Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
erwähnte ich, dass Lion Publishing eine Neuauflage meines Buches produzieren wolle. »Sie müssen ein Kapitel über Zwangsgedanken schreiben«, war ihre spontane Reaktion. »Sie erwähnen es in Ihrem Buch, aber es ist so wichtig, dazu muss es mehr geben.«
Abigail hatte große Angst vor Panikattacken gehabt, und sie wurde von Zwangsgedanken gepeinigt, dass sie anderen schaden könnte. Beides hatte ihr große Sorgen bereitet; glücklicherweise war sie nun frei davon. In der nächsten Woche dachte ich über Abigails leidenschaftliche Bitte nach. Ich zögerte nicht, ihren Rat in die Tat umzusetzen. Offensichtlich war dieser Aspekt für sie sehr hilfreich gewesen, und er fehlte in der ersten Auflage des Buches. Ich kam zu dem Schluss, dass sie Recht hatte. Panikattacken und Zwangsgedanken basieren beide auf Angst und verursachen großes Leid, und manchmal ist es schwer, das eine vom anderen zu trennen. Also begann ich, diesen Anhang zu planen und zu schreiben.
Murphys Gesetz
Wenn Sie ein leckeres Marmeladenbrot essen wollen und es aus Versehen fallen lassen, landet es immer auf der Marmeladenseite. Das ist Murphys Gesetz: Was schief gehen kann, geht schief.
Es gibt allerdings eine Ausnahme: Wenn Sie versuchen Murphys Gesetz jemandem zu demonstrieren, landet das Brot immer mit der Marmeladenseite nach oben. Wenn Murphys Gesetz sich in Ihrem Kopf festgesetzt hat, verstehen Sie schon viel von ungewollten Zwangsgedanken. Viele Menschen, die unter Panikattacken leiden, sind nicht von Zwangsgedanken betroffen, also müssen sie auch nichts darüber lesen. Aber wenn Sie das Gefühl haben, Sie sollten mehr darüber wissen, lesen Sie weiter.
»Obwohl du dieses Lied hasst, wirst du es wochenlang summen«
Beinahe jeder Mensch kennt die Erfahrung, dass er das Lied summt, das ihn am meisten nervt. Der Nummer-1-Hit »The Chicken Song« aus der Fernsehserie »Spitting Image« aus dem Jahr 1986 enthält die Textzeile: »Obwohl du dieses Lied hasst, wirst du es wochenlang summen.« Und sie hatten Recht: Wir haben es wochenlang gesungen! Angstmachende Bilder im Fernsehen oder schmerzliche Lebenserfahrungen haben die Tendenz, in den unpassendsten Momenten wieder in unserem Kopf aufzutauchen. Zwangsgedanken sind im Grunde eine Übertreibung dieser normalen Erfahrungen von Murphys Gesetz, und sie tauchen meistens verstärkt auf, wenn der Betroffene unter Stress steht, müde oder erschöpft ist. Sie werden zum Problem, wenn man sich vor ihnen fürchtet.
Nehmen wir zum Beispiel eine Frau, die mit einem Messer etwas klein schneidet und plötzlich den Gedanken hat, sie könnte ihr Kind damit erstechen. Sie liebt ihr Kind, und es wäre das Allerletzte, was sie tun würde, aber sie hat Angst, dass sie diesen Gedanken in die Tat umsetzen könnte. Immer wenn sie in Zukunft ein Messer anfasst, wird der Gedanke oder Impuls, dass sie ihr Kind erstechen könnte, wiederkehren. Schließlich wird sie die Angst davon abhalten, ein Messer in die Hand zu nehmen, wenn das Kind in der Nähe ist. Wenn ihr klar würde, dass es nur ein dummer Gedanke war, und sie ihn ignorieren würde, könnte er sich nicht zu solch einer Angst entwickeln, die ihr Leben einschränkt.
Zwangsgedanken sind häufig auf die Zukunft gerichtet: Dinge, die ich tun könnte, Gedanken, die ich in die Tat umsetzen könnte. Eine andere Form der zwanghaften Gedanken basiert auf der Vergangenheit: Habe ich dies oder jenes getan? Ein sehr normaler Gedanke ist: »Habe ich das Licht ausgeschaltet/das Gas ausgestellt/die Haustür abgeschlossen?« Und es ist normal, das noch einmal zu überprüfen – aber nur einmal. Wenn der Gedanke – der Zweifel – immer wiederkehrt, auch wenn man es bereits drei- oder viermal überprüft hat, dann drängt sich dieser Gedanke in das Leben des Betroffenen hinein.
Eine extremere Version davon ist die Geschichte eines Patienten, der sich beim Autofahren hundertprozentig konzentrieren musste. Wenn seine Gedanken für ein paar Sekunden abschweiften, dann musste er umdrehen und die Strecke noch einmal abfahren. Denn er musste überprüfen, ob er nicht jemanden angefahren hatte, während er sich nicht auf die Straße konzentriert hatte. Den meisten Menschen ist klar, dass solche Gedanken dumm und übertrieben sind und nicht der Realität entsprechen, aber sie fühlen sich genötigt, die Sache zu überprüfen – nur für den Fall, dass sie eingetreten sein könnte.
Zwangsgedanken können folgende Formen annehmen:
– Gedanken über Handlungen, die
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