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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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verschreiben zu lassen. Und dann wollte sie von mir Geld pumpen, um sich etwas Neues zum Anziehen zu kaufen für den Tag, an dem sie dich besuchen kommt.«
    »Du hast ihr aber nichts gegeben.« Liz sah ihre Schwester prüfend an. »Nati! Du hast überhaupt kein Geld!«
    Ihre Mutter war so kindisch, es war unglaublich. Die ganze Welt hatte sich ausschließlich um das Wohlbefinden von Frau Baumgarten zu kümmern. Natürlich bekam Liz gleich ein schlechtes Gewissen, Natalie überhaupt dafür eingespannt zu haben, sich um ihre Mutter zu kümmern, damit Liz sie hier nicht selbst am Krankenbett über die verunglückte Tochter trösten musste. Und Nati musste sich auch noch in Unkosten stürzen.
    »Es war die beste Art, sie zu beschäftigen. Außerdem hat sie Bella mitgenommen als Beraterin, und so kam ich auch noch in den Genuss eines Teilzeitbabysitters und konnte mit den beiden Kleinen in Ruhe in die musikalische Früherziehung.«
    »Ich geb’s dir wieder.«
    »Brauchst du nicht.«
    »Brauchst du doch.«
    Sie sahen sich an und Liz hob noch einmal bekräftigend die Augenbrauen, denn sie wusste genau wie Nati, dass man Geld, das man ihrer Mutter lieh, nie zurückbekam. Und Liz wusste ebenso gut, dass Nati das Geld dafür überhaupt nicht hatte. Alleinerziehend mit drei Kindern und einem äußerst unzuverlässig zahlenden Exmann.
    »Und wie sind die Herren in Weiß? Sind sie nett zu dir?« Natalie versuchte das Thema zu wechseln, doch Liz stieg nicht wirklich darauf ein.
    »Göttergleich«, antwortete Liz. »Und kennst du nette Götter?«
    Natalie schüttelte den Kopf.
    »Da hast du deine Antwort.«
    »Kindchen, da sind Sie aber ungerecht!«
    Rosi Schäfers Stimme tönte laut und deutlich vom Nachbarbett zu ihnen herüber.
    »Der schöne Herr Doktor ist so nett zu Ihnen wie zu niemandem sonst. Das dürfen Sie nicht vergessen! Der hat einen Narren an Ihnen gefressen.«
    »Und wie alt ist unser schöner Onkel Doktor?«, raunte Natalie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Und wie gut sieht er wirklich aus?«
    »Ende dreißig und eindeutig zu gut. Und das, meine Liebe, sieht jede hier. Jede Patientin, jede Ärztin und jede Krankenschwester.«
    »Und Liz sieht’s auch«, lachte Natalie. »Und Liz bekommt glänzende Augen!«
    »Man sollte meinen, du hättest die Gehirnerschütterung und nicht ich. Ah, die Pommes waren herrlich. Das werde ich dir nie vergessen.« Liz lehnte sich wohlig seufzend zurück. »Ich glaube, ich bin schon in dem Alter, in dem Essen Sex ersetzt.«
    »Dann will ich nicht wissen, was du für Sex hattest, wenn eine Tüte Pommes der Ersatz dafür sein kann!«
    »Dinkelschrot klingt auch nicht viel besser …«
    Natalie lachte, und Liz musste mitlachen, obwohl ihr dabei alles weh tat.
    »Auhauhau. Unfair!«
    Natalie wischte sich eine Lachträne aus dem Auge und sah über Liz hinweg aus dem Fenster.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich mit drei Kindern jemals wieder einen Mann kennenlernen, geschweige denn in mein Bettchen locken soll. Bis die Kinder größer sind, wird an meinem Körper den Gesetzen der Schwerkraft zufolge alles nach unten sinken, was nicht ordentlich befestigt ist, dazu kommt Cellulite an den Oberschenkeln, meine erschlafften Oberarmmuskeln werden weiterwinken, wenn ich schon längst aufgehört habe, und mein Kopfhaar wird sich um circa fünfzig Prozent reduzieren. Wimpern und Augenbrauen ebenso. Dafür werden borstige Hexenhaare da wachsen, wo man sie nicht haben will. Stand letztens in einer Zeitschrift. Was im Körper einer Frau ab vierzig passiert.«
    »Heulsuse«, erwiderte Liz. »Du hast dann immerhin fast erwachsene Kinder. Du warst wenigstens verheiratet. So wie ich das einschätze, werde ich noch viele Bräute vor den Altar treten sehen, aber mich wird da niemand hinbekommen. So sieht’s aus.«
    Natalie wusste nicht, was sie hätte erwidern können.
    »Aber das macht auch nichts«, fuhr Liz fort. »Denn Liebe ist nichts anderes als eine Krankheit. Ein Infekt! Holt man sich wie einen Schnupfen. Vergeht aber wieder schnell, vor allem, wenn es nichts Ernstes ist.«
    »Ach Lizzi …«
    »Du weißt das doch genauso gut wie ich, und Mama auch. Wenn man verliebt ist, wird man blind, man redet Stuss, man glaubt an Dinge, über die man bei gesundem Menschenverstand nur lachen würde. Und wenn man ernsthaft daran erkrankt, dann ist so ein Beinbruch, wie ich ihn hier habe, dagegen ein Witz. Große Liebe führt unweigerlich zu Amputationen, begleitet von lebenslangen, bösen Phantomschmerzen, gegen

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