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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Malou
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zu den vielfach dunklen Augen und Haaren ein zauberhafter Anblick.
    Auf dem Marktplatz wird an einem großen Stand Essen verteilt: So wie früher San Barnabas Essen an die Armen verteilte, so bekomme ich jetzt für zwei Euro ein großes Stück Brot mit Fleisch und gekochten Paprika, warm, und dazu einen Becher Rotwein — schließlich befinde ich mich in der Rioja! Ich freue mich über das unverhoffte »Geschenk« und spare mir so das Abendessen. Weiter laufe ich durch die Stadt, bewundere den Festumzug mit Musik, die von zwei Musikbühnen in der Stadt ausgestrahlt wird, und um 23.00 Uhr genieße ich noch ein unverhofftes Feuerwerk. Als ich danach im Bett liege, wird in der Stadt noch lange weitergefeiert, doch ich will morgen früh um 6.00 Uhr aufbrechen und sollte jetzt Ruhe finden.

7. Tag:
    Logroño — Navarrete (12 km), 11. Juni

    Morgens, als ich um 6.30 Uhr starte, ist es schon warm. Ich laufe aus der Stadt, die gerade von den schmutzigen Überresten des letzten Abends gereinigt wird, in Richtung Navarrete. Der Weg ist dieses Mal eben, recht gut ausgebaut, doch zum Teil noch nass von den Gewitterschauern der letzten Tage. Der nasse Lehmboden klebt an meinen Schuhen, und ich muss aufpassen, dass ich nicht ausrutsche.
    Am Wegesrand blühen wieder die von mir so bewunderten Feld- und Wiesenblumen, und ich kann mich nicht satt sehen daran. Ich blicke über weite Täler, leicht hügelige Weinberge mit roter Erde, auf denen die Weinpflanzen wie Zinnsoldaten stehen. Am Stausee vorbei, Naturschutzgebiet als Biotop, sehe ich einen Otter zweimal unter den Büschen vorbeihuschen. Was für eine einzigartige Natur!
    Immer wieder mache ich kleine Pausen, um vor allem zu trinken und meinen Rucksack abzusetzen, rede fast immer mit vorbeilaufenden Pilgern aus aller Welt. Einige kenne ich schon, zumindest vom Sehen, und so fällt die Begrüßung etwas herzlicher aus. Mein Rücken ist vom Rucksacktragen immer nass geschwitzt, und ich versuche bei jeder Pause, in der Sonne sitzend, etwas zu trocknen.

    Die Zeit vergeht, bei fast ebener Strecke, die ich mühelos mit meinen Walking-Stöcken bewältige. Mein Rucksack und ich, wir passen inzwischen zusammen, seit er leichter geworden ist und ich den Tipp eines anderen Pilgers beherzige und den Rucksack so aufsetze, dass der Gurt eng in der Taille zusammengezogen wird, sodass meine Hüftknochen das Gewicht des Rucksackes tragen. Es muss eben alles gelernt werden!
    Im Laufe des Tages stelle ich fest, dass ich mehrere Stellen an meinem Körper habe, die jucken. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich kleine rote Pünktchen, die inzwischen durch das Kratzen mit roter Haut unterlegt sind. Sollten das etwa Flohstiche sein? Es sieht ganz so aus, dass ich in meiner letzten Unterkunft Flöhe in meinem Bett hatte. Eine ziemlich eklige Vorstellung, jedoch kann ich nun nichts mehr daran ändern. Ich kann nur hoffen, dass die Folgen davon möglichst schnell wieder verschwinden.
    Gegen 11.00 Uhr komme ich unversehens an eine Holzhütte, in der etwas verkauft wird. Bei näherem Hinsehen bemerke ich, dass es hier einen Pilgerstempel gibt und dass Kekse, Äpfel und Kirschen an Pilger verschenkt werden. Welch ein Luxus, denn es gibt auch wieder einen Brunnen, sodass ich alles bekomme, was ich brauche. Ich mache Pause und fühle mich beschenkt und verwöhnt — ein schönes Gefühl! Der dafür zuständige Mann mit dichtem, weißem Vollbart spricht mich an, wobei die Verständigung so leidlich funktioniert.
    Auch andere Pilger machen hier Rast, sodass sich einige Gespräche entwickeln. Schließlich schenkt mir mein Gönner noch eine kleine Kalebasse — einen kleinen Zierkürbis als Symbol für Wasser und Wein, handsigniert mit Ort und Datum — und ich verabschiede mich gerührt. Mit: »Buen camino!«, küsst mich dieser freundliche Mann auf beide Wangen, und nachdem ich noch ein Foto gemacht habe, laufe ich weiter.
    Von weitem sehe ich bald Navarrete auf der Anhöhe vor mir liegen, doch der Weg bergauf zu diesem kleinen Ort zieht sich endlos in die Länge. Die Sonne scheint, es ist heiß, und ich habe keine Lust und keine Kraft mehr.
    In Navarrete angekommen, suche ich Quartier. Erste Pension: 19,00 €, zweiter Versuch: 20,00 €; alles erscheint mir zu teuer. Noch immer kann ich mich nicht entschließen, in die Pilgerherberge zu gehen, es reicht mir, was ich bisher gehört habe: schmutzig, voll, laut, dreistöckige Betten ohne Leiter, Schlafsäle für 38 Personen usw. Vor allem ist mir auch nicht klar,

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