Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
und ihm den Deal vorzuschlagen?«
»Ja, aber sie hatte nicht den Auftrag, mit ihm oder sonstwem in die Kiste zu steigen. Davon steht nichts in ihrer Stellenbeschreibung.«
Mit einer solchen Aussage hatte Anya nicht gerechnet. Das konnte schließlich nur heißen, dass Jordan davon ausging, dass der Geschlechtsverkehr einvernehmlich gewesen war.
Ethan lehnte sich zurück. Anya wurde aus seiner Miene nicht schlau. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie in dieser Nacht von mehreren Männern vergewaltigt wurde.«
Die Assistentin riss die Augen auf. Sie hörte gerade zum ersten Mal von der mutmaßlichen Vergewaltigung.
Ethan fuhr fort. »War sie Footballfan?«
Die Designerin schnaubte höhnisch. »Sie konnte ja nicht mal einen Football von einer Billardkugel unterscheiden.«
»Wieso haben Sie dann ausgerechnet sie geschickt?«
Cheree schaute schon wieder auf ihr Handy. »Aussehen und Marktforschung sind das A und O in unserem Geschäft. Es ist kein Geheimnis, dass Janson ein Faible für langhaarige Blondinen hat, also maximierten wir die Chancen, dass Kirsten ihm in der Masse auffällt.«
Anya wurde es allmählich zu viel. Diese Frau bewunderte Ehrgeiz und hatte keinerlei Skrupel, allein durch den schönen Schein ein Riesengeschäft zu machen, und gleichzeitig tat sie schockiert, dass das zum Sex führen konnte, einvernehmlich oder nicht.
»Außerdem hat die kleine Schlampe mein Kleid gestohlen. Ein Unikat im Wert von mehr als 2000 Dollar.«
Ein bärtiger Mann stand in der Tür. »Boss, wir brauchen Sie kurz bei der Fotosession.«
»Wenn Sie mich entschuldigen«, schloss Cheree und stand auf. »Ich habe einen Betrieb zu führen. Deborah wird Sie hinausbegleiten. Wenn die Kleine das Kleid nicht zurückgibt, zeige ich sie an. Vielleicht ist das eine Sprache, die sie versteht.«
Sie nahm das BlackBerry und war verschwunden, ehe Anya anmerken konnte, dass die Polizei das Kleid auf forensische Spuren untersuchte. Es überstieg ihr Fassungsvermögen, dass diese Frau keinerlei Mitgefühl für eine Angestellte aufbrachte, die sie doch selbst erst in diese Situation gebracht hatte. Cheree war zur Zuhälterin ihrer eigenen Mitarbeiterin geworden.
Über den Bildschirm flimmerte eine große, schlanke Frau, die energisch den Laufsteg abschritt.
Mit leicht bebenden Händen nahm die Assistentin die Brille ab. »Stimmt das mit Kirsten?«
Anya nickte. »Kennen Sie sie gut?«
»Sie war immer freundlich und eher zurückhaltend. Sie hat hart gearbeitet und ging kaum aus. Ich glaube, sie wollte ihre Mutter und ihren Vater stolz machen, und sie hat erzählt, dass sie daheim einen Freund hat.«
»Cheree sagte, Janson steht auf Blondinen, aber ich dachte, Kirsten sei dunkelhaarig.« Ethan sah verwirrt aus.
Deborah stand auf und führte sie durch die Tür zu den Aufzügen. »Ich weiß, dass Cheree manchmal etwas … grob klingt … aber sie hat ein wirklich großartiges Auge für Mode und Make-up. Jede hier würde ihr Leben dafür geben, wenn Cheree ihr einmal so ein Styling verpassen würde, von der Aufmerksamkeit ganz zu schweigen. Kirsten hat einen zarten Knochenbau, und mit ein paar Kilo weniger sähe sie richtig gut aus. Aber egal, Kirsten hat ihren Job geliebt, und deshalb ließ sie sich darauf ein.«
Ethan fragte, ob es ein Bild von Kirsten nach dem Styling gäbe.
»Ich hab noch eins auf dem Handy, kurz bevor sie zu der Party ist.« Sie zog das Handy aus ihrem Kittel, scrollte auf dem Display die Bilder durch und zeigte es ihnen.
In einem schulterfreien Minikleid und Highheels posierte eine Frau mit langem, straff zurückgebundenem blonden Pferdeschwanz. Sie erinnerte keinen Millimeter an die Frau, die Anya kennengelernt hatte.
»Mit den helleren Haaren, Extensions und diesem Killerkleid sah sie aus wie ein völlig neuer Mensch. Ich hab sie kaum wiedererkannt. Es war wie bei Cinderella, nur dass ihre gute Fee Cheree hieß«, schwärmte Deborah.
Die Frage, die auch die Strafverteidiger stellen würden, durfte nicht ausbleiben. »Glauben Sie, dass Kirsten mit dem Vorsatz loszog, Pete Janson zu verführen?«
Wieder richtete Deborah sich die Brille auf der Nase und stieg dann mit in den Aufzug. Sie wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte. »Den ganzen Nachmittag hat sie das mögliche Szenario durchgespielt und den Text gelernt, den Cheree für den Fall vorformuliert hatte, dass sie nahe genug an ihn herankäme. Sie wollte ihr Bestes tun, auf die Party zu kommen, ihren Text aufsagen und wieder verschwinden. Ich
Weitere Kostenlose Bücher