Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
wurde und sie das Bewusstsein zu verlieren drohte, ächzte er auf und wälzte sich von ihr.
Das war ihre Chance, sie ließ sich vom Bett fallen und hielt sich das Kleid vor die Brust. Sie rannte zur Tür und mitten in eine menschliche Mauer. Gott sei Dank! Jemand war da, um ihr zu helfen.
Instinktiv packte sie ihn bei den Armen, wie eine Ertrinkende, die sich an einen Rettungsring klammert.
»Hilfe. Bitte helfen Sie mir«, flehte sie mit einer hysterischen Stimme, die sie kaum als die eigene erkannte.
Der Hüne stieß sie zurück und legte ihr die warmen schützenden Hände auf die Schulter.
»Was ist denn hier los?«
Janson lachte nur. »Ich weiß schon, du hast für Resteverwertung nicht viel übrig, aber du hast dir ganz schön Zeit gelassen. Jetzt mal ehrlich, Liam, was hätte ich denn tun sollen?«
Kirsten versuchte, den Kerl zur Tür zu zerren. Sie musste hier raus. Er hatte ja keine Ahnung, wozu Janson fähig war.
Nun kam noch jemand ins Zimmer, er war kleiner als die anderen, dann kam ein Dunkelhaariger, der einen noch größeren Afroamerikaner im Schlepptau hatte. Sie waren gekommen, um sie zu retten, Gott sei Dank.
»Bitte lasst nicht zu, dass er mich noch einmal anrührt«, schluchzte sie.
Janson stand auf, und hinter ihr wurde gelacht.
»Mach dir darüber mal keine Sorgen«, sagte ihr Beschützer. »Er hat seinen Spaß ja schon gehabt.«
Ohne Vorwarnung packte er sie an der Taille und warf sie wie ein benütztes Handtuch aufs Bett. Bevor sie reagieren konnte, hatte er sie auf den Bauch gedreht und presste ihr das Gesicht in ein Kissen. Sie rang um Atem. Schmerz durchfuhr sie, das Kissen dämpfte die Schreie. Sie sah die Gesichter der anderen nicht, die sie der Reihe nach vergewaltigten.
In ihrer Handtasche klingelte das Handy, und sie hoffte, jemand käme sie retten. Der Vater des kleinen Jungen wusste, wo sie war. Langsam drehte sie die Augen zur Seite und sah das Album auf dem Nachttisch.
Das Handy verstummte.
8
Der Mann im Anzug vor dem Ballsaal des Hyde Hotels stellte sich als Ansprechpartner und Moderator für den heutigen Tag vor. Ethan hatte sich kurz aus dem Staub gemacht, um zu telefonieren. Er hatte Anya vorgewarnt, er werde im Lauf des Tages immer wieder für eine Weile verschwinden müssen, wenn seine sonstigen Pflichten es erforderten.
»Sagen Sie einfach Bescheid, wenn Sie noch irgendwas an audiovisuellem Equipment brauchen.«
Der Moderator war knapp eins neunzig groß, kräftig gebaut und ziemlich dick. Er gab Anya ein Ansteckmikro, das sie sich ans Revers heftete. Den Akku klemmte sie am Bund des Rocks fest.
Anya versicherte sich, dass das Gerät ausgeschaltet war, dankte dem Mann und nahm an der Rückwand des Veranstaltungssaals Platz. Der Mann, dessen Name Anya schon wieder entfallen war, begrüßte die Anwesenden und stellte den Ablaufplan vor, wobei er Titel und Zeitpunkt jedes Kurses nannte. Es standen heute mehrere ernste Themen an, aber auch die Seminare: »Wie man ein Interview gibt«, »Weshalb Charity-Events ein wichtiger Teil unserer Arbeit sind« und »Wie ziehe ich mich richtig cool an«, mit einer Stylistin.
Dass im Rahmen eines Lehrgangs zu Verhaltensregeln und -normen ausgerechnet Modetipps gegeben wurden, empfand Anya als ziemlich ironisch. Sie hatte den Jetlag noch nicht überwunden und kippte den zweiten Kaffee runter, in der Hoffnung, das Koffein werde rasch Wirkung zeigen. Sie war vom Flughafen direkt zum Einchecken ins Hotel gefahren und hatte gerade noch Zeit gehabt, sich kurz aufs Ohr zu legen und zu duschen, ehe ihr Dienst begann.
Sie wusste, dass es mit diesem Publikum nicht leicht würde. Junge Sportler waren es nicht gewöhnt, längere Zeit stillzusitzen und zuzuhören, es sei denn, der Trainer erörterte die Spielstrategie.
Aus den vielen bunten Jacken im Publikum ließ sich ableiten, dass alle Mannschaften Spieler auf den Lehrgang geschickt hatten. Die überwiegende Farbkombination war jedoch Purpur-Gold-Grün, woraus Anya schloss, dass dies die Farben der New Jersey Bombers waren, die wegen des bevorstehenden Freundschaftsspiels gegen die Promi-All-Stars-Mannschaft den Löwenanteil der Spieler stellten. Grob geschätzt hatte jedes Team rund zehn Spieler ausgewählt. Die restlichen Zuhörer mochten Funktionäre, Trainer oder Teampsychologen sein, tippte Anya. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Es wurde in einer Lautstärke getuschelt, geächzt und auf den Stühlen gerutscht, dass sie sich unweigerlich an eine
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