Wenn nicht jetzt, wann dann?
morgen mit Frau Hummel. Und danach sehen wir weiter.«
Nachdem sie sich unter vielen Dankeschöns und der Versicherung, dass es herrlich geschmeckt habe, verabschiedet hatten und nach Hause fuhren, hielt Fabian vor der Winter’schen Villa an, machte aber zunächst keine Anstalten auszusteigen.
Nina sah ihn fragend von der Seite an.
»Ich muss noch mal in die Werkstatt. Ich habe eine Idee, für die ich Ruhe brauche, daran kann ich nachts am besten arbeiten. Und frag mich jetzt bitte nicht, woran.«
»Okay. Aber mach nicht zu lange, hörst du?«
Fabian stieg aus, öffnete die Tür an Ninas Seite und küsste sie liebevoll auf den Mund.
»Schlaf schön, mein Liebling.«
»Du auch. Gute Nacht.«
Sie sah den wegfahrenden Lichtern nach und wandte sich zum Haus, das dunkel und leer auf sie wartete. Ihr Vater war anscheinend noch gar nicht zurück. Die Vorstellung, dass er Frau Hummel zum Essen ausführte, war schon irgendwie lustig. Manchmal verstand sie ihren Vater nicht so richtig. Aber vielleicht verstand er sie ja auch nicht immer? Sie war in einer seltsamen Stimmung, sie wusste auch nicht so recht, weshalb, und beschloss, sich noch etwas abzulenken. Es gab schon eine provisorische Gästeliste, und da sie wusste, dass eine Aufgabe, die sie mit Sicherheit nicht komplett auf die Hochzeitsplanerin würde abwälzen können, die Sitzordnung war, beschloss sie, sich damit zu beschäftigen. Nachdem sie in bequeme Klamotten geschlüpft war und sich eine Tasse Lindenblütentee aufgegossen hatte, fing sie an, große Rechtecke auf Papier zu zeichnen und einzelne Namen auf die Tische zu verteilen.
Annemie fühlte sich wunderbar, als sie von Claus Winter nach Hause gefahren wurde. Welch ein Abend! Kurz bevor sie bei ihr ankamen, fragte sie ihn, ob er denn meine, dass man das Hochzeitsessen dort ausrichten würde.
»Oh, das habe ich ganz vergessen, Ihnen zu sagen«, fiel es Claus Winter ein. »Wir haben eine ganze Weile zwischen dem Weingut und dem Schlösschen geschwankt, aber wir neigen momentan zu dem Weingut. Es gefällt Nina, weil es moderne Elemente mit Tradition verbindet, und ich denke, Fabian fühlt sich dort auch wohler. Wenn Nina auf dem Schlösschen bestanden hätte, hätte sie ihn garantiert auch dazu bekommen, das am besten zu finden. Die junge Dame hat Überzeugungskraft.«
»Aber dann hätten wir ja gar nicht essen zu gehen brauchen! Warum haben Sie denn nichts davon gesagt?«
»Nun, ich wollte gerne mit Ihnen essen gehen. Es war ein schöner Abend, wir haben uns ein bisschen kennengelernt, und ich würde vorschlagen, bis zur Hochzeit sollten wir uns ruhig noch ein bisschen besser kennenlernen. Das erleichtert sicher vieles, meinen Sie nicht?«
Sie hielten gerade an einer Ampel, und er sah ihr bei diesem Satz einen irritierenden Moment zu lange in die Augen.
Als er sie vor ihrem Haus absetzte und sie wie ein Gentleman in einem Film zur Haustür geleitete, bedankte er sich mit einem Handkuss für den Abend, und Annemie musste lachen und vehement den Kopf schütteln.
»Also ich bitte Sie, Herr Winter, wer sich hier zu bedanken hat, das bin ja wohl ich! So gut habe ich noch nie gegessen, in meinem ganzen Leben nicht, und ich bin Ihnen sehr, sehr dankbar für diesen sehr, sehr schönen Abend.«
Er sah sie unverwandt an und hielt ihre Hand noch immer fest in seiner.
»Sie haben es bestimmt schon oft gehört, Sie haben ungewöhnlich blaue Augen. Es war mir ein großes Vergnügen, einen ganzen Abend lang hineinschauen zu dürfen. Schlafen Sie gut, liebe Frau Hummel, ich hoffe, dass Ihnen das Essen gut bekommen ist, sonst gehen wir noch einmal hin und beschweren uns. Gute Nacht.«
Er hatte ein nettes Lächeln. Ein sehr nettes Lächeln. Fast vergaß sie zu antworten.
»Gute Nacht …«, brachte sie noch heraus und sah ihm nach.
»… und dann hat er sich sogar noch einmal umgedreht und gewinkt.«
Annemie war gleich morgens, als der Edekaladen aufgemacht hatte, zu Waltraud gelaufen, die vor Neugier schier platzte und sich alles haarklein erzählen ließ.
»Jetzt hast du sogar zwei Verehrer. Pass auf. Der eine schenkt dir Blumen, der andere führt dich zum Essen aus … bald bist du viel zu fein, um noch mit mir zu reden!«
Annemie ging auf Waltrauds wilde Mutmaßungen gar nicht ein.
»Es war wie in einem Film. Er hat mir den Stuhl zurechtgerückt, als ich mich hingesetzt habe, später ist er extra aufgestanden und hat den Stuhl für mich etwas nach hinten gezogen, damit ich besser aufstehen kann, und
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