Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch
selbst, immer einfach Felix.
Als sich der erste Wirbel gelegt hatte, wollten wir dann aber doch von ihm wissen, was mit seiner Frisur passiert war.
»Ey, hast du in der Kur Elektroschocks bekommen, oder was?«, fragte Benny und betrachtete besorgt Felix’ Hinterkopf, an dem weiße Kopfhaut durch die seltsamen Zöpfchen schimmerte.
»Das sind Dreadlocks«, behauptete Felix selbstbewusst.
»Eins weiß ich sicher«, meinte Dana. »Dreadlocks sind das nicht.«
»Du siehst aus wie das Lama, das ich neulich im Zoo gesehen habe.« Fabi berührte vorsichtig eine von Felix’ Zotteln. »Das sah aber nicht auf dem Kopf so aus, sondern hintenrum.«
»Tja. Das verdanke ich dem Mädchen.« Felix grinste vielsagend.
»Hohoho«, röhrte Fabi.
»Welches Mädchen denn?«, wollte Maiken wissen. Sie sah plötzlich angespannt aus.
»Na, das Mädchen. Es gab da nur eins. Es gab überhaupt nur einen einzigen Menschen in dieser Kurklinik, der jünger als sechzig war, und das war sie. Kati. Alle anderen waren Rentner und hatten eine neue Hüfte oder ein neues Knie. Kati saß im Rollstuhl und wollte lernen, wie man Dreads macht, und sie brauchte ein Versuchskaninchen, an dem sie abends rumfrisieren konnte. Ich war der Einzige, der noch nennenswert Haare auf dem Kopf hatte. Und die Alternativen fürs Abendprogramm waren ein Kegelclub und ein Gospelchor namens ›The Joy of Singing‹. Na, und da habe ich mich für die Dreads entschieden.«
»Ich finde, Kati sollte noch sehr viel üben«, sagte Fabi. »Aber lieber an Lamas.«
»Wie kommst du überhaupt dazu, dich mit wildfremden Mädchen rumzutreiben, kaum passen wir mal nicht auf dich auf.« Vicky verschränkte gespielt empört die Arme vor der Brust.
»Hey, das war harmlos. Kati war dreizehn und sie war total verliebt in irgendeinen Typen in ihrer Klasse«, protestierte Felix. »Alles, was sie von mir wollte, waren meine Haare.«
»Na, die hat sie ja wohl gekriegt«, knurrte Maiken säuerlich. Man sah ihr deutlich an, dass ihr der alte Felix besser gefallen hatte. Jetzt hätte Felix eigentlich mal was zu ihrer Frisur sagen können. Das tat er aber nicht. Er wirkte müde und sagte überhaupt nicht viel. Und ich glaube, auch davon war Maiken irritiert. Irgendwie lief das nicht gut zwischen den beiden.
»Du krümelst«, verkündete Fabi, der gerade mit den Fingern an einem von Felix’ Haarwürstchen herumzwirbelte. »Iiih, nein,du krümelst nicht nur, du schimmelst sogar. Da drinnen ist alles weiß.«
»Essen ist fertig«, sagte ich in das Schweigen hinein, das plötzlich entstanden war. Alle starrten mich an, als hätte ich etwas sehr Unpassendes gesagt. Hatte ich wohl auch. Trotzdem war das Essen fertig.
Und dann kam ganz plötzlich Bewegung in die Gesellschaft. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Tom sich mit Flocke zu einer kurzen Beratung in die Küche zurückgezogen hatte. Jetzt kam er ins Wohnzimmer zurück, flüsterte kurz mit Benny und Fabi und wandte sich dann an Felix. »Tut mir leid, aber ein Freund muss tun, was ein Freund eben tun muss.« Und schon stürzten sich die drei auf Felix und hielten ihn fest, während Flocke wie aus dem Nichts auftauchte, seinen brummenden und surrenden Haarschneider in der Hand. Drohend näherte er sich damit Felix’ Frisur und der ergab sich lachend, ohne sich zu wehren. Zehn Minuten später hatte er ein weiches, braunes Maulwurfsfell auf dem Kopf und das stand ihm gar nicht schlecht. Er sah definitiv besser aus als vorher.
»Ich hatte gehofft, dass ihr das tut«, sagte er nur, als er aufstand und sich die Dreads vom T-Shirt schüttelte.
»Äh, tu das in den Sondermüll«, knurrte Flocke. »Und jetzt ab ins Bad und Haare waschen!«
Tatsächlich verschwand Felix hinter der Badezimmertür und kam ein paar Minuten später nach Shampoo duftend zurück.
Gemeinsam fegten wir die Haarzotteln zusammen und gingen endlich zum gemütlichen Teil des Abends über. Die Spaghetti waren jetzt zwar kalt und klebrig, aber mit dem Pesto trotzdem genießbar.
Wenig später waren wir satt, zufrieden und bester Laune. Wir hatten Felix erzählt, was er hier verpasst hatte, was nicht viel gewesen war, denn das meiste wusste er sowieso schon längst von Tom. Er hatte von seiner Kur berichtet, aber das klang alles nicht besonders aufregend.
Gemeinsam haben wir dann einen Maki-Plan geschmiedet, also eine Alternative zum Spendenlauf ausgeheckt. Maiken saß jetzt neben Felix auf dem Sofa. Beide wirkten, als würden sie sich nicht besonders beachten. Aber
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