Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
Highschoolklasse erinnert fühlte, der soeben eröffnet wurde, dass am Ende der Stunde eine Prüfung ansteht. Dabei hatten die mehreren Hundert Männer hier Schule und College längst hinter sich, und der Lehrgang war nur um ihretwillen angesetzt.
»Ruhe jetzt!« Ein Mann, auf dessen Jacke in riesigen Lettern das Wort COACH prangte, stellte sich hinter einen Stuhl in der ersten Reihe. »Es wird euch schon nicht umbringen, wenn ihr den Referenten zuhört. Angeblich könnt ihr hier sogar was Nützliches lernen.«
Unter allgemeinem Gemurmel rief jemand: »Und wieso müssen Sie sich das nicht bis zum Ende anhören, Coach?«
»Weil ich echte Arbeit zu tun habe«, entgegnete er und ging durch einen Seiteneingang ab.
Anya holte tief Luft. Die vor ihr liegende Aufgabe wurde erheblich erschwert, wenn jede Unterstützung durch eine Autoritätsperson der Spieler wegfiel. Das Mindeste, was sie vom Trainer erwartet hätte, war, dass er zumindest die erste Stunde mitmachte, selbst wenn das Interesse für den Lehrgang nur geheuchelt war. Schließlich würde es auch ihm das Leben erleichtern, wenn weniger seiner Spieler wegen Gewaltdelikten Ärger bekamen.
»Unsere erste Referentin, eine international renommierte Pathologin und Rechtsmedizinerin, wird über Safer Sex sprechen, einen wichtigen Aspekt des Sexuallebens«, verkündete der Moderator. »Bitte begrüßen Sie aus Australien Dr. Anya Crichton.«
Im Saal wurde Jubel laut, und etliche Männer grölten wie Pubertierende. Sie fragte sich, ob sie mit einer Klischeeaustralierin rechneten – blond, sonnengebräunt und langbeinig.
Unter anhaltendem Johlen und schrillen Pfiffen stieg Anya auf das provisorische Podium. Ohne darauf zu reagieren, startete sie die PowerPoint-Präsentation mit der Folie des eiternden und von Pusteln befallenen, kaum noch erkennbaren Penis.
Sie knipste das Mikro an.
»Was Sie hier sehen, ist die Folge von ungeschütztem Geschlechtsverkehr.«
Die verzerrten Gesichter und Grimassen in den ersten Reihen verrieten ihr, dass das Bild den gewünschten Effekt hatte, dann aber rief jemand aus der hinteren Saalhälfte: »Ich dachte immer, Safer Sex ist, wenn man die Autotüren verriegelt und die Handbremse fest anzieht.«
Wie eine Welle breitete sich das Kichern im Publikum aus.
»Und wenn man drauf achtet, dass der Vater von der Kleinen keine Knarre hat.«
Hemmungsloses Gelächter setzte ein. Anya klickte eine Folie weiter und konnte, während die Männer immer noch kicherten, einen der Komiker ausmachen, dem seine Bewunderer ringsum anerkennend auf den Rücken klopften.
Groß, breite Schultern, auf dem Stuhl lümmelnd, einen Arm über die Schulter des Spielers rechts von ihm gelegt. Lockiges blondes Haar und blaue Augen.
»Sie sind?«
»Pistol Pete Janson. Zu Ihren Diensten.«
»Mr Janson, wenn Ihnen etwas an Ihrer Karriere liegt, rate ich Ihnen, diesen Vortrag ernst zu nehmen. Eine sexuell übertragene Krankheit kann das Ende einer Spielerlaufbahn bedeuten oder Schlimmeres. Zudem kann die Ehefrau oder Freundin sich anstecken.« Sie machte eine Pause. »Wer von Ihnen macht sich nach einem Spiel darüber Gedanken?«
Zögernd hob ein Spieler die Hand, bis ihm sein Nachbar an die Schläfe stupste.
Das Publikum hörte nun wieder zu. »Ich nehme an, vielen von Ihnen bietet sich die Gelegenheit, nach einem Spiel mit willigen Frauen anzubandeln, besonders bei Auswärtsspielen.«
Es wurde mit den Schultern gezuckt und den Köpfen genickt – teils stolz, teils einfältig.
»Ist Ihnen klar, dass jede vierte Frau in Amerika Trägerin einer sexuell übertragbaren Infektion ist, womöglich sogar multipler Infektionen? Das heißt, eine von vier Frauen, egal wo.«
Die Worte hingen in der Luft. Sie ließen sich nicht einfach abtun.
»Da sollte sich Rocket mal untersuchen lassen, nach gestern Nacht. Denn wenn eine minderjährig war, dann die«, rief jemand von hinten.
»Halt’s Maul, Blödmann, die war achtzehn«, dröhnte ein tiefer Bass.
Janson machte einen Vorschlag. »Lass dich doch am besten gleich jetzt von der Frau Doktor untersuchen.«
Wieder wurde allgemeines Gelächter laut, diesmal aber unsicherer als zuvor. Anya spürte, dass sie allmählich zu einigen von ihnen durchdrang.
»Woran erkennt man, ob man mit so einer Frau zusammen war?« Rocket klang besorgt.
Sie zeigte eine schematische Darstellung der weiblichen Geschlechtsorgane. »Symptome und Anzeichen sind je nach Art der Erreger verschieden. Mit am weitesten verbreitet sind
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