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Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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seinem umfangreichen Katalog.
    Es waren etliche Daten aufgeführt, darunter Gewicht, Körpergröße und sportliche Bestleistungen. Die Krankengeschichte wusste von einer frühen Knieverletzung, zudem hatte die Kugel die Schulter offenbar nur gestreift und keine strukturellen Schäden oder dauerhaften Beeinträchtigungen hinterlassen.
    Das nächste Dossier betraf einen strohblonden Spieler mit frischem Teint, der glatt als Zahnpasta-Fotomodell hätte durchgehen können. Er war Quarterback und hatte zahllose Trophäen gewonnen, unter anderem als Spieler des Jahres und Sportler des Jahres, zudem hatte man ihn auf der Highschool und an zwei verschiedenen Colleges zum wertvollsten Spieler gekürt. Ein Vorstrafenregister lag nicht vor. Dem Papier nach hätte der Unterschied zwischen beiden Spielern größer nicht sein können, wenngleich auch die Krankenakte des Letzteren vor Verletzungen nur so strotzte, darunter ein Riss des vorderen Kreuzbands und multiple Arthroskopien beider Knie. Dessen ungeachtet waren seine Fitnesswerte hervorragend.
    Nach einer Weile waren Namen, Orte und Verletzungen nicht mehr auseinanderzuhalten. Was sie überraschte, war die hohe Zahl von Spielern mit krimineller Vergangenheit. Drogen, Überfälle und Missbrauch von Frauen waren die vorherrschenden Delikte.
    Anya sah von dem Ordner auf. Die meisten anderen Passagiere hatten die Sitze weit zurückgeklappt und schliefen oder starrten gebannt auf ihre Videomonitore.
    Anya beschloss, sich die Beine kurz zu vertreten, und ging an die Erste-Klasse-Bar. Ethan Rye saß auf einem Hocker und las. Er bemerkte sie, ehe sie den Rückzug antreten konnte.
    »Bitte. Leisten Sie mir doch Gesellschaft. Ich weiß langsam nicht mehr, ob gerade Tag oder Nacht sein soll.«
    Anya setzte sich auf den Hocker und bestellte beim Steward einen Champagnercocktail. Plötzlich forderte der Stress der letzten beiden Wochen seinen Tribut.
    »Sie sollten wirklich versuchen, sich ein bisschen auszuruhen. Sobald wir da sind, werden wir voll eingespannt sein.«
    Anya wusste, dass sie einen völlig kaputten Eindruck machte. Die Sache mit Hannah hatte ihr seelisch stark zugesetzt, und dazu war dann noch die Vorbereitung der Senatsanhörung gekommen.
    Ethan malte einen Kringel in das Kondenswasser an seinem Glas. Wenn er den Blick gesenkt hielt, schienen seine Wimpern noch länger.
    »Wie ist die Lektüre?«
    »Interessant. Ich bin erstaunt, dass so viele Vorbestrafte darunter sind. Ich verstehe ja, dass ein Spieler gelegentlich in Konflikt mit dem Gesetz geraten kann, aber gleich so viele?«
    Ethan nahm einen Schluck Bier. »Nach einer viel zitierten Statistik sind fünfundzwanzig Prozent der Spieler Schwerverbrecher. Sie haben die Dossiers ja gesehen. Das Grundthema in den allermeisten ist Gewalt. Gegen Partner, übereifrige Fans und Mitspieler. Aber man muss diese Zahlen im Kontext sehen. Viele Spieler kommen aus einem verdammt harten Milieu, wo einem das Leben keine andere Wahl lässt, als Mitglied in einer Gang zu werden, in den Knast zu gehen oder erschossen zu werden.
    Der Football bietet einen Ausweg, und genau dafür liebe ich das Spiel und seine Philosophie so, den Benachteiligten die Chance zu geben, ganz groß rauszukommen.« Er nahm zwei Cashewnüsse aus dem Schälchen auf dem Tresen und warf sie sich in den Mund. »Das einzige Problem dabei ist, manchmal treibt man die Sache zu weit. Kaum erkennt man ihr Talent, werden sie protegiert. Schule, College, Uni, immer ist einer da, der ihnen den Rücken freihält. Dauernd schärft man ihnen ein, dass sie besser sind als irgendwer sonst und dass sie viel mehr tun, als nur ein Leder-Ei durch die Gegend zu werfen. Und leider macht das Business sie dabei gelegentlich zu Monstern.«
    Anya fragte sich, ob es wirklich das Business war oder nicht doch die Auswahl der Spieler. Schließlich waren nicht alle vorbestraft.
    Der Steward servierte Anyas Cocktail. »Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen?«, erkundigte er sich mit englischem Akzent.
    Ethan beschied ihm, es sei alles bestens, und wandte sich wieder Anya zu. »Natürlich haben Fußballer in England«, er deutete auf den Steward, »denselben Status wie Footballspieler in Australien oder Amerika. Man greift ein paar Teenager heraus, die gut mit dem Ball umgehen können, zahlt ihnen unverschämt viel Geld, behandelt sie wie Gottheiten und fragt sich dann, wieso sie plötzlich abheben. Das gilt ausnahmslos für alle Sportarten, in denen es so zugeht. Viele fragen sich, wieso es

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