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Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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verstehe. Die Leute sollen doch bitte schön spenden, wenn ihnen selbst danach ist. Und wieso soll es überhaupt jemandem Geld wert sein, wenn wir alle um den Sportplatz rennen? Das ist doch keine Arbeitsleistung, das ist total künstlich. Mal ehrlich: Wenn ich Geld bekomme, dann will ich dafür auch etwas Richtiges arbeiten und jemandem nützlich sein.«
    »Das ist ein sehr egoistischer Standpunkt, junger Mann.« Der Maki klang salbungsvoll wie ein Pfarrer. »Du sprichst nicht davon, nützlich zu sein, sondern von deiner Selbstverwirklichung. So denken wir an dieser Schule nicht und so erziehen wir auch unsere Schüler nicht.«
    »So denken einige aber doch«, meldete ich mich zu Wort. Aberder Maki hatte sich jetzt ganz auf Tom eingeschossen und beachtete alle anderen gar nicht mehr.
    »Sich sportlich zu betätigen kann niemals falsch sein, Tom Barker. Und zweifelsohne nützt du mit dem Spendenmarathon anderen. Das Laufen in der Gruppe stärkt das Gemeinschaftsgefühl und später können wir uns alle gemeinsam an den neuen Tischen freuen.«
    »Gemeinschaftsgefühl?«, fragte Tom. »Ja, das kenne ich vom letzten Jahr. Die eine Hälfte der Schüler lässt sich von den Eltern eine Entschuldigung schreiben oder schwänzt, die andere Hälfte schlurft schlecht gelaunt ein paar Runden durch die Hitze und legt sich dann in den Schatten. Und neue Tische braucht an der Schule sowieso kein Mensch. Die alten sind doch noch gut. Sie wackeln ein bisschen, aber die könnten wir doch reparieren, das wäre auch eine gute Aktion, um das Gemeinschaftsgefühl an der Schule zu stärken.«
    »Was du da sagst, spricht nicht für dich, Tom Barker.« Der Maki war inzwischen ganz rot im Gesicht und seine Augen quollen fast hinter seinen Brillengläsern hervor. »Wenn du im vergangenen Jahr tatsächlich Schüler bemerkt haben solltest, die die Veranstaltung boykottiert haben, dann wäre es deine Pflicht gewesen, auf sie einzuwirken, anstatt sie jetzt sogar als Argument gegen solche Sportveranstaltungen zu verwenden. Und seit wann entscheidest du, welche Anschaffungen an dieser Schule sinnvoll sind und welche nicht? Könntest du das vielleicht Leuten überlassen, die dank einer langjährigen Ausbildung pädagogisches Fachwissen erworben haben?«
    »Okay«, sagte Tom freundlich. »Dann sprechen wir doch mit solchen Leuten. Laden wir sie an unsere Schule ein, machenwir eine Podiumsdiskussion und klären das alle zusammen. Das fände ich interessant.« Ich glaube, Tom wollte gar nicht frech sein, als er das sagte. Er hatte wirklich nicht kapiert, dass unser Direktor sich selbst meinte, als er von Leuten mit pädagogischem Fachwissen sprach. Tom war überhaupt nicht auf die Idee gekommen. Es war allerdings gar nicht gut, dass Jan an dieser Stelle des Gesprächs kicherte und dann krachend vom Stuhl fiel.
    Die Kopfbewegungen des Maki wurden ruckartig. »Montag. Spendenmarathon. Teilnahme ist Pflicht. Basta.« Er ließ seine Glubschaugen noch ein letztes Mal über uns wandern und ich hatte fast den Eindruck, als würde ich in seinem Kopf ein Geräusch wie von einem Fotoapparat hören. Klick. Klick. Klick. Der Maki hatte uns alle abgespeichert. Grußlos verließ er dann den Raum.

    »Oh, oh«, sagte Herr Alt, der inzwischen unbemerkt den Musiksaal betreten hatte.
    11.37 Uhr  »Es ist ja wohl klar, dass ich andem Spendenmarathon nicht teilnehme«, sagte Tom in der Pause nach Musik. »Und es ist genauso klar, dass ich keine Entschuldigung bringen werde. Das ist nicht die Entscheidung meiner Eltern, das ist meine eigene.«
    »Viel passieren kann uns ja eigentlich nicht«, meinte ich. »Der Maki kann uns doch nicht von der Schule werfen, nur weil wir keine Spenden eintreiben und nicht auf Pfiff losrennen.«
    »Nee, das glaube ich auch nicht. Aber ich lasse mir nicht gern vorwerfen, dass ich egoistisch bin«, überlegte Dana.
    »Stimmt«, meinte Tom. »Einfach so schwänzen geht nicht. Wirsollten eine Gegenaktion planen. Arbeiten. Geld verdienen. Die Kohle für einen richtig guten Zweck spenden.«
    »Lass uns das heute Abend mal besprechen.« Dana zeigte auf die Schuluhr. »Es klingelt gleich.«
    »Ja, toll«, sagte ich. »Besprecht das ruhig ohne mich.«
    Und da sagte Dana etwas, das ich erst gar nicht richtig verstand. »Wieso ohne dich? Wir feiern doch alle bei euch. Florian hat das organisiert.«
    11.56 Uhr  Vielleicht sollte ich meinen Bruder manchmal ausreden lassen. Tatsächlich. Paps ist heute Abend weg und Flocke hat ihm gesagt, dass er ein

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