Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
Vom Netzwerk:
schon, dass es gut gelaufen ist. Schauen Sie nur, das sind die Gute-Besserungs-Dankeschön-Grüße von den Winters. Wie kann ich Ihnen bloß danken!«
    Liz war ganz außer sich vor Freude, dass Annemie mit den Winters allem Anschein nach so gut zurechtkam und sie so zufrieden mit Hochzeitsfieber waren. »Ich mache Sie noch zur Partnerin, wenn das so weitergeht!«
    Annemie lächelte froh, aber sie war weit entfernt davon, in Liz’ übermütige Stimmung einzufallen. Sie blieb auch nicht allzu lange, denn zu Hause wartete Arbeit, auf die sie sich bereits seit Tagen freute: die Wiesenblumen-Hochzeitstorte für Frau Hartmann. Sie hatte schon alles dafür vorbereitet, die verschiedenen Teigböden waren gebacken und das Marzipan in unterschiedlichen Farben eingefärbt. Heute Abend würde sie in Ruhe vor sich hin werkeln können. Nach all diesen Tagen des Hin- und Herfahrens zwischen ihrer Wohnung, Hochzeitsfieber, dem Krankenhaus und der Gärtnerei, all dem Reden, Telefonieren und Planen war sie heilfroh, einen gemütlichen Abend mit ihrem Zuckerzeug in der Küche verbringen zu können.
    Ihre Wohnung empfing Annemie in vertrauter Stille. Nach all den glamourösen Orten, die sie heute gesehen hatte, die sie eingeschüchtert hatten und bei denen sie sich gefühlt hatte, als wäre sie vollkommen fehl am Platz, kam ihr ihre Wohnung winzig und bescheiden vor. Sie hatte nun ständig mit Menschen zu tun, die auf eine so selbstverständliche Art unglaublich viel Geld hatten, während ihre knappe Haushaltsrechnung immer gerade mal aufging. Meist legte sie sich monatlich etwas zurück, falls die Waschmaschine ihren Geist vorzeitig aufgab oder etwas mit ihren Zähnen war. Man konnte ja nie wissen. Das Geld, das sie mit den Torten verdiente, war immer ein willkommenes Extra. Eine neue Backform für zwanzig Euro, eine neue Bluse für fünfunddreißig Euro. Fünfunddreißig Euro! Das gaben die Kunden von Hochzeitsfieber, ohne mit der Wimper zu zucken, für ein Gläschen Sekt zwischendurch aus. Und das, was sie wöchentlich für Essen ausgab, reichte bei Nina Winter gerade mal für ein einzelnes Abendessen. Annemie seufzte. Noch nie war sie dem Leben ihrer Liebesromanfiguren mit Champagner bei Sonnenuntergang und riesigen Blumensträußen näher gewesen, und nie hätte sie gedacht, dass man dabei unzufrieden werden könnte.
    Doch sobald sie sich die Schürze umgebunden und ihr Zuckerbäckerzeug zurechtgestellt hatte, fühlte sie sich wieder genau richtig.
    Sie rollte Scheiben von weißem Zuckerfondant aus und bezog die gefüllten Kuchenplatten damit, die sie zu einer zweistöckigen Torte aufeinandergeschichtet hatte. Sie formte Veilchenblüten aus violett gefärbtem Marzipan und drückte winzige orangefarbene Zuckerperlchen in ihre Mitte, aus rosa Marzipantalern fiederte und schnitzte sie Gänseblümchenblätter und hörte nicht auf, bevor sie fedrig und echt aussahen, dazwischen setzte sie blaue Kügelchen, die sie zu Traubenhyazinthen formte, sie rollte unzählige Grashalme und Blätter und Blättchen, die sie als Wiesenhintergrund zwischen den Blüten verteilte, bis die Torte aussah wie ein blühendes Wiesenkunstwerk. Josephine Hartmann würde sich freuen, dessen war sie sicher.
    Als sie spätabends müde ins Bett ging und wieder einmal einschlief, bevor sie ihren Liebesroman überhaupt in die Hand genommen hatte, dachte sie noch kurz, bevor der Schlaf sie umfing, dass ihr Leben momentan schöner war, als es ein Liebesroman je sein konnte.
    Am Morgen des Hochzeitstages von Josephine Hartmann, die Annemie gebeten hatte, bitte mit dabei zu sein, als »mütterliche Unterstützung«, wie sie etwas verschämt lächelnd gesagt hatte, öffnete sich plötzlich die Tür von Hochzeitsfieber, und die ältere Frau Hartmann betrat den Laden. Lange nicht so schwungvoll und dominant wie noch vor wenigen Tagen. Und sie sah auch nicht so gut aus wie damals. Vielmehr konnte man ihr ansehen, wie es ihr zugesetzt hatte, dass ihre Tochter offensichtlich bereit war, ohne sie zu heiraten.
    Trotzdem versuchte sie als Erstes, Annemie herunterzuputzen. Was das eigentlich für eine Art sei, als Hochzeitsplanerin nicht alles daranzusetzen, die Familie zusammenzuhalten. Und wo diese Kapelle nun sei, es ginge ja wohl kaum an, dass sie als Brautmutter dort nicht zugegen war, und warum ihre Interessen eigentlich so komplett ignoriert wurden?
    Annemie versuchte ganz ruhig zu bleiben und bat Frau Hartmann, Platz zu nehmen. Sie setzte sich ebenfalls an den Tisch,

Weitere Kostenlose Bücher