Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers
umspielte Stimme sagte: »Guten Tag, hier ist das Fahrerinformationssystem. Herzlichen Glückwunsch, dass Sie sich für den Epremo brillianza entschieden haben. Wir beginnen nun mit der Festlegung aller Grundeinstellungen,
die Ihnen bei allen künftigen Fahrten zur Verfügung stehen. So sorgt der Epremo brillianza jederzeit für allerhöchsten Fahrtkomfort.«
Auf dem Armaturenbrett war eine lachende Sonne erschienen, die Sprechlaute imitierte und den komplett fassungslosen Harald an etwas erinnerte, auf das er aber gerade nicht kam. »Folgen Sie nun dem Sprachmenü«, fuhr die Sonne fort, »indem Sie jeweils eine der genannten Optionen wählen. Möchten Sie sich erst zu einem späteren Zeitpunkt festlegen, sagen Sie einfach >weiter<.«
»Weiter«, sagte Harald.
»Diese Funktion steht augenblicklich nicht zur Verfügung«, antwortete die Sonne lachend. »Wir beginnen nun mit der Festlegung des Sitzprofils. Sitzen Sie augenblicklich bequem?«
»Nein..., das heißt doch, ja, Ja, JAA...«, rief Harald hektisch, doch es war bereits zu spät.
»Fahren Sie den Sitz in eine für Sie angenehmere Position«, verlangte die Sonne.
»Weiter«, forderte Harald.
»Diese Funktion steht augenblicklich nicht zur Verfügung«, teilte das System mit. »Fahren Sie den Sitz in eine für Sie angenehmere Position.«
Seufzend drehte Harald ein wenig am Halterungsrad des Sitzes und wartete dann. »Sitzen Sie augenblicklich bequem?«, fragte das System erneut.
»Ja«, sagte Harald mit Nachdruck. »Ja, ich sitze gut und bequem.«
»Bitte wiederholen«, verlangte das System. Harald begann zu schwitzen. Besser war es, nur mit ja, nein oder
weiter zu antworten. Die Sonne lachte jetzt auch gar nicht mehr. »Sitzen Sie augenblicklich bequem?«
»Weiter«, sagte er mit belegter Stimme.
»Wir fahren nun mit der Festlegung der Außenspiegelpositionen fort«, erläuterte die Sonne und wollte dann wissen: »Sind Sie mit der jetzigen Position der Spiegel zufrieden?«
»Weiter«, rief Harald, dem die Sache immer suspekter wurde.
»Nun folgt die Festlegung der Innenspiegelposition«, kündigte das System unerbittlich an.
»Weiter«, rief Harald.
»Diese Funktion steht augenblicklich nicht zur Verfügung«, mäkelte die Sonne. Harald hätte sich ohrfeigen können, weil er zu früh geantwortet hatte. »Sind Sie mit der jetzigen Position der Spiegel zufrieden?«, bohrte die Höllensonne nach.
»Weiter«, murmelte Harald- und ebenso beantwortete er die Fragen nach dem bevorzugten Scheibenwischerintervall, dem favorisierten Reifendruck sowie der Basiseinstellung seines Automatikgetriebes (»komfortabel, sportlich oder offensiv«). »Sie haben 0 Einstellungen festgelegt und 14 Einstellungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben«, fasste die Sonne sachlich zusammen. Harald war sich aber sicher, einen beleidigten Unterton zu hören. Jetzt fiel ihm auch ein, woran das blöde Ding ihn erinnerte. Es war die unheimliche Sonne aus den Tele Tubbies. Doch zum Sinnieren blieb wenig Zeit.
»Ich starte den Sendersuchlauf Ihres Komfort-Audio-Centers«, kündigte die Sonne an.
»Weiter«, brüllte Harald. Dann herrschte plötzlich überraschend
Ruhe. Die Sonne verschwand in einem digitalen Gekräusel. Leise lief der Motor vor sich hin. Vorsichtig gab Harald Gas. Der Wagen fuhr an.
Mehrere hundert Meter weiter überkam Harald trotz seiner zunehmend drückenden Blase ein unglaubliches Glücksgefühl. Gut, das Auto war grün, diese sprechende Nervensäge einfach nur zermürbend. Aber jetzt fuhr der Epremo. Das heißt, er schnurrte geradezu. Ein wundervolles Geräusch. Harald sog den Geruch von nagelneuem Stoff und frischem Plastik ein und bewunderte die diskreten LED-Leuchten. Trotz der ockergelben Innenraumfarbe fühlte er sich doch sehr wohl in seiner neuen Fortbewegungswelt. Seine Hand streckte sich nach dem Radio aus. Beziehungsweise zu dem großen Regler, den er für den Einschaltknopf hielt. Mit einem sonoren »Plopp« fuhr ein Gestänge mit einer Becherhalterung aus.
Der Feierabendverkehr begann sich bemerkbar zu machen. Gerade bog Harald auf die vielbefahrene Stadtautobahn ein. Nicht gänzlich zufrieden mit dem bisherigen Ergebnis seiner Bemühungen fingerte Harald erneut an der Konsole herum. Der Becherhalter entfaltete sich weiter und bot jetzt praktischerweise Platz für drei Becher und weitere Utensilien, versperrte allerdings den Zugriff auf die dahinter liegenden Knöpfe. Leise fluchend versuchte Harald, das Ding wieder in die Konsole zu
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