Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
erpressen. Der Drecksanwalt hat überall rumerzählt, wir hätten Liams ach so großzügiges Angebot ausgeschlagen, obwohl es gewährleistet hätte, dass sie in einer speziellen Einrichtung behandelt wird – für Leute, die eine Gefahr für sich selbst darstellen. Als wäre Ali nicht richtig im Kopf. Sie haben behauptet, dass wir es abgelehnt hätten, wäre der Beweis, dass wir ihm Millionen abpressen wollten. Und irgendwann glaubten schließlich sämtliche Nachbarn, was in den Zeitungen stand. Dass er versucht hat, mit Ali Schluss zu machen, und sie gedroht hätte, sich mit dem Messer etwas anzutun. Meine Schwester soll mit ihm gerungen und sich dabei Augen und Lippen und schließlich auch die Handgelenke aufgeschnitten haben. All die blauen Flecken sollen nur daher stammen, dass er versucht habe, die wild gewordene Frau zu bändigen. Zum Teufel, er hat es sogar fertiggebracht, dass der Richter einen Helden in ihm sah. Einen, dem ein Orden verliehen gehört, weil er einer Mitbürgerin half und die Nachbarschaft beschützte!
In diesem Land kann man mit Geld alles kaufen. Alles, außer uns.«
38
Später traf sich Anya mit Ethan in dessen provisorischem Büro auf der Konferenzetage, wo er sich gerade Bänder der Überwachungskameras des Hotels ansah. Er unterbrach die Sichtung, um sich vom Gespräch mit Alison und Bethany berichten zu lassen.
Er hörte aufmerksam zu, bevor er sprach. »McKenzie wird nicht einknicken und die anderen verraten. Dazu ist er viel zu überzeugt von sich, außerdem hat er offenkundig Übung darin, das Rechtssystem zu manipulieren. Wenn ich wetten soll, würde ich tippen, er ist verantwortlich für die Drohungen gegen Darla Pinkus’ Tochter und Kirsten Byrne.«
Solange aber kein Geständnis oder ein Mitschnitt der Telefonate vorlag, in denen er die Drohungen aussprach, brauchte er vor einer Anzeige wegen der Einschüchterung von Zeugen keine Angst zu haben.
Für Anya war Alldridge derjenige, der nicht so recht in die Gruppe passen wollte. Er hatte sich beim Workshop nicht mit den anderen gemein gemacht und war während ihrer restlichen Vorträge immer still geblieben. Auf den ersten Blick war Football das Einzige, was sie verband.
»Wie steht es mit Lance Alldridge? Haben Sie sich ihn schon vorgenommen?«
Ethan lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Seit dem allerersten Tag hat er permanent einen Anwalt bei sich. Der weicht nicht mal auf dem Pissoir von seiner Seite. Man munkelt, dass Lance sich nachts allein fortschleicht, angeblich zu einer Frau, aber bis jetzt hat noch keiner aus der Mannschaft sie zu Gesicht bekommen.«
Denkbar, dass Alldridge sie vor den anderen Spielern zu schützen versuchte oder dass er sich nach Kirstens Vergewaltigung von ihnen absetzen wollte. In diesem Falle könnte er die Sollbruchstelle sein, die sie brauchten.
»Was wissen Sie über ihn?«
»Nicht viel.« Ethan kaute an einem Bagel. »Er fliegt unter dem Radar. Kommt immer pünktlich zum Training, erfüllt brav seine sozialen Verpflichtungen, hatte sich bisher nie etwas zuschulden kommen lassen.«
»Was ist mit Freundinnen oder Ehefrauen?«
»Er hatte ein paar richtig hübsche Freundinnen, aber das war anscheinend nie von Dauer. Eine habe ich mal kennengelernt, eine TV -Nachrichtensprecherin, und es gab nie Gerüchte über Skandale oder Gewalt.«
Vielleicht war er ja tatsächlich der große, freundliche Riese, wenn er sich nicht gerade an einer Gruppenvergewaltigung beteiligte. »Was treibt ihn dann dazu, bei Kirstens Vergewaltigung mitzumachen?«
»Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage«, entgegnete Ethan. »Heute Abend isst er in einem Restaurant an der West 56th Street, im Zeppi’s. Ich habe einen Tisch für zwei bestellt. Es ist nicht weit von der Carnegie Hall und ein beliebter Ort zum Promigucken.«
»Ist das eine Einladung?«, fragte sie mit plötzlich erwachendem Appetit.
»Wenn Ihnen nach französischer Küche und geistreicher Konversation ist.«
Sie konterte mit einer Gegenfrage. »In einer halben Stunde in der Lobby?«
Anya machte sich rasch frisch und schlüpfte in ein mitternachtsblaues Kleid. Auch wenn es ein Arbeitsessen war, sie besuchte eines der feinsten Restaurants von New York und wollte sich elegant fühlen. Das Kleid war für ihre Verhältnisse recht eng geschnitten, aber es sah, zusammen mit den nudefarbenen Pumps, einfach gut aus. Sie beschloss, das Haar zur Abwechslung offen zu tragen.
In der Lobby grinste Ethan sie an. »Sie sehen … also … ich muss schon sagen
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