Wenn nichts mehr ist, wie es war
stieg auf der Beifahrerseite ein und wa r tete, bis Paul neben ihm Platz genommen hatte. Erst jetzt bemerkte er die schmutzige Taschenlampe auf dem Armat u renbrett. „Paul?“
„ Inspecteur ?“
„Was haben S ie mit ihrer Tasche n lampe angestellt ?“
„Nun, sie ist mir aus der Hand gerutscht. Der Regen, S ie wissen schon.“ Paul wollte sich nicht vor se i nem Chef die B lösse geben, zu erzählen, dass er vor Schreck die Taschenlampe fallen gela s sen und die Suche nach ihr in der darauffolgenden Dunkelheit beinahe vergeblich gewesen wäre, weil er gezittert hatte wie Espe n laub.
Jérémie befand die Geschichte für etwas dünn, fragte aber nicht weiter nach. Seine gesamte Konzentration wollte er auf die fo l gende Konfrontation richten. Die Ablenkung durch Pauls Fah r künste war dann aber doch zu gro s s .
„Paul, welchen Wald meinten S ie noc h mal?“
„Er ist nicht mehr im Wald.“
„Was soll das heissen? Zu uns g e bracht habt ihr ihn auch nicht. A lso , wo ist er?“
„Krankenhaus.“
Jetzt verstand Jérémie nichts mehr. „Weshalb im Kra n kenhaus? Was zur Hölle ist passiert?“
„Ich habe Herrn Henry Depruit mit den Füssen nach unten von einem Baum baumelnd gefunden. Sofort trommelte ich die Suc h trupp s aus der Umgebung zusammen und…“ Paul unterbrach sich, riss das Lenkrad herum und steuerte den Wagen beinahe ung e bremst um eine Stra s senecke. Überrascht griff Jérémie nach der nächstbesten Möglichkeit um sich festzuhalten. „…sorgte dafür, dass man Henry vorsichtig he r unterholte. Er war bewusstlos, aber sein Genick schien nicht gebrochen und ich konnte einen schw a chen Puls ertasten. Abgesehen davon machte es den Anschein, dass Unterkühlung drohte. Ich funkte die nöt i gen Rettungskräfte an und begann an Ort und Stelle mit Wiederbelebungsmassna h men. Diese führten aber zu keinem akzeptablen Resu l tat.“
„ Okay . Wissen S ie, ob er inzwischen ansprec h bar ist?“
„Leider habe ich keine Ahnung.“
„Rasen wir in diesem Affentempo durch die Strassen, weil wir nicht wissen, ob er überhaupt überlebt?“
„So ist es.“
Mit quietschenden Reifen brachte Paul das Auto vor dem Kra n kenhaus zum Stehen. Mit etwas weichen Knien befreite sich Jérémie aus dem Sicherheitsgurt und stieg aus. „Sind Sie einst Rallye s gefa h ren?“
„Nein, warum?“
„ Sollten Sie aber. Könnte sein, dass S ie den ein oder anderen Preis a b stauben.“
Am Emp fang des Krankenhauses wiesen sich die beiden Polizi s ten aus und erfuhren, wo genau in der Notaufnahme sich der G e suchte befand und wie man dorthin kam. Da die Untersuchungen und die l ebensrettenden Massnahmen noch in vollem Gange w a ren, blieb i h nen nichts andere s übrig, als zu warten, bis ein Arzt auftauchte, der zuständig genug aussah, um ihnen mitzute i len, was Sache war. Kaum war Jérémie das d ritte Mal den Gang hinunte r gelaufen, flog eine der Fl ü geltüren auf und ein Herr im weissen Kittel trat ihm entgegen.
„ Inspecteur Russeau , stimmts?“ Der Arzt war gross g e wachsen und das Silbergrau an seinen Schläfen liess auf ein gewisses Alter , wie aber auch einen hohen Erfahrungswert schlie s sen.
Jérémie trat auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. „Stimmt. Wie geh t es dem Pat i enten ?“
„Nun, er lebt. S o gesehen hatte er gro sses Glück.“ Der Arzt hielt kurz inne. „ Obwohl, von seinem Standp unkt aus ges e hen ist es wohl eher Pech.“
„Können wir mit ihm sprechen?“
„Leider nein. Er liegt im Koma, aber seine Vitalfunktionen sind s o weit gut, es ist also nur eine Frage der Zeit, bis er aufwacht.“
„Da lässt sich nichts machen. Können S ie mir wenig s tens sagen, wo sich die Kleidung und die Dinge die er bei sich hatte, befi n den?“
„Natürlich, ich werde sofort veranlassen, dass S ie diese Sachen b e kommen.“
„ Dann warten wir in der Empfang s halle. V ielen Dank für Ihre Hilfe.“
„Schon in Ordnung.“ Der Arzt ging wieder seiner Wege und ve r anlasste die Aushändigung von Henrys persönlichen Gegenstä n den , um sein Versprechen einz u lösen.
Sobald der Arzt ausser H örweite war, wandte sich Jérémie an Paul. „Was meinen S ie, warum hat er das g e tan?“
„Wer? Was?“ Verständnislos starrte Paul Jérémie an.
„Henry, sich aufgehängt?“ , z ischte Jérémie leicht entnervt z u rück.
„Ach so! Ich weiss nicht…“ Paul dachte kurz nach. „Elisabeth Clement ist nicht so leicht zu beseitigen, wie es ihre Tante
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