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Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
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lag im Kofferraum. Harald schaute in den Rückspiegel. Hier anzuhalten wäre blanker Wahnsinn. Dann vielleicht über die Auskunft. Während er sich ohne rechtes Ziel in den Verkehr einfädelte, wählte Harald über die Freisprechanlage
die Nummer eines ihm bekannten Telefonunternehmens.
    »Danke, dass Sie sich für uns entschieden haben, mein Name ist Sandra Küppers, was kann ich für Sie tun?«, meldete sich eine freundlich-routinierte Stimme.
    »Grützner. Ich brauche die Nummer von Pützens & Beckers in Köln.«
    »Sehr gerne, ich schaue nach, Herr Grützner. Ja, Pützens und Beckers, Kaffeehausbetriebe. Da haben wir die Zentrale, den Einkauf, die Pforte, ein Fax und drei Servicenummern. Oder möchten Sie den aktuellen Radiotrailer des Unternehmens hören, für nur 14 Cent aus dem Festnetz oder 26 Cent aus allen Mobilfunknetzen?«
    »Nein«, antwortete Harald.
    »Was nein?«, fragte Sandra Küppers.
    »Nein, ich will das alles nicht.«
    »Warum rufen Sie dann an?«
    »Weil ich die Nummer will«, flüsterte Harald. Konnte eigentlich irgendetwas einmal reibungsfrei funktionieren?
    »Welche Nummer denn?«, wollte Sandra wissen. »Die Zentrale, den Einkauf, die Pforte, das Fax oder eine von den drei Servicenummern?«
    »Geben Sie mir die Zentrale.«
    »Gerne«, flötete Sandra, »wohin soll ich das Fax schicken?«
    »Welches Fax?«, wisperte Harald.
    »Ach, herrje, ich habe ja ganz vergessen, Sie zu fragen, wie Sie die Nummer haben wollen«, entschuldigte sich dieAgentin. »Also: Möchten Sie die Nummer als Fax, als kostenfreie SMS, als E-Mail oder per Einschreiben?«

    »Können Sie mich nicht einfach verbinden?«, fragte Harald.
    »Doch natürlich!« Sandras Stimme überschlug sich fast. »Ich kann Sie natürlich mit Ihrem gewünschten Gesprächsteilnehmer verbinden. Das macht 49 Cent pro Minute im Festnetz. Mobilfunktarife können abweichen.«
    »Um wie viel zum Beispiel?«, erkundigte sich Harald, der nach dem Kassenautomatenerlebnis misstrauisch geworden war.
    »Oh, oh,... das hat noch nie jemand gefragt«, stammelte Sandra. »Und nun ausgerechnet bei einer Kölner Nummer.«
    »Was ist denn das Besondere an einer Kölner Nummer?«, wollte Harald wissen.
    »Eigentlich ja nichts«, gestand die Telefonfrau. »Aber ich komme doch aus Köln, deshalb...«
    »Schicken Sie endlich diese SMS. Ganz wunderbar, diese Stadt!«, ätzte Harald.
    »Ja, das finde ich auch! Die beste Stadt der Welt.« Sandra strahlte geradezu durch den Hörer.
    »Im Universum!!«, erwiderte Harald, nun mit unverhohlenem Sarkasmus.
    »Gefällt Ihnen Köln etwa nicht?«, fragte Sandra, die jetzt endlich begriff, dass Harald das alles gar nicht ernst meinte. »Was haben Sie denn gegen die Stadt?«
    »Och nichts, gar nichts«, antwortete Harald. »Alles ganz toll hier, die bunten Häuser, die freundlichen Menschen, sogar die Haustiere sind nett. Wunderbar, sag ich Ihnen. Wenn es jetzt noch einen Parkplatz gäbe, dann wäre es geradezu perfekt.«
    Am anderen Ende der Servicehotline hörte Harald erst gar
nichts mehr und dann ein schweres Atmen. »Sie versuchen da zu parken?«, fragte Sandra mit Grabesstimme.
    »Ja, und deshalb benötige ich die Nummer, um denen von Pützens & Beckers mitzuteilen, dass ich eine halbe Stunde später komme«, sagte Harald mit Engelsgeduld.
    Sandras Stimme hatte sich inzwischen total verändert. Das Flöten war weg, und ein rheinischer Akzent war unüberhörbar, als sie sagte: »Das heißt: Sie sind jetzt in Köln?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben noch keinen Parkplatz?«
    »Nein.«
    »Und Sie glauben in einer halben Stunde bei Ihrem Gesprächspartner in Köln zu sein?« »Ja.« Sandra schwieg kurz. Dann sagte sie ganz ruhig: »Ich kenne Sie nicht, aber wir Kölner halten zusammen, notfalls sogar mit Touristen, hihi. Also, wenn Sie auch nur den Hauch einer Chance haben wollen, irgendwann – und da rede ich jetzt nicht von einer halben Stunde – bei diesem Termin erscheinen zu wollen, dann sollten Sie mit John reden.«
    »Wer ist John?«, fragte Harald, den diese flammende Rede irgendwie eingeschüchtert hatte.
    »John betreibt einen Studentenservice.Vielleicht kann der Ihnen helfen. Sie erhalten die Telefonnummer per SMS.«
    Es klickte in der Leitung, dann erschienen auf Haralds Display zweiTelefonnummern, eine mit Smiley. Harald war beunruhigt, denn Sandra hatte ihn zum Schluss nicht einmal über die Mobilfunkkosten der SMS informiert.
    Als Erstes rief Harald bei Pützens & Beckers an und sagte, dass er Parkplatzprobleme

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