Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
Vom Netzwerk:
Hinter der Tür lag ein schmuckloser Flur. Links und rechts waren jeweils vier orangefarbene Plastikstühle an die Wand geschraubt. Er wollte weitergehen, kam jedoch nur bis zu einer wiederum verschlossenen Zwischentür. Durch eine Glasscheibe in
der Wand schaute ein älterer Beamter ausdruckslos von der Lektüre einer Boulevardzeitung hoch: »Worum geht es?«
    »Ich möchte einen Diebstahl melden.«
    »Was ist denn abhandengekommen?«
    »Mein Navigationssystem.«
    »Mmm, ich sage Ihnen Bescheid, nehmen Sie Platz«, murmelte der Polizist und gab sich keine Mühe, sein Desinteresse zu verbergen. Er wandte sich augenblicklich wieder der Zeitung zu. Harald setzte sich tropfend auf einen der extrem unbequemen Stühle.
    Eine halbe Stunde später, sein rechter Fuß war inzwischen eingeschlafen, hob der Beamte wieder seinen Kopf und meinte: »Sie können jetzt reingehen. Erster Stock, Zimmer E 123.« Harald hinkte die Treppe hinauf und schaute sich hilfesuchend um. Es gab keine Wegweiser. Zwei Mitarbeiter, die er ansprach, um nach dem Zimmer zu fragen, gingen wortlos weiter. Harald schritt die einzelnen Zimmer ab, wobei er bemerkte, dass die Zahlen auf den praktischerweise auf Bauchnabelhöhe befestigten Türschildern weder auf- noch absteigend, sondern völlig wahllos angebracht waren. An der siebten Tür wurde er endlich fündig: E 123 stand da in abgeschabten Kleinstbuchstaben auf einem notdürftig angeklebten Schildchen. Als Harald aufblickte, schaute er in die grauen Augen einer sehr beleibten Frau mit zweifarbig gefärbtem Haar, die ihn misstrauisch anschaute. »Suchen Sie was?«, fragte sie mit belegter Stimme.
    »Ja, vermutlich Sie, jedenfalls wenn Sie hier im Zimmer E 123 arbeiten«, antwortete Harald.
    Die Frau schaute ihn noch undurchdringlicher an. »Um was geht es denn?«, wollte sie halb interessiert wissen.

    »Mein Auto ist aufgebrochen worden!«, sagte Harald und gab sich Mühe, einen dramatischen Unterton in seine Stimme zu legen, »direkt vor meinem Hotel!«
    »Ach?«, gab die Beamtin zurück, drehte sich wortlos um und wälzte sich zu ihrem Schreibtisch zurück. In Ermangelung einer Aufforderung lud Harald sich selbst ein, auf dem einzigen Stuhl, einem wackeligen Schemel, vor dem über und über mit Akten und Papieren bedeckten Schreibtisch der Dame Platz zu nehmen. Die Frau wühlte in einem Stoß Papier, fand aber was immer sie suchte nicht, was sie wiederum mit einem missmutigen Grunzen kommentierte. Harald fühlte sich überflüssig und beschloss, einfach seine Geschichte zu erzählen. Bestimmt würde dieser barbarische Akt gegen sein Privateigentum die Polizistin jäh aus ihrer Lethargie reißen.
    »Also, es war so. Ich kam heute Morgen, das muss so gegen halb neun gewesen sein, zu meinem Auto, und ich dachte mir erst gar nichts, weil beim Öffnen des Wagens...«
    »Ach, da ist es ja«, unterbrach die Beamtin und zeigte zum ersten Mal eine Spur von Emotion. Sie angelte ein mehrseitiges Formular aus einem Ablagestapel und reichte Harald das Papier hinüber. »Einfach Name, Kennzeichen und Straße eintragen, das war’s dann schon«, sagte sie.
    Harald starrte die Beamtin an. Das war im »Tatort« aber immer ganz anders. »Wollen Sie denn gar nichts unternehmen? Die Täter könnten schon über alle Berge sein, aber mit einer schnell eingeleiteten Fahndung...« Harald schaute die Frau erwartungsvoll an. Sie blickte ihm direkt in die Augen, dann antwortete sie: »Oh, natürlich, wir haben bereits das SEK und die Spurensicherung losgeschickt. An
den Ausfallstraßen wurden Straßensperren eingerichtet, die Bundespolizei an den Flughäfen und Bahnhöfen ist informiert.«
    »Äh, naja«, stotterte Harald, der mit so viel Einsatz der geballten Staatsmacht gar nicht gerechnet hatte. Aber das war eben der Vorteil eines Landes wie Deutschland, wo man als Bürger sicher leben konnte und der Staat sich um die Einhaltung der Gesetze kümmerte.
    »Benötigen Sie eine genaue Beschreibung des Gerätes?«, fragte Harald beflissen.
    »War ’n Scherz«, knurrte die Beamtin und schraubte ein Glas »Kaffeeweißer« auf, aus dem sie anschließend im Zeitlupentempo einen Teelöffel voll Pulver nahm und langsam in ihrem Kaffeebecher verrührte. »Sie sind heute schon der zwölfte. Und gestern waren es über 20. Füllen Sie doch bitte endlich das Formular aus, dann kann ich den Vorgang abschließen.«
    Total enttäuscht starrte Harald die Vertreterin der Staatsgewalt an. Schließlich nahm er den angebotenen Stift und schaute

Weitere Kostenlose Bücher