wie von fern hörte sie Ethan auf der Tastatur seines Laptops klappern. Warm schien die Sonne durch das Seitenfenster und ließ sie tiefer in den Schlummer sinken.
Als sie erwachte, rollten sie durch baumbestandene Straßen.
Sie setzte sich auf und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Wo sind wir?«
»New Jersey. Wir sind jetzt kurz vor Plainfield.«
Sie sah auf die Uhr, sie hatte etwas mehr als eine Stunde geschlafen.
Ethan zog eine volle Wasserflasche aus seiner Tasche. »Die Klimaanlage trocknet einen wirklich aus.«
Mit einem dankbaren Nicken schraubte sie den Verschluss auf und betrachtete die zweistöckigen Häuser, die zwischen üppigem Grün ein Stück von der Straße entfernt standen. »Sagen Sie bitte nicht, dass ich geschnarcht habe.«
Er lächelte, und um seine Augen bildeten sich kleine Fältchen. »Das nicht, aber Sie reden im Schlaf.«
Anyas Herz galoppierte, und das Blut stieg ihr in die Wangen.
Ethans Lächeln wurde noch herzlicher. »Sie haben meinen Namen genannt.«
Anya wurde puterrot. »Ach. Das ist nicht wahr. Oder?« Was hatte sie gesagt? Sie versuchte, aus seiner Miene schlau zu werden.
»Nein, aber Sie haben bestimmt an mich gedacht, sonst wären Sie nicht so rot geworden.«
Sie verschränkte die Arme und sah zum Fenster hinaus, verlegen, weil er
Weitere Kostenlose Bücher