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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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leben zu können. Hast du schon eine Ahnung, wann deine Eltern hier sein we r den?“
    Erstaunt schaute sie zu ihm auf. Das waren Worte, die sie nicht von ihm erwartet hätte. Allerdings schien en ihm diese Worte i r gendwie unangenehm zu sein, denn so schnell wie er das Thema angeschni t ten hatte, hatte er es schliesslich mit der letzten Frage wieder gewechselt. Sie beschloss, nicht weiter darauf einzugehen und ihm einfach zu s a gen, was er wissen wollte . „Nein , ich weiss nicht wann sie ankommen . Ich hatte lediglich eine Nachricht, dass sie sich auf den Weg machen wü r den, mehr weiss ich noch nicht.“
    „Hat deine Mutter erwähnt, mit welchem Verkehrsmittel sie anre i sen werden?“
    „Sie sprach vom Auto. Ob sie allerdings den Eurotu n nel nehmen oder ob sie mit der Fähre übersetzen, weiss ich nicht. Aber so wie ich meine Mutter kenne, hat sie sich für den Tunnel en t schieden. Ihr ist unter der Erde wesentlich wohler, als auf dem Meer. Sie neigt leicht zur Se e krankheit. Da hilft es auch nicht, wenn man ihr erklärt, dass man den Seegang durch das Gewicht der Fähre nicht wirklich spürt. Das Wi s sen, sich auf dem Wasser zu befinden reicht aus, um ihr ein sanftes Grün ins Gesicht zu za u bern. “
    „Von London nach Nizza durch den Eurotunnel. Das ist eine lange Reise. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber wäre es nicht einf a cher gewesen, den nächstmöglichen Flug zu b u chen?“
    „Ich schätze, wenn alles richtig gut läuft, brauchen sie ung e fähr 14 bis 16 Stunden. Einen Flu g hätten sie erst morgen gehabt , was b e deutet, sie hätten bis dahin einfach ruhig warten müssen und das hätte n weder meine Mutter noch mein Vater ausgehalten. Sie mussten sich b eschäftigen, um sich abzulenken . W enn dieser B e schäftigungsdrang eine sec h zehnstündige Autoreise zur Folge hat, dann ist das eben so. “ Sie lächelte ihn schief an. „Es klingt ve r rückt, ich weiss, aber so sind sie nun mal .“
    „Weißt du, ich finde diese Aktion nicht verrückt. Eher beneide ich dich um den Ak tionismus, den deine Eltern an den Tag legen, wenn es darum geht, der Familie beizust e hen.“
    Jetzt wurde sie wirklich neugierig. Aber sie konnte sich vorste l len, dass er zurückkrebsen könnte, wenn sie ihn falsch ansprach. Le i der kannte sie ihn aber erst seit gestern, weshalb sie nicht wusste, wie sie es richtig anpacken sollte. Also sagte sie: „Deine Eltern würden doch b e stimmt dasselbe tun.“
    „ Jaja , bestimmt. Ich muss dann mal zurück. War nett mit dir zu pla u dern und vielen Dank für den Kaffee. Ich melde m ich, wenn ich Ne u igkeiten habe.“
    Beth fluchte innerlich, das waren also nicht die richtigen Worte gew e sen , aber zumindest wusste sie jetzt, dass dieses Thema ein heikles Pflaster war. Nur brachte ihr dieses Wissen jetzt nichts mehr. „Ist gut. Da n ke.“
    Jérémie wandte sich zum gehen, dann drehte er sich noch einmal um. „Klingt abgedroschen, aber ich sag es trotzdem. Kopf hoch, das wird schon wieder.“ Diesem Spruch folgte ein aufmunter n des Lächeln und dann war er weg.
    Ja, es klang abgedroschen und auch furchtbar hohl. Wenigstens hatte er seine Manieren nicht völlig ve r gesse n. Beth schaute in die Ric h tung, in die er weggegangen war und sie fragte sich, ob er sich des sen b ewusst war, wie viel er bereits von sich preisg e geben hatte. Er hatte das , was in ihm vorging , indirekt angesprochen. Denn nur j e mand , der sich selbst in einer ähnlichen Lage wieder gefunden hatte, konnte ihre gegenwärtigen Emotionen so treffend formulieren. Wie dem auch sei, es ging sie ja eigen t lich nichts an.
     
     

Kapitel 11
     
    Jérémie kam sich vor wie ein Vollidiot. Was konnte sie dafür, dass sie einen Wunden Punkt getroffen hatte? War das ein Grund, seine gesamte Erziehung zu vergessen und sie einfach stehen zu lassen? Nicht einmal eine Erklärung hatte er sich ausgedacht! Wie der Hit z kopf , den er einst war, war er getürmt . Solche Ausrutscher konnte er sich nicht leisten. Schliesslich musste er beruflich mit ihr ve r kehren und wie sollte sie ihn als erprobten, professionellen Gesetzeshüter akze p tieren, wenn er bei der geringsten Erwähnung seiner Familie davonrannte? Irgendwie musste er das wieder hi n biegen. Die Frage war nur wie… Bevor er sich eine Erklärung einfallen lassen konnte, machte sich sein Handy bemerkbar . Er erkannte die Nummer der Notfallzen trale. „ Inspecteur Jérémie Russeau “ , m eldete er sich mit der gewohnten Rout i ne.

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