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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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und es immer schwieriger fand, tapfer zu bleiben. Weil sie hier lag wie ein Käfer auf dem Rücken, mit dem Unterschied, dass sie noch nicht einmal zappeln konnte. Weil draußen die Sonne schien und sie nicht dabei war. Weil ihr alles weh tat. Weil sie ein Flügelhemdchen trug. Und weil der erste Mann, der seit langem überhaupt ihren Po sah, ein Arzt war, der das aus rein professionellem Interesse tat. Und weil es – »Au!«
    »Ich fasse Sie nicht mehr an. Keine Angst. Die Schwester wird Sie allerdings nachher einreiben müssen. Sie haben eine starke Prellung am Steißbein. Das wird aber in den nächsten Tagen schon wesentlich besser, auch wenn Sie noch eine Weile damit zu tun haben werden. Blöde Stelle. Wenn der Bruch am Bein operiert ist, geht es Ihnen schnell besser. Es sind immer drei Tage. Drei harte Tage, dann geht es bergauf.«
    »Geben Sie mir mal eine von Ihren Tabletten, damit ich auch so gute Laune bekomme.«
    »Glauben Sie mir, es geht Ihnen bald besser.«
    »Operieren Sie mich denn?«
    »Steht auf dem Plan. Erheben Sie Einspruch?«
    Liz schüttelte den Kopf.
    »Nö. Aber machen Sie es bitte gut. Kein krummes Hinkebein.«
    »Kein krummes Hinkebein. Versprochen.«
    »Und nur auf mein Bein gucken, nicht auf all die hübschen OP -Schwestern.«
    »Ich gehöre zu den Menschen, die einen komplizierten Beinbruch sehr faszinierend finden. Ich werde an nichts anderes denken.«
    »Im Fernsehen tun die Ärzte auch immer so, als seien sie an den Patienten interessiert, dabei denken sie nur ans Flirten, schauen sich über die offenen Patienten hinweg tief in die Augen, bis plötzlich der Alarm lospiepst und einer ›Kammerflimmern‹ ruft. Und dann müssen alle zur Seite treten, weil der Defi zum Einsatz kommt.«
    »Es gibt wenige Orte, die noch unromantischer sind als ein OP. Keine Sorge. Das wissen nur die Serienschreiber nicht.«
    Dr. Friedrich lächelte sie an, und sie wusste, das war sein Lächeln, mit dem er versuchte, seine Patientinnen zu beruhigen, um ihnen zu versichern, dass sie bei ihm in guten Händen waren. Es sah irgendwie eingeübt aus.
    Liz runzelte die Stirn.
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Sie brauchen keine Angst zu haben. Nach der Visite besprechen wir mit dem Chef, wie es weitergeht, und dann erkläre ich Ihnen genau, was wir vorhaben. Haben Sie jetzt schon Fragen?«
    »Ich will nach Hause«, sagte Liz. »Wann kann ich nach Hause?«
    »Das lässt sich erst in ein paar Tagen sagen. Bis dahin behalten wir Sie noch ein bisschen hier.«
    »Werde ich gefragt?«
    »Fragen Sie Ihr Bein, ob es wieder gerade werden will und ob es laufen und springen und tanzen möchte. Wenn es ja sagt, dann sollten Sie auf Ihr Bein hören. Das scheint Ihnen dann vielleicht leichter zu fallen, als auf mich zu hören.«
    »Mein Bein kenne ich halt schon länger«, konterte Liz und musste ein klein wenig grinsen, als er sich in der Tür noch mal nach ihr umdrehte.
    »Ich würde auch nicht jedem dahergelaufenen weißen Kittel vertrauen. Aber mir schon!«
    »Na, ist das nicht ein charmanter junger Arzt«, tönte es vom Nachbarbett herüber, nachdem er das Zimmer verlassen hatte.
    »Ach, der denkt, weil er gut aussieht, kann er alle um den Finger wickeln. Ich kenne die Sorte.«
    Liz spähte neugierig hinüber zu ihrer Nachbarin. Sie war bestimmt schon siebzig und gehörte offenbar noch zu der Generation, die Männer in Weiß vergötterte.
    »Der ist ein ganz hervorragender Arzt. Mich hat er gut hingekriegt. Ich kann schon wieder laufen. Das hätte nicht jeder geschafft. In meinem Alter, wissen Sie, da gehört schon was dazu. Da heilen die Knochen nicht mehr so schnell. Und immer nett. Immer. Gestern hat er gesagt: ›Bald springen Sie wieder wie ein junges Reh!‹« Sie kicherte und errötete sogar ein wenig. »Reizend ist der junge Mann. Ganz reizend.«
    »Na dann«, sagte Liz. »Solange ich wieder springen kann wie vorher, bin ich schon zufrieden. Ein Reh muss es gar nicht sein.«
    Sie schlug die Augen zu, damit die Dame vielleicht aufhören würde zu reden. Aber die bemerkte es gar nicht und plapperte einfach weiter.
    »Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Also da reden wir und reden wir und wissen noch gar nicht, mit wem eigentlich! Mein Name ist Schäfer, Rosi Schäfer. Oberschenkelhalsbruch. Da denkt man ja immer, jetzt ist es aus. In meinem Alter einen Oberschenkelhalsbruch! Aber der Herr Doktor hier hat mich wirklich gut wieder hingekriegt.«
    »Ja.« Liz versuchte freundlich zu lächeln. »Das sagten Sie eben

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