Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers
das fragliche Papier an. Zu seiner Verwunderung musste er feststellen, dass die meisten Felder bereits maschinell ausgefüllt waren, darunter auch das für den »Tathergang«.
»Hören Sie, das kann doch gar nicht sein, Sie wissen doch gar nichts über den Einbruch, wie kann denn dann hier alles schon vorformuliert sein«, protestierte Harald.
»Ach, nun kommen Sie, das benötigen wir lediglich für die Versicherung«, schnalzte die Polizistin.
»Wollen Sie den Wagen gar nicht ansehen?«
Die Beamtin schaute missmutig aus dem Fenster, wo gerade
eine neue Ladung Regen zu Boden ging. »Was soll ich da sehen?«, fragte sie.
»Einbruchsspuren, Hinweise auf den tatsächlichen Verlauf der Tat?«, versuchte Harald ihr auf die Sprünge zu helfen.
Die Frau schaute wieder nach draußen. »Es regnet«, meinte sie lapidar. »Können wir das hier jetzt abschließen? Ich habe gleich meine Frühstückspause.«
Kopfschüttelnd schrieb Harald seine Automarke, das Kennzeichen und seinen Namen sowie seine Anschrift in das Formular und reichte es wortlos der Polizistin. Gerade fiel ihm ein, dass sein Frühstück im Gegensatz zu dem der Beamtin ausgefallen war.
»Danke, ich stelle jetzt das Verfahren mangels ausreichender Hinweise ein«, gab die Frau bekannt. Mit großer Wucht haute sie einen Stempel auf den zweiten Durchschlag des Papieres und reichte ihn Harald. »Für Ihre Versicherung!«
Er knüllte das Formular zusammen und warf es in den neben seinem Schemel stehenden Papierkorb. »Vielen Dank, aber ich habe 2000 Euro Selbstbeteiligung je Schaden«, sagte er wütend und stand auf.
»Tja...«, meinte die Beleibte und versenkte ihren Blick in dem Aktenchaos. Grußlos verließ Harald das Zimmer.
Nach einer längeren Irrfahrt durch die unterWasser stehende Bremer Innenstadt entdeckte Harald einen größeren Multimediahandel. Es regnete immer noch in Strömen, als er quer über den Parkplatz lief. Freie Plätze hatte es natürlich nur am äußersten Rand gegeben. EineWasserspur hinter sich herziehend durchquerte Harald den Fachmarkt, bis er in die Abteilung »Autoelektronik« kam. Eine komplette Regalwand
war dem Thema »Navigation« gewidmet. Harald atmete tief durch.Wie sollte er sich in diesem Dschungel zurechtfinden? Hilflos schaute er an den Schildern entlang.Welches war das passende Gerät? Vielleicht »Goldroute 6000«, mit eingebauter Wetterprognostik und »RPS-Streckenoptimierung«? Harald schluckte. Die Goldroute kostete 899 Euro. Für 499 Euro bekam man dagegen den »NaviGator 5.0 Steel Edition« mit tagesaktueller Streckenführung – auch in Asien und Südamerika. Harald plante keineAsienreise im Epremo und wandte sich daher dem nächsten Gerät zu. »OptiRoute« kostete lediglich 259 Euro und war angeblich »kompatibel mit allen führenden Automarken«. Harald fragte sich, ob sein Epremo wohl auch dazuzählte. Der »DistanceViewer« der Firma »Target Shot« aus Schwelm gab ihm dagegen nur noch Rätsel auf. Er hatte PCM, Power DBB, X3-Kompatibilität und R2C. »Aha«, nickte Harald, der kein Wort verstand.
Hilfesuchend schaute er sich nach einem Fachmann um. Niemand in Verkäuferkleidung war zu sehen bis auf die sechs Herren, die allesamt an einem Handystand am anderen Ende der Verkaufsfläche bedienten. Harald ging schnellen Schrittes durch den Laden, um die Verkäufer anzusprechen. Alle Fachmänner waren in Verkaufsgespräche mit Interessenten für Handyverträge, Handyzubehör und andere Dienstleistungen rund um das Mobiltelefon vertieft. Niemand beachtete ihn. Als schließlich einer der Mitarbeiter mitten durch ihn hindurchsah und einen hinter ihm Stehenden nach seinen Handywünschen fragte, platzte Harald der Kragen. »Hallo, kann mir vielleicht mal jemand bei den Navis helfen?«, rief er in das Handygebrabbel hinein. Ein dürrer Angestellter mit schütterem Haar sah kurz und genervt
über seine Goldrandbrille hinweg und meinte dann mit einer vagen Handbewegung: »Fragen Sie da hinten.« Dann wandte er sich freundlich einer Dame zu, die offenbar einen Handyvertrag abschließen wollte.
Harald hatte gute Lust, den Laden umgehend zu verlassen, aber er brauchte dieses Navigationsgerät. Frustriert ging er zu dem Regal zurück, als er zwei Reihen weiter einen pickligen Jungen in einem Kittel des Elektronikmarktes entdeckte. Es handelte sich offenbar um den Praktikanten, der noch nicht am Handyschalter bedienen durfte, jedenfalls hantierte er mit leeren Kartons herum. Das war die Chance! »Hallo, können
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