Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
gelangen. Zudem ließ sich nichts davon vor Gericht verwerten, sofern es illegal beschafft worden war. Aber es gäbe Ethan die Möglichkeit, gewissen, potenziell ergiebigen Spuren nachzugehen. Wenn Jim Horan mit schmutzigen Mitteln kämpfte, war es nur fair, wenn auch Kirsten Byrne jemanden in ihrer Ecke hatte.
Das nächste Croissant verschwand aus dem Karton.
»Die Unterlagen, die zum Zeitpunkt der Spielerverpflichtungen vorlagen, sind voller Lücken und wurden von einem Mittelsmann erstellt. Das kommt gelegentlich vor, wenn Lyle Buffet sich bestimmte Spieler sehr schnell sichern will. Was er nicht weiß, ist, dass manche dieser Firmen nur die Staatsgefängnisse abfragen, wenn also ein Delinquent auf Bewährung draußen ist oder seine Haft abgesessen hat, wird ihm ein negatives Vorstrafenregister attestiert.
Internetnachforschungen sind nur in neunundzwanzig Staaten möglich, daher warte ich noch auf die Rückmeldung von drei Gerichtsboten. Die müssen händisch beim jeweiligen Gericht recherchieren, ob unsere Burschen schon einmal strafrechtlich auffällig wurden.«
Er biss noch einige Male herzhaft zu, dann hörte er zu kauen auf und sah auf die Uhr. »Sollten Sie jetzt nicht ein Seminar halten? Das über Drogen, Gewalt und Sex?«
»Erst in eineinhalb Stunden. Der Geschäftsleiter hat gebeten, die Kurse zu tauschen. Wenn ich mich also in der Zwischenzeit nützlich machen kann … «
Sie wollte Kirsten Byrne und Linda Gatby auf jede nur erdenkliche Weise beistehen. Und Lyle Buffet und die anderen Clubbesitzer mussten wissen, wer aus ihrer Mannschaft zu zerstören drohte, was sie aufzubauen versuchten.
Ethan zog die Augenbrauen hoch. »Wenn Sie wirklich hierbleiben wollen, könnten Sie sich ein paar von diesen persönlichen Dossiers und Polizeiberichten ansehen.« Er reichte ihr einen Marker. »Sie wissen ja, wonach wir suchen. Frühere Lebensumstände, Beschwerden.«
Sie las über Clark Garcia. Der Zweiundzwanzigjährige war in Los Angeles aufgewachsen und mit fünfzehn wegen eines Autodiebstahls auffällig geworden. Zusammen mit einem Freund hatte er sich einen Lincoln zu einer Spritztour unter den Nagel gerissen, bis die Polizei sie aufgehalten und eine Pistole unter dem Beifahrersitz entdeckt hatte. Garcia saß am Steuer. Sein Anwalt hatte erfolgreich geltend gemacht, dass er auf der Highschool ein vorbildlicher Schüler und Ausnahme-Footballer sei und sein Freund ihn gezwungen habe, das Auto zu stehlen.
Sechs Monate danach war Garcia am Einbruch in das Haus des Schuldirektors beteiligt. Offenkundig hatte der Direktor alle Klagen fallen lassen, damit Garcia weiter in der Schulauswahl spielen konnte.
Bis zum Ende der Schulzeit lebte er bei seiner Mutter, die nachts in einem 7-Eleven-Supermarkt arbeitete, während er auf den neugeborenen Bruder und die Schwester aufpasste. Der Vater starb im Alter von zweiundvierzig Jahren, als sein Sohn gerade auf die Highschool kam.
Den Unterlagen nach war es Vince Dorafino kaum besser ergangen. Seine Mutter hatte ihn verlassen, als er noch ein kleines Kind war. Er wuchs in Pflegeheimen auf und besuchte die Byzantine Highschool in North Dakota. Er wurde wegen eines sexuellen Übergriffs gegen eine Minderjährige angezeigt, bekannte sich aber eines geringeren Vergehens schuldig. Angesichts seiner sportlichen Perspektiven und der Charakterzeugnisse, die Trainer und Schuldirektor ihm ausstellten, setzte der Richter die Strafe zur Bewährung aus.
Der Signalton einer bei Ethan eingehenden E-Mail unterbrach Anyas Lektüre. Neugierig sah sie auf.
»Wegen Liam McKenzie«, murmelte Ethan. »Er ist mehrmals von Staat zu Staat umgezogen, weshalb es so schwer war, sein Vorstrafenregister nachzuvollziehen. Das Muster ist bei ihm ganz ähnlich wie bei den anderen. Wuchs bei den Eltern auf, älterer Bruder, jüngere Schwester.«
Er nahm noch einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück. »Das wird Ihnen gefallen. Mit sechzehn wurde er verhaftet, weil er seine Freundin verprügelt hat, die mit ihm Schluss machen wollte. Er hat ihr Augen und Wange blau geschlagen und ihr das Handgelenk gebrochen. Später hat sie ihre Aussage revidiert und behauptet, sie hätte sich wehgetan, als sie auf dem Bürgersteig ausgerutscht und aufs Gesicht gefallen sei. Laut Polizeibericht gab es keine früheren Vorfälle.«
Anya kannte solche Geschichten nur zu gut. Allein in den Vereinigten Staaten starben jeden Tag vier Frauen durch häusliche Gewalt. Und bis zu vier Kinder am Tag wurden von
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