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Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
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in den Burger und einem großen Schluck Kaffee ging es ihm deutlich besser, und er wandte sich wieder Olga zu. Die Bedienungsanleitung verwirrte ihn nur, er legte sie schnell beiseite. Solche Geräte waren ohnehin meist besser intuitiv zu bedienen.
    Olga 2000 war nicht viel größer als sein Organizer und musste mittels eines Stiftes über ein Touchscreenmenü bedient werden. Harald tippte auf den »On«-Button.
    »Miredita!«, sagte das System.
    »Äh, naja...«, stotterte Harald.
    »A me kuptoni?«
    »Nein, ich meine, keine Ahnung.«
    »Perseritni ju lutem!«, befahl Olga.
    »Das Teil ist ja schlimmer als die blöde Sonne«, murmelte Harald. Offenbar war Olga auf eine andere Sprache eingestellt. Das Dumme war nur, dass auch die Menüführung ausländisch – und zwar sehr ausländisch – war und Harald damit auch keinen Anhaltspunkt fand, wo und wie man die Spracheinstellungen ändern konnte. Wahllos tippte er auf dem Gerät herum.
    »Ku je ti?«, fragte Olga.
    »Leck mich«, fluchte Harald und verwünschte diesen Tag. Auf einmal mischte sich von der Seite eine tiefe Stimme ein: »Tungjatjeta«, schallte es herzlich in Haralds Ohr, und dann schaute auch schon ein dunkelhaariges, bartstoppeliges, aber nicht unfreundliches Männergesicht in den Epremo.
    »Was? Äh... Ich kaufe nichts«, beeilte sich Harald zu sagen.

    »Gjerman?«, fragte der Mann jetzt etwas sachlicher. »Du Deutscher?«
    »Ja, und Sie?«
    »Shqiptari. Albaner, verstähn?«, sagte der Mann.
    Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass derAlbaner gerade in den Lastwagen neben Haralds Epremo steigen wollte, als er die vertrauten Klänge seiner Heimatsprache hörte und dachte, er habe einen Landsmann getroffen. Olga sprach also albanisch. Gemeinsam mit dem Lastwagenfahrer, der sich wortreich als Ismail aus Lidice vorstellte, gelang es Harald schließlich, Olga auf Deutsch umzustellen. Harald bedankte sich überschwänglich, schenkte Ismail sein letztes Croissant und begann nun endlich, nachdem er Stunden vertrödelt hatte, die Route nach Bonn Bad Godesberg einzugeben. Bis zum »Bad« ging alles gut, aber dann rutschte ihm leider der kleine Stift aus der Hand und glitt zwischen Fahrersitz und Schaltkonsole. Harald äugte angestrengt in die Ritze. Er konnte das winzige Stäbchen genau sehen, doch leider lag es so ungünstig, dass er es weder mit seinen Fingern noch mit einem Kugelschreiber zu fassen bekam. Den Rest musste er also mit dem Kuli eintippen, was sich als schwierig erwies. Der Kugelschreiber vertrug sich nicht so recht mit der Geräteoberfläche, außerdem war die Spitze zu dick. Es blieb Harald nichts anderes übrig, als die Mine auszufahren. Nun beschmierte der Stift natürlich die Oberfläche von Olga, doch es half ja nichts. Schließlich blinkte der Ortsname, und er konnte auf einen Haken tippen.
    Jetzt sollte er noch die Straße eingeben. »Bergstraße«, hatte sich Harald für den Termin notiert, den er nur mit Not würde schaffen können. Sein Mittagessen war ohnehin geplatzt,
aber das war ein anderes Problem, er würde gleich von unterwegs bei Maria anrufen. Als er die Straße in das Gerät hineingetippt und geschmiert hatte, zeigte Olga gleich drei Bergstraßen, ohne jede Erläuterung irgendeines Unterschiedes. Harald tippte auf die mittlere, und das Navi gab einen Glockenton von sich, dann drehte sich eine digitale Sanduhr immerzu im Kreis. »Route berechnet«, krächzte Olga schließlich. »Demnächst links.« Das waren vertraute Klänge! Harald legte Olga auf den Beifahrersitz, wobei er stirnrunzelnd bemerkte, dass er so das Display nicht lesen konnte. Da aber die Sache mit der Halterung nicht geklappt hatte, fiel ihm nun erst einmal auch keine andere Lösung ein. Leise ließ er den Epremo vom Parkplatz gleiten und reihte sich in den Bremer Stadtverkehr ein.
     
     
    »Jetzt links«, »demnächst rechts«, »in 200 Metern im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt nehmen«. Olga kommandierte Harald durch die Stadt, schließlich fuhr er auf die A1. Während Harald seinen Kaffee genoss, schaute er aus dem Fenster. Der Wagen schnurrte. »Hamburg 107 km«, stand auf einem der Hinweisschilder. »Das gibt’s doch nicht«, brüllte Harald. »Das ist doch die falsche Richtung!« Er packte das Navigationsgerät und starrte auf das Display. Es zeigte einen Richtungspfeil und unlesbare, schimmernde Digitalschrift. Olga hatte sich irgendwann in den letzten Minuten einfach aufgehängt. Fluchend steuerte Harald den nächsten Parkplatz an. Er

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