Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
Vom Netzwerk:
wegen des starken Regens, erreichte endlich den Wagen, drückte auf den elektronischen Türöffner, der aber blöderweise erst beim fünften Mal funktionierte, und schmiss sich schließlich klitschnass und durchweicht in den Fahrersitz. Noch während er den Schlüssel in das Schloss steckte – an die Platzierung unter dem Sonnenschutz würde er sich wohl nie gewöhnen -, bemerkte er seine alte Freundin, die Sonne, die im Display wütend vor sich hin blinkte. Kaum hatte der Schlüssel Kontakt, vernahm Harald schon ihre Stimme: »Guten Tag, hier ist das Fahrerinformationssystem. Bitte schließen Sie die Navigation an.«
    Harald stutzte. »Wieso...?«, murmelte er, da fiel sein Blick auf ein klaffendes Loch unterhalb der Mittelarmatur. Dort, wo sonst das Display seines eingebauten Luxus-Navigationssystems leuchtete, ragten lediglich bunte Drähte aus einer Vertiefung. Harald starrte den Hohlraum an. Jemand hatte das Gerät gestohlen.
    »Bitte schließen Sie die Navigation an«, wiederholte die Sonne.
    »Wie denn, Nervensäge«, bellte Harald und öffnete vorsichtig die Fahrertür. Sofort flutete der starke Regen den halben Fahrersitz, und Haralds Hose wurde noch nasser. Dennoch sprang Harald hinaus, um zu sehen, ob die Einbrecher irgendwelche Spuren hinterlassen hatten. Das Wasser lief ihm durchs Gesicht, er wischte sich über die Augen, da erkannte er endlich, was die Diebe angestellt hatten: Das Schloss der Fahrertür war kreisrund ausgebohrt. Harald warf sich zurück in den inzwischen völlig durchfeuchteten Fahrersitz.
Das war ja eine Katastrophe, ohne Navigation würde er die ganze Woche orientierungslos durch Deutschland irren und versuchen, den jeweiligen Zielpunkt mit veralteten Karten oder mittels der Befragung inkompetenter Mitbürger zu finden, ein erwartungsgemäß aussichtsloses Unterfangen.
    »Wozu habe ich eigentlich eine teure Alarmanlage?«, fragte er sich und sah dann, dass die Alarmanlage ebenfalls gestohlen war. Harald tippte nervös die 110 in sein Handy. Nachdem er hastig sein Problem geschildert hatte, teilte ihm die gelangweilte Stimme eines diensthabenden Polizisten mit, er solle zum einen schleunigst die Leitung freimachen, die sei schließlich für echte Notfälle reserviert. Und zum anderen solle er zur Wache in der Egmontstraße 39 kommen.
    »Wo ist das denn?«, wollte Harald wissen.
    »Geben Sie die Adresse doch einfach in Ihr Navi ein«, schnarrte die Stimme und legte auf.
    »Irre komisch«, meinte Harald, der eigentlich gegen Mittag in Bonn sein wollte, wo er zum Mittagessen mit einer alten Freundin verabredet war. Nachmittags hatte er dann einen Verkaufstermin. Er blickte hinaus. Draußen tobte noch immer der wohl seit mehreren Monaten schlimmste Regen, niemand war zu sehen, der ihm helfen konnte. Schließlich fand er einen Taxifahrer, der ihn – natürlich gegen ein saftiges Honorar, das höher ausfiel als die eingesparten Kosten des Hotelparkplatzes – zu besagter Polizeiwache lotste.
    Harald hatte Glück, direkt vor der Polizeistation machte gerade ein brauner Mazda einen der wenigen Kurzzeitparkplätze frei. Erneut lief Harald durch den Regen zur Eingangstür, die nicht überdacht war, wie er fluchend feststellte. Er drückte gegen das Portal, aber dieTür war verschlossen. Der
Regen verstärkte sich gerade wieder. Harald hämmerte gegen den Klingelknopf.
    »Polizei.Was ist Ihr Anliegen?«, schnarrte es aus dem kleinen Lautsprecher über der Klingel.
    »Ich will einen Diebstahl melden«, rief Harald.
    »Können Sie ungefähr den Sachschaden beziffern?«, fragte der Lautsprecher.
    Ein Blitz zuckte über den Himmel, der Regen lief Harald übers Gesicht. »Können Sie mich bitte erst einmal reinlassen?«, schrie Harald, »es schüttet hier draußen wie verrückt.«
    Der Lautsprecher blieb gnadenlos: »Ich muss mir erst ein Bild von dem Vorgang machen, damit ich Sie zu dem richtigen Kollegen schicken kann.«
    Es donnerte. »Das können Sie doch auch drinnen tun«, schlug Harald vor, der das Gefühl hatte, mit Klamotten am Körper unter einer Dusche zu stehen.
    »Wir haben unsere Vorschriften«, erwiderte der Sprecher, »was denken Sie jetzt, wie hoch der Schaden ist?«
    Es hatte keinen Sinn, weiter zu diskutieren. »5000 Euro«, sagte Harald ins Blaue hinein. »Können Sie morgen wiederkommen? Wir sind derzeit stark ausgelastet.«
    »Ich bin nicht von hier«, keuchte Harald.
    »Ausländer?«
    »Nein, aus Berlin, und ich hab’s eilig.«
    DieTür sprang auf, und Harald huschte hinein.

Weitere Kostenlose Bücher