Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

später ist er immer noch ein Traum von einem Klienten.«
    »Und eine deiner lukrativsten Geldanlagen«, ergänzte Ethan.
    »Gibt es denn andere?«
    Anya hatte Ethans kurzes Dossier zu Jim Horan gelesen. Er hatte an der Uni Notre Dame Jura studiert und betreute als Agent und Manager ein Dutzend Spitzenfootballer und eine Handvoll Nachwuchsspieler. Von denen waren vier langzeitverletzt und weitere zwei wegen positiver Dopingtests suspendiert. Seine gegenwärtige Frau haute das Geld auf den Putz, kaum dass er es verdient hatte, und seine Exfrauen entstammten wohlhabenden Familien und erwarteten, standesgemäß alimentiert zu werden. Anya fand es schwer zu glauben, dass er drei Frauen gefunden hatte, die bereit waren, ihn zu ehelichen – er war in etwa so liebenswürdig und anziehend wie ein Alligator im Babyplanschbecken.
    »Wie lange hast du an den Fashiondeal hingearbeitet?«
    Er kippte den Sessel zurück. »Cheree Jordan. Die habe ich schon geraume Zeit auf dem Radar. Das ist eine echt smarte Geschäftsfrau. Wir suchen schon eine ganze Weile nach dem passenden Label für Pete, und bei der Form, in der er sich aktuell befindet, hätte der Zeitpunkt besser kaum sein können. Das wird seinem Image einen echten Push versetzen.«
    »Genau wie deinem Prestige.« Ethan verschränkte die Hände im Schoß. »Muss knifflig sein, immer den richtigen Moment für die bestmöglichen Konditionen abzupassen. Mit schlechtem Timing oder ungünstigen Verhandlungen kann man einen Klienten ernsthaft beschädigen.«
    Anya hätte nicht sagen können, ob der Privatdetektiv wütend war oder den Agenten nur aus der Reserve locken wollte. Kirsten, wie auch die Designerin, hatte erklärt, es sei ihr nicht gelungen, zu Jansons Management durchzudringen. Andernfalls hätte sie keinerlei Grund gehabt, an diesem Abend in das Hotel zu gehen. Anya wollte herausfinden, weshalb Hogan so unverschämt log.
    In diesem Moment klingelte das Telefon des Agenten und unterband eine Erwiderung auf Ethans Anmerkung. »Muss mich kurz fassen, Terri. Ja, in einem Meeting.« Mit einem gehauchten »Terri Janson«, setzte er sie ins Bild, dann stellte er sich ans Fenster.
    Ethan beugte sich vor und schielte auf die Unterlagen auf dem Schreibtisch.
    »Ich habe heute Vormittag Gerüchte gestreut, mehrere Kosmetikfirmen wären hinter dir her als die ideale Frau, Mutter und Gattin. Covergirl will dich schon kennenlernen.« Horan warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Es läuft sogar noch besser, als wir uns ausgemalt haben.«
    Horan legte auf, als die Sekretärin zwei Dosen Energydrinks und eine Schachtel Aspirin brachte und sofort wieder ging.
    Anya fand es einigermaßen seltsam, dass Horan derart aufgekratzt war, wo er doch ernsthaft fürchten musste, dass seinem Klienten ein Vergewaltigungsprozess drohte.
    Ethan langte nach hinten und schnappte sich ein Set Damenunterwäsche. »Bisschen klein für dich, hätte ich gedacht.«
    Horan beugte sich vor und riss es ihm aus den Fingern. »Die sind für meine Klienten von der Lingerie Football League. Wir haben Victoria’s Secret fast so weit, eine eigene Kollektion für Frauen rauszubringen, die sich gern fit halten.«
    Von dieser Liga hatte Anya noch nie etwas gehört.
    »Sie spielen wohl nicht?« Horan taxierte sie von oben bis unten.
    Ethan steckte die Hände in die Hosentaschen. »Frauen in Reizwäsche, die American Football spielen. Das sollte ein Riesending werden, aber irgendwie springen die Leute nicht so drauf an wie prophezeit. Sie schlüpfen in diese Dinger«, er schnippte mit den Fingern zu einem zweiten Set, das auf dem Schreibtisch lag, »um zu beweisen, dass sie gleichwertig sind, obwohl sie auf einem winzigen Platz spielen, die Schulterpolster ihr Dekolleté frei lassen und die Zuschauer sie ganz bestimmt nicht für ihre Ballsicherheit bewundern.«
    »Es ist ein echter Sport«, gab Horan zurück. »Und die Mädels geben sich alle Mühe. Wer könnte mitten in einer Fettleibigkeitsepidemie nachhaltiger für Sport und Fitness werben?«
    Anya konnte kaum nachvollziehen, wie überhaupt jemand auf eine solche Idee kommen konnte, geschweige denn, dass es Frauen gab, die dabei mitmachten, oder jemanden wie Horan, der sie vermarktete. Im Augenblick aber galt es, sich ganz auf den Vorwurf der Vergewaltigung zu konzentrieren.
    »Mr Horan, ich gehe davon aus, dass Ihnen bekannt ist, dass gegen Pete Janson und weitere Ihrer Klienten wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung einer Frau im Rainier Hotel in der Nacht vom