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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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in die Kaffeekasse der Schwestern.
    Wie den kostbarsten Schatz der Welt trug ich unser Kind zum Taxi. Nebeneinander auf der Rückbank sitzend, betrachteten Bernd und ich staunend das winzige rosige Gesichtchen unserer kleinen Tochter. Keiner von uns warf einen Blick zurück auf die schäbige Backsteinklinik, die wir nun hoffentlich nicht mehr so bald betreten mussten.
    Bernd spürte sein Töchterchen heute zum ersten Mal live! Vorher hatte er Anja ja nur durch die Scheibe des Aquariums sehen können, verunstaltet von Schläuchen und Maschinen. Jetzt glitt seine Fingerkuppe zärtlich über Wangen und Näschen, das zitternde Kinn, die eng anliegenden Öhrchen und die runden Ärmchen unseres Kindes. Freudestrahlend betrachtete ich seinen Vaterstolz, und zum ersten Mal überkamen mich jene Glücksgefühle, die andere Mütter gleich nach der Geburt empfinden. Es war eine überwältigende Mischung aus Stolz, Dankbarkeit und Freude.
    Zu Hause angekommen, benahmen wir uns wie die Kinder.
    Jeder wollte das Baby im Arm halten. Wir stellten uns mit Anja vor den Spiegel und versuchten zu begreifen, dass wir nun tatsächlich Eltern waren.
    »Komm, wir ziehen sie im Kinderzimmer erst mal aus!«
    »Hoffentlich erkältet sie sich nicht!«
    »Nein, es ist eingeheizt, ich will sie doch nur mal anschauen!«
    »Ich doch auch!«
    »Vorsicht, die Ärmchen!«
    »O Gott, Wahnsinn, ich habe sie doch noch nie angefasst!«
    »Oh, wie die riecht! Riech mal, hier …«
    »Nicht, dass sie weint!«
    »O ist die süß!«
    »Schau dir das an, diese Fingerchen … Da ist ja wirklich alles dran!«
    »Ja was glaubst DU denn! Natürlich ist an unserm Kind alles dran!«
    »Guck mal, diese winzigen Zehen!«
    »Hast du schon mal so was Perfektes gesehen?«
    Bernd beugte sich zärtlich über unsere Tochter und zählte andächtig alle zehn Finger- und Zehennägel. Er war so rührend stolz und glücklich! Ich liebte ihn in diesem Moment wie nie zuvor.
    »Pass auf das Köpfchen auf! Du musst es stützen, so …«
    »Schau doch mal dieses Bäuchlein! Wie rund und prall!«
    »Guck mal, der Nabel. Wie winzig! Oh, sie pupst!«
    »Weißt du, wie das mit der Windel geht?«
    »Nein! Du?«
    » DU hast doch aufgepasst im Mutti-Vorbereitungskurs!«
    »Da haben wir an einer steifen Porzellanpuppe geübt, und das ist schon so lange her … Vorsicht, sie kackt!«
    »Oje, wie kann so was Kleines so stinken!«
    »Hast du ein Geschäft gemacht, Anja? Oh, was haben sie dir bloß eingetrichtert?«
    »Lass den Quatsch, das sind ganz normale Muttermilchblähungen!«
    »Meinst du, sie haben ihr die Milch anderer Muttis gegeben?«
    »Na, deine wird nicht gereicht haben. Ist doch egal. Jetzt ist sie rund und kerngesund.«
    »So, jetzt niest sie! Daran bist DU schuld!«
    »Gib her, ich wickle sie in die Decke.«
    »Noch besser, du stillst sie gleich. Schließlich muss sie sich erst an dich gewöhnen.«
    Während ich das Mäuschen zärtlich an meine Brust drückte, machte sich Bernd geistesgegenwärtig in der Küche zu schaffen. Er bereitete ganz selbstverständlich ein Fläschchen zu – nur für den Fall, dass ich nicht genug Milch haben würde. »Doppelt hält besser!«, rief er lachend über die Schulter. »Falls unsere Madame richtig Kohldampf schiebt!«
    »Saug doch, Süße, saug doch!«, sagte ich währenddessen zu dem winzigen Köpfchen, das da an meinem Busen kämpfte. Sofort kamen wieder die furchtbaren Erinnerungen an meinen ersten Stillversuch in der Klinik hoch. Elke hatte den Notfallknopf gedrückt. Hier gab es keinen!
    Anja rang schon wieder nach Luft, hustete mit ih rem hohen, heiseren Stimmchen, verdrehte die Augen, verfärbte sich.
    O Gott, bitte nicht schon wieder!
    » BERND !«, brüllte ich in Panik.
    Und schon kniete mein Mann neben mir. »Keine Panik, Angela. Ganz ruhig. Ihr müsst euch erst aneinander gewöhnen. So, kleine Anja, jetzt versuchen wir es mal mit der Flasche. Vorsicht … Ist noch zu heiß …«
    Wie ein alter Hase hielt er die Flasche prüfend an seine Wange und ließ dann einen Tropfen Säuglingsnahrung auf sein Handgelenk laufen. Dann streckte er die Flasche hinaus auf den Balkon in die kühle Luft, während ich unser röchelndes Kind ungeschickt in den Armen wiegte: »Es erstickt mir, Bernd, es erstickt!« Ich bekam selbst kaum noch Luft vor lauter Angst.
    »Ganz ruhig. Es erstickt nicht. Gib es mir mal!«
    Bernd trug unsere Tochter behutsam durch die Wohnung, sprach auf sie ein, küsste unaufhörlich ihr Köpfchen. »Siehst du, sie beruhigt

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